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Gewerbesteuer: Werra-Meißner-Kreis hat die geringsten Einnahmen in Hessen

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Von: Emily Spanel

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Der Werra-Meißner-Kreis liegt laut der jüngsten Aufstellung des Hessischen Statistischen Landesamtes (Stand: 2. Februar 2023) auf dem landesweit letzten Platz, was die Einnahmen aus der Gewerbesteuer angeht.
Der Werra-Meißner-Kreis liegt laut der jüngsten Aufstellung des Hessischen Statistischen Landesamtes (Stand: 2. Februar 2023) auf dem landesweit letzten Platz, was die Einnahmen aus der Gewerbesteuer angeht.  © Symbolfoto: Jens Wolf/dpa

Der Werra-Meißner-Kreis liegt laut der jüngsten Aufstellung des Hessischen Statistischen Landesamtes (Stand: 2. Februar 2023) auf dem landesweit letzten Platz, was die Einnahmen aus der Gewerbesteuer angeht.

Werra-Meißner – 38.157.845 Euro werden in der Statistik als Einzahlungen aus der Gewerbesteuer (brutto) als Jahressumme 2022 ausgewiesen. Damit liegt der Werra-Meißner-Kreis in den absoluten Zahlen noch hinter dem Odenwaldkreis (41.988.010 Euro) und beispielsweise auch deutlich hinter dem Nachbarlandkreis Hersfeld-Rotenburg (132.518.579 Euro).„

Es ist so, dass der Werra-Meißner-Kreis bei der Betrachtung absoluter Zahlen auch in den vergangenen Jahren in der Landesstatistik auf dem letzten oder den hinteren Plätzen lag“, sagt Dr. Lars Kleeberg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Werra-Meißner-Kreis, auf Anfrage unserer Zeitung.

Aber: Die Zahlen müssten in Relation zu den Jahren und Zahlen der anderen Landkreise gesetzt werden, um die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen korrekt beurteilen zu können. „Wir kommen zwar von einer relativ geringen Basis, haben uns aber von Jahr zu Jahr positiv entwickelt“, relativiert Dr. Lars Kleeberg. So liege der Landkreis im Durchschnitt der vergangenen Jahre im Mittelfeld in Hessen (2015 zu 2022: 154 Prozent, Platz 14 von 26 in Hessen), was die Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen betreffe. Und setze man die Zahlen ins Verhältnis zu zum Beispiel den Lebenshaltungskosten vor Ort, dann ziehe der Landkreis mit vielen anderen gleich beziehungsweise liege sogar vor diesen. „In Bezug zu den Miet- oder Immobilienpreisen liegt der Landkreis etwa unter den Top-50-Landkreisen bundesweit“, sagt Dr. Lars Kleeberg.

Als Wirtschaftsförderer schaue er deshalb sehr optimistisch in die Zukunft: Die Bevölkerungs- und Beschäftigtenzahl wachse, es ziehen mehr Menschen in den Kreis als weg, und auch die Geburtenrate steige. Die künftige Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen schätzt er deshalb auch als „weiter steigend“ ein.

Großbetriebe in urbanem Raum ansässig 

Hohe Gewerbesteuereinnahmen schlagen stark in urbanen Räumen – etwa dem Rhein-Main-Gebiet – zu Buche, da dort oft Großbetriebe als Gewerbesteuerzahler verortet sind. Das ist im Werra-Meißner-Kreis nicht der Fall: Die Wirtschaftsstruktur ist von vielen kleinen, mittelständischen Betrieben geprägt. Diese Kleinbetriebe sind häufig keine Kapitalgesellschaften und profitieren weiterhin teilweise von Gewerbesteuerfreibeträgen und reduzierten Steuersätzen.

„Ansiedelungsanfragen nehmen zu“

Die Botschaft der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) ist eine deutliche: „Der Werra-Meißner-Kreis ist schön. Leider schauen wir oft zu sehr auf die Risiken und Probleme als auf unsere Chancen und das, was wir schon alles erreicht haben.“

WFG-Geschäftsführer Dr. Lars Kleeberg betont, dass die Gewerbesteuer-Einnahmen wichtig seien – „aber es ist uns auch wichtig, den Werra-Meißner-Kreis als Wohnstandort nicht zu vernachlässigen. Denn auch Menschen, die hier wohnen, tragen zur Stärkung der Wirtschaft vor Ort bei.“

Der Landkreis sei aufgrund der Bundesautobahn 44 und der zentralen Lage in Deutschland interessanter geworden. Das verdeutliche die gestiegene Anzahl von Ansiedelungsanfragen. „Des Weiteren setzen wir aber auch mit den Kommunen und Städten bei unseren Bestandsbetrieben an.“ Der Fokus liege darauf, diese zu unterstützen und bei der Weiterentwicklung zu fördern. Weiterhin werde versucht, regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken.

Bei den Neuansiedlungen aber habe der Werra-Meißner-Kreis mit enormen Herausforderungen zu kämpfen – anders als andere Landkreise in Hessen. „Wir können aufgrund topografischer Einschränkungen, insbesondere entlang der neu entstehenden A 44 – enge Täler, stark ansteigende Flächen, viel Wald, viele landwirtschaftliche Flächen – die Zahl der Flächen, die wir zukünftig im gesamten Landkreis noch für neues Gewerbe nutzen können, an zwei Händen abzählen. Dann ist Schluss.“

Hinzu komme, dass durch die Flutkatastrophe im Ahrtal Überschwemmungsgebiete neu angepasst wurden, sodass beispielsweise die Wehre bei Waldkappel oder die Netra im Ringgau künftig die Größe noch möglicher Gewerbegebiete weiter einschränken, ja sogar an den Stellen ausschließen, an denen es vorher möglich gewesen wäre.

Entsprechend wird versucht, ehemalige Industrieflächen beziehungsweise Bestandsflächen mit Priorität wieder neu zu besiedeln: zum Beispiel die ehemalige Kaserne in Sontra oder ehemalige Industriestandorte in Witzenhausen oder auch in Hessisch Lichtenau.

Die Unternehmen werden dabei anhand nachhaltiger Kriterien, die nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziale Aspekte umfassen, ausgewählt.

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