Traumberuf Försterin: Lilli Eggerling absolviert Praktikum im Forstamt Wehretal

Arbeiten, wo andere Ruhe suchen, mitten in der Natur. Lilli Eggerling hatte schon früh einen ganz konkreten Berufswunsch: Sie möchte Försterin werden. Deshalb hat sich die 18-jährige Bischhäuserin für ein Fachoberschul-Praktikum beim Forstamt Wehretal entschieden.
Reichensachsen – Seit September und noch bis zum Juli erhält sie hier vertiefende Einblicke in eine fordernde Tätigkeit, die höchste Ansprüche stellt. Des Försters Beruf spielt zwar im Wald, ist aber ein weites Feld: Förster benötigen ein breites Wissensspektrum. Neben den Naturwissenschaften spielen auch Ingenieurs-, Gesellschafts-, und Wirtschaftswissenschaften eine Rolle. Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, die Jagd und Holzernte zu organisieren, Waldwege zu pflegen, Flächen aufzuforsten und Wildbret zu vermarkten. Lilli Eggerling lernt, wie man in großer Höhe den Durchmesser eines Baumes misst, wie gesund ein Baum ist oder in welcher Hierarchie Bäume zueinanderstehen.
„Nicht ganz so romantisch, wie sich ihn viele vielleicht vorstellen“, sei der Beruf, sagt Lilli Eggerling mit ihrem sympathischen Lächeln. Schließlich gehöre immer auch ein großer Teil Büro- und Verwaltungsarbeit dazu. Trotzdem ist sie sich sicher mit ihrer Wahl. Und sie leistet Überzeugungsarbeit: „Wenn ich von meinem Berufswunsch erzähle, sind viele erstaunt, wie breit gefächert er ist. Das weckt Interesse und macht neugierig“, so die engagierte Bischhäuserin, die die Beruflichen Schulen in Eschwege besucht.
Willensstärke und Durchsetzungsvermögen
Neben ihrer Naturverbundenheit bringt die 18-Jährige auch Willensstärke und Durchsetzungsvermögen mit. Denn als „Männerdomäne“ will sie das Berufsbild Förster nicht mehr verstehen: „Wir Frauen können das genauso gut“. Und ja, es gehöre auch dazu, bei Wind und Wetter draußen zu sein, sich den Weg auch mal durch unwegsames Gelände zu bahnen – etwa um Bäume für den Holzeinschlag zu markieren oder deren Gesundheit zu prüfen. Sie macht interessierten Frauen Mut und rät, sich zum Beispiel über Praktika einen ersten Eindruck von der Berufspraxis zu verschaffen.
Hoher Stellenwert der Ausbildung
Sehr angetan von Lilli Eggerlings außergewöhnlichem Engagement ist das Team des Forstamtes Wehretal. Ihre Arbeit sei eine Bereicherung, lobt Dietrich Bräuer, Bereichsleiter Dienstleistung und Hoheit. Und: Ihr Berufswunsch sei insofern erstaunlich, als dass FOS-Praktikanten ihren Schwerpunkt üblicherweise auf die Verwaltungsarbeit legten.
„Es macht Freude, wenn ein junger Mensch erkennt, wo er hin will – unter anderem dafür bieten wir die Fachoberschul-Praktikumsplätze an.“ Das Forstamt Wehretal bemühe sich sehr um qualifizierten Nachwuchs und misst der Ausbildung einen hohen Stellenwert bei. „Es gibt auch in unseren Berufszweigen einen enormen Bedarf an Fachkräften, der sogar noch steigen wird“, prophezeit Dietrich Bräuer.
Das liege auch am hohen Durchschnittsalter der Forstleute. In den kommenden Jahren werden viele von ihnen in den Ruhestand gehen. So soll Lilli Eggerling Einblicke in möglichst viele Bereiche bekommen – egal, ob zur Biberrettung unterwegs mit dem Naturschutzbeauftragten Tibor Pohle-Strube, als Buchführerin und Treiberin bei den Jagden oder bei der Auswahl von „Zukunftsbäumen“ mit dem Forstwirtschaftsmeister.
Und noch einen Vorteil gibt es: Lilli Eggerling ist nie allein, sondern hat ihren English Springer Spaniel Eddie immer an ihrer Seite. Der Jagdhund ist im Forstamt nicht nur geduldet, sondern sehr gern gesehen.
Ausbildung, Studium, Anwärterzeit: Der anspruchsvolle Weg in den Forstberuf
Wer Revierförster werden und Fach- und Führungsaufgaben übernehmen will, kann statt oder nach der Ausbildung Forstwirtschaft an der Fachhochschule studieren. Im gehobenen Dienst, also für Revierleiter im öffentlichen Wald, wird ein Studium an einer Fachhochschule mit einjähriger Anwärterzeit vorausgesetzt. Angehende Forstamtsleiter müssen ein Universitätsstudium und ein Referendariat absolvieren. An den Hochschulen geht es ums Management. Wer die Themenbreite schätzt und wissenschaftlich arbeiten möchte, sollte an die Universität. Auf der anderen Seite ist das Studium an der Fachhochschule näher an der Praxis. Der Jagdschein ist in den meisten Forstverwaltungen Einstellungsvoraussetzung für den Vorbereitungsdienst für den höheren und gehobenen Forstdienst.
Von Emily Hartmann