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FWS-Forum: Meteorologe Sven Plöger zeigt aktuellen Stand und Lösungen zum Thema Klimawandel auf

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Von: Tobias Stück

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Das Thema Klimawandel kam an: Bis auf den letzten Platz war die Aula der Friedrich-Wilhelm-Schule am Donnerstagabend gefüllt.
Das Thema Klimawandel kam an: Bis auf den letzten Platz war die Aula der Friedrich-Wilhelm-Schule am Donnerstagabend gefüllt. © Stück, Tobias

Mit seinen Vorträgen verfolgt Sven Plöger ein klares Ziel. Er wolle den Klimawandel einordnen, weil in einer „medialen Schnitzelwelt“ derzeit viel durcheinandergehe.

Eschwege – Dabei helfe es nicht, Angst und Panik zu verbreiten, man dürfe aber auch nichts schönreden. Plöger erklärte den Besuchern des FWS-Forums, „wo wir gerade stehen“. Und die saugten die Informationen eines gleichermaßen eloquenten und unterhaltsamen Wissenschaftlers auf.

Wo stehen wir?

„Es wird beschleunigt wärmer, das zeigen die Statistiken und Modelle“, erklärte Plöger den Besuchern. Als Referenz nimmt der Meteorologe das vorindustrielle Zeitalter an. Eine Erderwärmung der Durchschnittstemperatur von 5 bis 6 Grad, wie sie früher angenommen wurde, sei vom Tisch. Aber auch ein Plus von 4 Grad Celsius sorge dafür, dass man auf der Erde nicht wirklich leben könne. Aber auch die Reduzierung der Erwärmung auf 1,5 Grad sei nicht realistisch und werde nach aktuellen Berechnungen 2026 gerissen. Derzeit (2021) liege die Erhöhung der Durchschnittstemperatur bei 1,2 Grad Celsius. Gehe es so weiter, gehen die Wissenschaftler von einem Plus von 2,7 Grad aus.

Doch schon diese Erwärmung sorge für ein großes Problem. Die Eisflächen an Nord- und Südpol, in Skandinavien oder den Alpen würden unweigerlich schmelzen. Zuletzt hatte der Thwaites-Gletscher in der Antarktis für Aufsehen gesorgt. Er hat ungefähr die Fläche Österreichs und eine wichtige Funktion. Zusammen mit dem Pine-Island-Gletscher wirkt er als „Bremsklotz“ für den viel größeren westantarktischen Eisschild. Allein das Schmelzen das Thwaites-Gletschers würde einen Anstieg des Meeresspiegels von 65 Zentimetern bedeuten, so Plöger. Rund 180 Millionen Menschen auf der Welt lebten seinen Angaben zufolge auf Landflächen, die sich auf einer Meereshöhe von unter einem Meter befänden. „Und die müssen ja dann irgendwo hin“, sagte Plöger.

Das ist das FWS-Forum

Geboren wurde die Idee des FWS-Forums im Jahre 2015 anlässlich des 175-jährigen Jubiläums. Mit namhaften Persönlichkeiten aus der Kultur, Wissenschaft und Öffentlichkeit möchte die Schule in die Stadt hineinstrahlen, sodass die FWS noch mehr zum Treffpunkt von Kultur und Lehre sowie ein Ort des Austausches wird. FWS-Lehrer Reiner Herich organisiert die Abende mit hohem persönlichen Einsatz, um die namhaften Gäste nach Eschwege zu locken. Neben Sven Plöger waren hier auch der Autor Bastian Sick, der Schauspieler Dominique Horwitz oder der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff zu Gast. Schüler und Kollegium übernehmen Technik und Bewirtung.

Und auch das Verschwinden des sogenannten ewigen Eises in den Alpen habe Auswirkungen. Das Gebirge verliere an Stabilität. Außerdem würden mit diesem Wasser zahlreiche Flüsse gespeist. Bleibt das Wasser aus, fielen die Transportwege für einen Großteil der Waren weg. Auch die Kühlung von Atomkraftwerken könne nicht mehr gewährleistet werden, verwies Plöger darauf, dass diese Kraftwerke auf lange Sicht nicht infrage kämen. Ende des Jahrhunderts könnte das Eis der Alpen bereits verschwunden sein. „Der Klimawandel zeigt sich in den Alpen komprimiert.“

Das Thema Klimawandel kam an: Bis auf den letzten Platz war die Aula der Friedrich-Wilhelm-Schule am Donnerstagabend gefüllt.
Das Thema Klimawandel kam an: Bis auf den letzten Platz war die Aula der Friedrich-Wilhelm-Schule am Donnerstagabend gefüllt. © Stück, Tobias

Durch solche Ereignisse werde der Klimawandel haptisch also greifbar. Auch die Dürren der viel zu trockenen Sommer 2018 bis 2022 seien ein Indiz. Wenn die Böden oberflächlich auch gut durchnässt seien, fehle das Wasser in 1,80 Meter Tiefe deutlich. „Und trotzdem wird noch nicht ausreichend gehandelt.“

Was kann man tun?

Eine Verbesserung der Technik und Veränderung von Verhaltensweisen seien die nächsten Ansätze. Nichts zu tun, sei die schlechteste aller Alternativen, fasst Plöger zusammen. Deswegen schwelle ihm bei Aussagen wie „Deutschland allein kann die Welt nicht retten, sollen doch erst mal die anderen anfangen“, der Kamm. Jeder habe seinen Anteil. Den Ansatz, den Plöger vertritt: „Wir brauchen etwas, bei dem alle weltweit mitmachen.“ Dabei zielt er auf die Marktwirtschaft ab, denn Klimaschutz sei ein „Jahrhundertgeschäft“. Die Marktwirtschaft müsse ertüchtigt werden. „Es muss sich marktwirtschaftlich lohnen, die Umwelt nicht zu verschmutzen.“ (Tobias Stück)

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