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Porträt: Hänselsänger Günter Heese steht seit 42 Jahren auf der Narrenbühne

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Von: Harald Triller

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Zusammen auf der Abschiedsbühne: Sontras „Obernarr“ Günter Heese mit Ehefrau Monika und Tochter Lisa Marie.
Zusammen auf der Abschiedsbühne: Sontras „Obernarr“ Günter Heese mit Ehefrau Monika und Tochter Lisa Marie. © Foto: Torben Schneider/nh

Günter Heese, der „Obernarr“ von Sontra, ist ein Karnevalist durch und durch. Er steht seit 42 Jahren als Karnevalist in Sontra auf der Bühne.

Sontra – Günter Heese und die Redewendung „…vor dem Herren“ könnten nicht artverwandter sein, denn das altertümliche Sprichwort steht, als Verlängerung an ein Substantiv, für „ganz und gar“. Und wahrlich, der „Obernarr“ von Sontra ist ein Karnevalist durch und durch. Allein die Anzahl der Jahre seines ehrenamtlichen Wirkens im Bereich der Narretei, in denen er die Mitmenschen auf lustige und schelmische Weise in die humorige Welt mitgenommen hat, drücken diesbezüglich seine Verdienste aus, die speziell in der unruhigen Gegenwart so wichtig, so bedeutsam sind.

27 Jahre Vorsitzender

Mit der Gründung der Hänselsänger 1991 übernahm Günter Heese den Vorsitz, ehe ihn 2018 nach 27 Jahren Bernhard Walter beerbte. Die Hänselsänger gab es schon vorher. „Wir gehörten als Gesangsgruppe der Karnevalssparte der SG Sontra an und suchten mit tiefgründigen Argumenten die Eigenständigkeit“, gibt Günter Heese zu verstehen, dass er bereits 1981 diesem Team angehörte und somit seit 42 Jahren als Karnevalist in Sontra auf der Bühne steht.

Alte Weggefährten

Nach gesundheitlichen Problemen sowie der zweijährigen Pandemie-Zwangspause hat er sich zurückgezogen, was die Hänselsänger im Anschluss an die Prunksitzung am 11. Februar zum Anlass genommen haben, ihren langjährigen Chef mit einem eigens für ihn getexteten Lied zu verabschieden. „Das ging mächtig unter die Haut, besonders, als mein Nachfolger Bernhard Walter meine langjährigen Weggefährten Volker Hühnert, der mir einen aus Holz gebauten Hänselsänger mitgebracht hat, Jürgen Klier, Andreas Schindler, Jörg Sobek, Michael Himpel und unseren Techniker Pierre Hühnert auf die Bühne holte. Da hatte ich schon ein wenig Pippi in den Augen. Aber für die Tränen schäme ich mich nicht, denn ich war tief beeindruckt“, hält er es allerdings mit Trude Herr, die mit Wolfgang Niedecken und Tommy Engel „Niemals geht man so ganz“ gesungen hat. „Natürlich bleibe ich ein Hänselsänger, Vorstandsarbeit bleibt tabu, aber ich schließe, wenn es gesundheitlich passt, die Rückkehr in die Bütt nicht aus.“

1979 wechselte der Diplom-Bauingenieur von einem Büro in Felsberg für 35 Jahre bis zur Pension ins Rathaus nach Sontra und war zwei Jahre später das erste Mal aktiv im Karneval dabei. Sein Großcousin Dietrich Hofmann nahm ihn mit zur SG Sontra, wo er schon 1982 zum Sprecher der Karnevalisten gewählt wurde. „Hineingeschnuppert in die Narretei habe ich schon als junger Bursche in meinem Geburtsort Gilfershausen, wo auch auf vielen Ebenen gefeiert wurde und noch immer wird“, erzählt der 71-Jährige und erinnert sich an seinen ersten Auftritt in der Bütt, bei dem ihn 1982 Karl-Heinz Bill, der spätere musikalische Leiter der Hänselsänger, mit der Gitarre begleitet hat.

23 Jahre gute Partner

Mit dem Beginn der Eigenständigkeit trat Günter Heese 1992 und 1993 als „Kümmel und Korn“ mit Bernd Weißmantel auf, auch ein Jahr mit Holger Fischbuch folgte, ehe ab 1995 für 23 lange Jahre bis 2017 Ingo Hartmann als „Die zwei Veilchen“ an seiner Seite stand. Schließlich folgten noch drei Auftritte bis zur Pandemiepause als „Schnapsdrossel und Schluckspecht“ mit Gaby Pfaff-Siebert.

Auch auswärts aktiv

Beim Vorsitzenden sind alle Drähte zusammengelaufen: „Ich konnte mich immer auf beste Unterstützung verlassen, aber sämtliche Organisationen rund um den Karneval, bei Fahrten, Wanderungen, dem Mitwirken an Festzügen in Sontra, bei Stadtfesten oder bei Weihnachtsmärkten landeten allerdings auf meinem Tisch“, geht Günter Heese auch auf auswärtige Auftritte ein. So wurden nachhaltige Glanznummern im HKZ in Rotenburg, bei der Salatkirmes in Germerode, bei Faschingsvergnügen in Jestädt oder Gilfershausen sowie beim Hessentag 1986 in Herborn dargeboten.

„Eine besondere Freude haben mir die Fischbuch-Brüder beschert. Detlef hat anfangs am Schlagzeug gesessen und gehörte von 1989 bis 2002 auch als Sänger in unseren Kreis, Holger war von 1994 bis 1999 – sogar als Bänkelsänger – festes Mitglied in unserem Ensemble“, kann Günter Heese mit großem Stolz auf die Anfänge der beiden exzellenten Musiker blicken, die zunächst bei den Dorrenbergern als Musica Vulgaris mit mittelalterlicher Folklore bestachen und heute als Lusejungen sogar beim Open Flair in Eschwege für Schlagzeilen sorgen.

Wenn der langjährige Vorsitzende von seiner Hänselsängerzeit spricht, dann rückt immer wieder der Name Karl-Heinz Bill ins Bild: „Ohne ihn, ohne seine selbst geschriebenen Lieder, ohne seine musikalische Vielfalt hätten wir nie zu diesem karnevalistischen Höhenflug ansetzen können“, schwärmt Günter Heese und bedauert, „dass er seit 2018 nicht mehr unter uns ist.“

Familie mit im Boot

Und der leidenschaftliche HSV-Fan, der in seinem Geburtsort Gilfershausen einst auch die Fußballschuhe geschnürt hat, wurde stets von der Familie unterstützt: „Meine Monika war immer dabei und gehörte der Hänselsänger-Frauengruppe an. 1986 haben wir Hochzeit gefeiert und 1988 ist mit Lisa Marie unser großes Glück geboren, die genauso karnevalsverrückt wie ihr Papa ist und sich 2004 mit nur 15 Jahren erstmals auf die Narrenbühne wagte“, bilanziert Günter Heese, dass er alles wieder so machen würde, um Menschen mit Spaß und Klamauk zu beglücken. (Von Harald Triller)

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