Porträt: Andreas Wagner aus Eschwege fliegt seit seinem 15. Lebensjahr

Eschwege – Andreas Wagner kommt förmlich ins Schwärmen, wenn er von seinem liebsten Hobby spricht: „Ja, der Flugsport ist faszinierend, beim sanften Gleiten über unsere Heimat wird bei der Betrachtung aus der Vogelperspektive die ganze Schönheit offenkundig. Und der Reiz des Fliegens vermittelt jeden Tag neue Gefühle, weil du permanent anderen Bedingungen ausgesetzt bist.
Aber immer wieder kannst du die Kraft der Lüfte spüren und genießen.“
Der mittlerweile 63-Jährige ist in einer Familie aufgewachsen, die sprichwörtlich mit dem Flugsport verheiratet ist. Vater Heinz, der als Pionier 1950 zu den Gründern des Eschweger Luftsportvereins gehörte, stand über Jahrzehnte in der Verantwortung und wirkte an der ständigen Weiterentwicklung entscheidend mit. Und Bruder Martin hat als Pilot sein Hobby sogar zum Beruf gemacht.
Mit 15 begonnen
„So bin ich 1974 mit 15 Jahren zwangsläufig zur Fliegerei gekommen“, erklärt Andreas Wagner, der bereits seit 1982 als Kassierer im Vorstand ist. „Ich hatte den Beruf des Bankkaufmannes gelernt und wurde somit vergattert“, erinnert er sich an die anfänglichen Berichte zur Jahreshauptversammlung, die er aus Gründen von Nervosität von seinem Vater hat verlesen lassen.
Mit den Jahren hat Andreas Wagner, der natürlich die Kriterien mit Bravour erfüllt hat, die die einzelnen Flugscheine verlangten, viel Erfahrung gesammelt und sich ein gutes und ehrenamtliches Standing aufgebaut. „Und so bin ich tatsächlich 2005 in die Fußstapfen meines Vaters getreten, der nach 15 Jahren als Vorsitzender das Amt gewissermaßen auf direktem Weg an mich übertragen hat“, kann der 63-Jährige von sich behaupten, dass er das Erbe im Sinne der Vorfahren bis in die Gegenwart fortführte. Wörtlich: „Ich habe respektvoll auf unsere Legenden Heinz Müller, Edi Fröhlich, Hans Bräutigam, Fritz Koch, Kalle Reinl und natürlich meinen Papa aufgeschaut, denn es verdient, dass wir erhalten und verwalten, was sie geschaffen haben.“
Familiäres Miteinander
Ebenfalls mit großer Anerkennung blickt Andreas Wagner auf seinen intakten Vorstand, hebt das stets familiäre Miteinander sowie die bei diesem Hobby nötige intensive Zusammenarbeit hervor und reiht in diese Kette die drei Fluglehrer, die 35 Aktiven sowie die rund zehn Flugschüler mit ein. Stolz kann er sein, dass in seiner Ägide ein Motorsegler sowie die Segler ASK 25, die Twin Astir und zur Schulung die ASK 21 angeschafft wurden.
Das Vereinsgelände
Besonders beleuchtet der ELV-Vorsitzende das Vereinsgelände am Stauffenbühl: „Ich behaupte, dass es in seiner Ausdehnung, seiner außergewöhnlichen Lage und Beschaffenheit sowie in der Vielfalt seiner Möglichkeiten zu den Schönsten in Hessen zählt.“ Wenn er von sogenannten Wellenflügen über die Blaue Kuppe, den Hunsrück, den Meißner, die Hessische Schweiz, den Heldrastein oder die Plesse sowie von Überlandflügen bis zu den Alpen spricht, dann verwandelt sich sein Gemütszustand in seelische Geborgenheit. Und beim abendlichen Austausch mit den Kollegen spiegeln sich die traumhaften Tageserlebnisse wider, die ohne Frage auch einen Ausgleich zum beruflichen Alltag bescheren. Der Sparkassenfachwirt gibt klar zu verstehen, dass er seinen Beruf sehr gerne ausübt und als Leiter der Zweigstelle in Abterode eine tiefe Verbundenheit mit den Kunden pflegt.
Auch auf die zuletzt schweren Unfälle geht er ein: „Sie haben uns komplett heruntergezogen, uns im tiefsten Inneren schmerzlich belastet“, spricht Andreas Wagner an dieser Stelle für sein gesamtes Vorstandsteam.
Angetan hat es ihm auch der Fußball und sein Verein, die Spielvereinigung Eschwege 07. „Ich war ein Spätstarter, habe erst mit 21 Jahren begonnen, aber mit der Unterstützung der großartigen Trainer Hapke, Degenhardt und Zinngrebe habe ich den Weg in die erste Mannschaft gefunden und war sogar in unseren Glanzjahren in der Landesliga Kapitän“, weiß er zu berichten, dass die Verquickung zwischen den beiden Hobbys im wahrsten Sinne des Wortes fliegende Wechsel vom Sportplatz zum Flugplatz verlangten.
Letztes Tor mit 57
Die Erinnerung an sein letztes Pflichtspiel in der zweiten Mannschaft wird ewig bleiben: „Mit 57 Jahren habe ich an der Seite meines Sohnes Jonas, der eigentlich Handballer ist, aber ausgeholfen hat, gegen FSA II gespielt und das 1:0-Siegtor erzielt.“ Noch heute gehört er dem Altherrenteam an, „das von einer tollen Gemeinschaft getragen wird. Zum Training sind jeden Montag 13 bis 16 Spieler auf dem Platz, die im Bedarfsfall bei Spielen der Zweiten aushelfen“, sagt Andreas Wagner, dass er auch hier Verantwortung trägt, als Bindeglied zwischen Team und Vorstand fungiert.
Der Familienmensch
Kraft für seine vielfältigen Ehrenämter tankt er in der Familie: „Mein Ehefrau Ute, die ich 1988 geheiratet habe, hält mir vorbildlich den Rücken frei und unterstützt mich da, wo ich Hilfe benötige“, schwenkt er zu den Töchtern Lea und Jana, die sich mehr dem Reitsport verschrieben haben, und Sohn Jonas, der erfolgreicher Kreisläufer beim Handball-Landesligateam des ETSV ist.
Abschließend wagt er einen Blick ins nächste Leben: „Das würde ich wie mein Bruder angehen und das Fliegen zum Beruf machen.“ (Von Harald Triller)