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Die Schweinepreise steigen und liegen aktuell bei 2,28 Euro

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Von: Eden Sophie Rimbach

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Schweine im Schweinestall schauen durch ein Gitter
Die Preise für Schweinefleisch liegen mit 2,28 Euro auf e dem höchsten Stand seit 30 Jahren. Doch viele Halter haben bereits aufgegeben. © Marijan Murat

Doch viele Landwirte im Kreis haben die Haltung bereits aufgegeben.

Werra-Meißner – Mit 2,28 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht erreichen die Schweinepreise einen neuen Höchststand. Laut Uwe Roth, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Werra-Meißner, sei das zwar ein Licht am Horizont, doch Anreiz zum Aufstallen oder der Wiederaufnahme eines Betriebs werde die Steigerung nicht sein.

Der Preis von 2,28 Euro sei die höchste Dotierung der vergangenen 30 Jahre, erinnert sich Roth. Deutschlandweit habe es aber aufgrund der vorherigen Preisentwicklungen auf niedrigem Level zahlreiche Landwirte gegeben, die die Schweinehaltung aufgaben. Auch im Werra-Meißner-Kreis sei das der Fall.

Gewandelt habe sich der Weltmarkt insofern, dass die Nachfrage in China weniger geworden sei. Die in Deutschland abgebauten Plätze baue man in Spanien wieder auf. Wie Agrarheute berichtet, sinkt die Schweinehaltung in Europa trotz starken Abbaus in Deutschland nur entsprechend leicht.

„Die Zuversicht, dass die Schweinehaltung wirklich wieder lukrativ wird, ist nicht da“, beobachtet Roth, der selbst 600 Stallplätze für Schweine hat. Die Zahl der Ferkelerzeuger im Kreis sei auf vier bis fünf größere Betriebe gesunken. Andererseits gebe es viele Schweinehalter, die wenige Tiere zur eigenen Schlachtung halten.

„Die übrigen Faktoren, die die Schweine beeinflussen, sind geblieben“, setzt Roth dem gestiegenen Schweinepreis entgegen. Zwischenzeitlich habe man als Landwirt etwa 40 Euro pro Schwein verloren, was sich allein auf die Versorgungskosten ohne die Arbeit des Landwirts bezieht.

Das erlebte auch Borris Degenhardt aus Obedünzebach. Von einst 220 Sauen reduzierte er seinen Bestand um etwa 90 Prozent. Nun möchte er wieder aufstocken, habe sich diese Option bereits vor einem Jahr offengehalten. Zeitlich bedeutet das, dass es im Betrieb ab Juni wieder die ersten Ferkel gibt. Es dauere etwa bis Weihnachten, bis das erste Mastschwein sein Gewicht erreicht hat.

Degenhardt erklärt, dass mit dem Preis für Schlachtschweine auch der Ferkelpreis steige. Allerdings spielten für die Halter auch Preise für beispielsweise Gas und Getreide eine Rolle. Die deutlich gestiegenen Preise für Mineralstoffe, Eiweiß, Dünger, Diesel und die Impfstoffe für einen Grundschutz der Tiere nennt Tim Dietrich aus Mitterode als weitere Faktoren. Über den Schweinepreis sagt er: „Jetzt können wir wieder kostendeckend damit arbeiten.“

Schweinehalter machten 2022 Verluste

Seit Mitte Februar 2023 liegt der Schweinepreis in Deutschland laut VAEX – The Livestock Traders bei 2,28 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. In den Jahren 2020 und 2021 lag er durchgängig unter 2 Euro, blieb mehrere Wochen auf dem Tiefstand von 1,19 Euro. Im Durchschnitt betrug der Schweinepreis 1,57 Euro (2020), 1,33 Euro (2021) und 1,81 Euro (2022). Laut Topagrar machten Schweinehalter in Deutschland 2022 insgesamt 1,3 Milliarden Euro Verlust.

Kosten sind in vielen Bereichen gestiegen

Von deutlich gestiegenen Kosten in der Schweinehaltung gegenüber dem nun höheren Schweinepreis von 2,28 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht berichtet Tim Dietrich aus Mitterode. Neben diesen Kosten für Schweinehalter sorge laut Uwe Roth, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands, eine Unsicherheit bezüglich neuer Vorgaben vonseiten der Politik dafür, dass der aktuelle Preis nicht genug Anreiz biete, damit Betriebe aufstallen oder nach einer Aufgabe wieder aufgenommen werden. Die Richtlinien zur Haltung der Tiere und dem Bau der Stallungen könnten sich beispielsweise ein Jahr nach dem Bau eines Stalls wieder ändern. Für Landwirte berge die Investition daher ein zu hohes Risiko.

Borris Degenhardt aus Oberdünzebach erklärt, dass sein 2003 gebauter Stall mit 220 Plätzen nach kommenden Vorgaben für 130 Tiere ausreichen würde. Hintergrund ist, dass pro Schwein mehr Platz zum Bewegen gegeben sein und der Stall dazu umgebaut werden muss. Etwa eine Millionen Euro habe der Bau eines Stalls in dieser Größe vor 20 Jahren gekostet. Inzwischen dürfe sich das auf das Doppelte belaufen. Folglich sei ein solches Gebäude zu schade, um nicht für seinen eigentlichen Zweck genutzt zu werden. Über den Anstieg der Schweinepreise in den vergangenen Wochen sagt er, dass der Lebensmitteleinzelhandel die angehobenen Preise für den Verbraucher lange Zeit nicht an die Erzeuger weitergegeben habe. Nun habe sich der Schweinepreis angepasst.

Tim Dietrich aus Mitterode berichtet, dass einige Landwirte ihre Ersparnisse bei dem Versuch verloren haben, ihre Betriebe in Zeiten niedriger Schweinepreise zu erhalten. Er blickt dabei auf die Fälle von Afrikanischer Schweinepest in Deutschland im Sommer 2021 und die Auswirkungen auf die Preise zurück. Angesichts steigender Kosten für Schweinehalter sagt er, dass der Schweinepreis steigen musste: „Sonst steigen noch mehr aus der Schweinehaltung aus.“

Selbst habe er als einer der inzwischen wenigen Sauenhalter im Kreis stark auf 150 Tiere reduziert. Angesichts der angestiegenen Kosten für Halter entspreche der Gewinn für die Landwirte nun dem von vor mehreren Jahren bei niedrigeren Schweinepreisen. Er erzeugt etwa 75 Prozent des Getreides für seine Tiere vor Ort und erklärt mit Blick auf den Umweltaspekt, dass bei in der Region produzierten Lebensmitteln wie dem Schweinefleisch der weite Transport wegfällt. „Das muss uns viel wert sein“, sagt er über die Produktion von Lebensmitteln. Auch mit Blick auf andere Landwirte sagt er: „Ich mache meinen Beruf gern.“ (Eden Sophie Rimbach)

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