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Emilia und Theodor Stricker aus Eschwege sind seit 65 Jahren verheiratet

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Von: Eden Sophie Rimbach

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Der 19. Januar ist für Theodor und Emilia Stricker ihr eigentlicher Hochzeitstag. Groß gefeiert wurde an diesem Datum vor 65 Jahren, bevor sich das Paar am 4. Februar auch standesamtlich trauen ließ.
Der 19. Januar ist für Theodor und Emilia Stricker ihr eigentlicher Hochzeitstag. Groß gefeiert wurde an diesem Datum vor 65 Jahren, bevor sich das Paar am 4. Februar auch standesamtlich trauen ließ. © Eden Sophie Rimbach

Emilia und Theodor Stricker aus Eschwege blicken auf viele bewegte Jahre zurück. Das Paar feiert am heutigen Samstag (4. Februar) Eiserne Hochzeit.

Eschwege – Im Wohnzimmer vor der Wand mit den Fotos ihrer drei Kinder, sechs Enkel- und acht Urenkelkinder in Eschwege blicken Emilia und Theodor Stricker auf gemeinsame 70 Jahre und eine bewegte Zeit zurück. Beide wuchsen in Nowodolinka (Kasachstan) auf und lebten in derselben Straße, bevor sie 1953 ein Paar wurden und fünf Jahre später heirateten.

Als Tag der Trauung mit großer Feier ist der 19. Januar für sie ihr eigentlicher Hochzeitstag. Standesamtlich heiratete das Paar am 4. Februar. Denn während sie vor dem Zweiten Weltkrieg gut in Kasachstan gelebt hätten, habe sich das ab dieser Zeit geändert. In den 1760er-Jahren waren sowohl die Vorfahren Emilia Isingers als auch die Theodor Strickers von Deutschland aus in das Gebiet an der Wolga gekommen. Die Sprache und Traditionen aus Deutschland seien in den Familien weiterhin präsent geblieben.

An offiziellen Stellen wie in der Schule habe man dann kein Deutsch mehr sprechen dürfen. Der 88-Jährige und die 87-Jährige berichten, dass sie ihr Dorf bis 1954 nicht einfach verlassen durften. Doch im Dorf sei laut Theodor Stricker immer jeder für jeden da gewesen. Drei Jahre lang war der 88-Jährige beim Militär.

„Sie haben immer für die Familie gesorgt“

Von Beruf war er Kraftfahrer, doch die jüngste Tochter des Paares verrät: „Pferde sind sein Herz und seine Seele.“ Mit ihnen arbeitete er bereits als 14-Jähriger, während die 87-Jährige im gleichen Alter auf dem Feld half. Später arbeitete sie als Köchin zuerst in der Landwirtschaft und später in einem Kindergarten, war dann als Melkerin und in einer Gärtnerei tätig.

„Sie haben immer für die Familie gesorgt“, sagt die jüngste Tochter über ihre Eltern. Von 5 bis 22 Uhr haben diese in der eigenen Landwirtschaft gearbeitet, mit der sie die eigene Familie versorgten. Dem 1958 geborenen Sohn und den jeweils zwei und sieben Jahre jüngeren Töchtern habe es an nichts gemangelt.

Für Emilia Stricker, die sich bis heute viel mit der Bibel beschäftigt, blieb das Kochen neben dem Stricken, Häkeln und Backen lange eine Tätigkeit, die ihr viel Freude bereitete. Ihre Lieblingsgerichte: Nudelsuppe und Strudel mit Sauerkraut und Rippchen. „Das war so das typische deutsche Essen“, erklärt die jüngste Tochter, die auch den Vornamen der Mutter trägt. Denn bei dem Strudel handele es sich um ein Gericht, das die Vorfahren der Familie im 18. Jahrhundert aus Deutschland mitbrachten.

Familie bewahrte Dialekt und alte Rezepte

Als die Familie in den frühen 1990er-Jahren wieder nach Deutschland kam, hätte man ihr oft gesagt, dass sie wie ein lebendes Museum sei. Denn Rezepte, Lieder und die Sprache behielten die Familien aus der Zeit bei, in der ihre Vorfahren an der Wolga ankamen.

Bis heute erzählen Emilia und Theodor Stricker viel aus ihrer Vergangenheit und erinnern sich an die Lieder von früher. Gemeinsam mit ihrem Freundeskreis aus insgesamt sieben Paaren sangen sie früher viel. Die jüngste Tochter erinnert sich: „Da hast du sogar als Kind nicht getobt, sondern wolltest hören, was sie da singen.“

Sie erzählt auch, dass es immer der Wunsch ihrer Großmutter gewesen sei, noch einmal nach Deutschland zu kommen. Mit 96 Jahren war sie dabei, als die Familie zunächst in Bad Sooden-Allendorf wohnte. Vor fünf Jahren zog das Paar nach Eschwege, um näher bei der Familie zu sein, freut sich heute besonders über Besuch der Enkel- und Urenkelkinder, bei denen der jüngste noch keine zwei Jahre alt ist. Die Tochter beschreibt das Paar als zufrieden, sie lache viel gemeinsam mit beiden. (Eden Sophie Rimbach)

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