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Auferstehung, Grüne Soße und der Osterhase: Darum feiern wir Ostern

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Von: Theresa Lippe

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Das wichtigste Fest im christlichen Kirchenkalender: Das Osterfest fällt jedes Jahr auf ein anderes Darum. In diesem Jahr wird der Ostersonntag am 9. April gefeiert. Symbolfoto: Danny Lawson/dpa bildfunk
Das wichtigste Fest im christlichen Kirchenkalender: Das Osterfest fällt jedes Jahr auf ein anderes Darum. In diesem Jahr wird der Ostersonntag am 9. April gefeiert. © Danny Lawson/dpa bildfunk

Auferstehung, Grüne Soße und der Osterhase – stellvertretender Dekan Ralph Beyer erklärt, warum Christen Ostern feiern und warum es der wichtigste Termin im Kirchenjahr ist.

Werra-Meißner – Ostern steht vor der Tür und Christen weltweit feiern das wichtigste Fest in ihrem Kirchenjahr. Es gibt Ferien, Delikatessen und Familienzusammenkünfte – doch warum überhaupt? Wir haben den stellvertretenden Dekan des Werra-Meißner-Kreises, Ralph Beyer, gebeten, zu erklären, was es mit dem Osterfest eigentlich auf sich hat.

Herr Beyer, was wird an Ostern gefeiert?

An Ostern feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod. Das beruht darauf, dass Jesus nach seinem Tod und seiner Beisetzung nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden ist. So berichten es uns erste Zeuginnen in der biblischen Überlieferung.

Was hat es mit den verschiedenen Tagen des Osterfestes auf sich?

Die sogenannte Karwoche beginnt bereits am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern. Dieses Jahr am 2. April. Laut Neuem Testament ist Jesus an diesem Tag auf einem Esel in Jerusalem eingeritten, wo er von der Bevölkerung jubelnd als Messias empfangen wurde. Gewissermaßen als „roter Teppich“ wurden ihm unter anderem Palmzweige auf die Straße gelegt. An Gründonnerstag, dieses Jahr der 6. April, erinnern wir uns daran, dass Jesus seinen Tod hat kommen sehen und ein letztes Mal mit seinen zwölf Jüngern am Vorabend seines Todes das Passahmahl feiern wollte. Dieses Mahl wurde von ihm zu einem Gedächtnismahl an ihn, seine Worte und seine Taten eingesetzt. In dieser Tradition feiern wir noch heute unser Abendmahl in der Kirche.

Es folgen Karfreitag und -samstag. Was bedeutet eigentlich „Kar“?

Am Karfreitag ist Jesus einen qualvollen Tod am Kreuz gestorben. „Kar“ ist eine abgekürzte Form des althochdeutschen Wortes „kara“ und bedeutet ‚Klage, Kummer, Trauer’. Wenn der Tod einen Menschen unmittelbar aus unserem Leben entreißt, haben wir nicht unbedingt als erstes einen Blick voller Hoffnung, dann herrscht eine stille Zeit, eine Zeit, die wir in uns gekehrt sind. Karfreitag und Karsamstag bilden genau diese Zeit der Verzweiflung ab, in der wir kaum Worte haben, wo wir keine laute Betriebsamkeit ertragen können. Das hessische Feiertagsgesetz, das am Karsamstag keine Tanzveranstaltungen zulässt, berücksichtigt genau dieses Empfinden.

Und am Ostersonntag wird dann die Auferstehung Jesu gefeiert?

Genau, wir feiern den Sieg des Lebens über den Tod, denn Jesus ist nach den biblischen Erzählungen am dritten Tag, also Sonntag, wieder auferstanden. Das Grab wurde leer aufgefunden, in der Folge ist er vielen seiner Wegbegleiter erschienen. Das ist das zentrale Ereignis unseres Glaubens. Darin erkennen wir Christen die alte Hoffnung des Volkes Israel als vollendet, nämlich dass da jemand kommt, der den Tod in seiner Endgültigkeit besiegt.

Wieso wird Ostern an keinem festen Datum gefeiert?

Im 4. Jahrhundert hat die Kirche festgelegt, dass Ostern immer auf einen bestimmten Sonntag fällt, den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Der 22. März ist damit der früheste Termin und der 25. April der späteste.

Wie erklären Sie den Namen „Ostern“?

Da gibt es verschiedene Theorien. Einmal ist da die germanische Frühlingsgöttin Eostre, zu deren Ehren im Frühling das Ostara-Fest gefeiert wurde. Möglich ist auch, dass es darauf beruht, dass die Frauen, die an Jesus offenem Grab standen, in Richtung Osten geblickt haben, während sie auf seine Rückkehr warteten. Aus Osten könnte sich mit der Zeit der Begriff Ostern entwickelt haben. Theorie drei besagt, dass der Terminus aus dem germanischen Wasserritus kommt. „Begießen“ heißt im nordgermanischen „austr“. Da sich an Ostern viele Christen taufen lassen, dabei also mit Wasser übergossen werden und sich mit der Christianisierung der Germanen beide Riten vermischt haben, könnte der Name Ostern auch darauf beruhen.

Was kommt an Ostern traditionell auf den Tisch?

Natürlich gibt’s im Werra-Meißner-Kreis – wie wohl in ganz Nordhessen – an Gründonnerstag Grüne Soße! Anderswo gibt es grüne Gerichte mit beispielsweise Grünkohl. Karfreitag ist für Christen der fleischlose Tag, weshalb typischerweise Fisch gegessen wird. Zu Ostersonntag gibt es traditionell Fleisch.

Und Ostereier?

Na klar, egal ob hart gekocht und bunt dekoriert oder aus Schokolade: Das Ei wurde im Christentum zum Symbol für die Auferstehung Jesu. Es hält etwas verborgen: Von außen wirkt es kalt und tot, doch aus dem Inneren erwächst neues Leben. Das Ei steht also symbolisch für das Grab in Jerusalem, aus dem Jesu am Ostersonntag von den Toten auferstanden ist. In der Ur-Christenzeit wurde den Toten sogar ein Ei mit ins Grab gegeben, weil darin ein Leben eingeschlossen ist.

Wieso werden die Ostereier eigentlich vom Osterhasen gebracht?

In der Bibel finden Sie den Osterhasen nicht. Im Jahr 1678 hat der Heidelberger Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau erstmals überliefert, dass der Osterhase Eier gebracht habe. Andererseits war beispielsweise früher Gründonnerstag der Tag, an dem Schulden bei Gläubigern unter anderem mit Eiern beglichen wurden. Hat der Schuldner bezahlt, war er ein freier Mann und kann im Umkehrschluss mit einem freien Hasen verglichen werden, der nicht mehr vom Hund gehetzt wird. (Theresa Lippe)

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