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Eine Oase mitten in Eschwege: Helfer pflegen den Sophiengarten

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Von: Eden Sophie Rimbach

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Recht neu ist die Sitzgarnitur in der Mitte des Gartens. Sie stammt von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Kappeln an der Schlei. Gerhard Wellmann wäscht sie ab und erinnert sich an Rosi Eimler, die die Tische und Bänke lange pflegte. Um eine zweijährige Kletterrose kümmert sich derweil Mitglied Christa Nölker.
Um eine zweijährige Kletterrose kümmert sich Mitglied Christa Nölker. © Eden Sophie Rimbach

Der Sophiengarten auf dem Schulberg in Eschwege ist am Samstag vor einer Woche (22. April) für die kommenden Monate hergerichtet worden. Wir waren beim Arbeitseinsatz dabei.

Eschwege – Wildbienen und andere Insekten summen an dem warmen Frühlingssamstag durch den Sophiengarten. Hauptsächlich das Kratzen der Rechen und das Knacken beim Durchtrennen von Totholz ist zu hören. Zwischen dem Duft der bunten Blumen und der Blüten an den Bäumen mischt sich der von frischer Farbe: Die Holz-Statue der namensgebenden Sophia und Bänke werden neu gestrichen. Im Eschweger Sophiengarten ist gerade Arbeitseinsatz.

„Ich finde, das bürgerschaftliches Engagement eigentlich etwas Schönes ist“, sagt Barbara Emmerich, die gerade der Bank einen neuen Anstrich verleiht, die normalerweise unter einem bewachsenen Metallbogen steht. Oft höre das Mitglied des Vereins Freunde des Eschweger Sophiengartens, dass der Garten ein Aushängeschild für die Stadt sei. Außerdem, so Barbara Emmerich, sei es schön, hier mit den anderen Helfern zusammenzuarbeiten.

14 Menschen richten den Garten beim Frühjahrseinsatz her, neben Gärtnerin Sonja Krug sind es Ehrenamtliche, die Unkraut jäten und sich um Pflanzen und Sitzgelegenheiten kümmern, auch mal etwas zum Überwintern in der eigenen Garage lagern. Bei den Gesprächen der Mitglieder merkt man schnell, wie viel ihnen am Garten liegt. „Der Maulbeerbaum treibt noch nicht“, stellt ein Mitglied nach getaner Arbeit beim Zusammensitzen unter dem großen Schirm fest. Schnell steht eine Helferin auf und wirft einen Blick auf die wenige Meter entfernte Pflanze, versichert den anderen: „Der kommt aber.“

Geschichte

An den von Buchsbaum umrandeten Kräuterbeeten arbeiten Ulrike Bock und Rainer Cziharz. Sie engagiert sich, weil es Spaß mache und „das hier so ein kleiner Paradiesgarten ist.“ Cziharz, der gerade den Weg in Ordnung bringt, fügt hinzu: „Und es drohte mal kaputt zu gehen.“

Auf dem Jakobsweg war Hans-Joachim Bertram unterwegs, als ihn im Juni 2014 eine SMS von Gerhard Wellmann erreichte. Inhalt war die Rettung des Sophiengartens. Der Verein habe zu dieser Zeit kurz vor der Auflösung gestanden. Wellmann war zuvor in den Ruhestand gegangen, setzte sich daraufhin für Garten und Verein ein. Zwei Tage nach Bertrams Rückkehr fand die Mitgliederversammlung statt. Heute ist Wellmann Vorsitzender, Bertram Vorstandsmitglied.

Bis zum Herbst bleibt der große Sonnenschirm stehen, den (von links) Gerhard Wellmann, Hans-Joachim Bertram, Klaus Emmerich und Rainer Cziharz aufstellen.
Bis zum Herbst bleibt der große Sonnenschirm stehen, den (von links) Gerhard Wellmann, Hans-Joachim Bertram, Klaus Emmerich und Rainer Cziharz aufstellen. © Eden Sophie Rimbach

2015 wurde der Garten hinter dem Stadtmuseum hinzugepachtet, Mitarbeiter der Werkstatt für junge Menschen Eschwege rodeten viele Baumstümpfe. Danach wurde dieser Bereich neu bepflanzt und mit der Unterstützung verschiedener Spender gestaltet. Bertram erklärt, dass der Steinkreis das Gesellenstück eines Auszubildenden war. Generell gelte für den Garten: „Die Unterstützungsbereitschaft ist sehr groß.“

Artenvielfalt

Ulrike Bock stellt an den Kräuterbeeten fest, dass sich der Oregano unterirdisch ausgebreitet hat, seine Wurzeln lang geworden sind. Verarbeitet werden die Kräuter nicht. Besonder schön sei es, wenn der Salbei zu blühen beginnt. Über die Kräuter sagt Ulrike Bock mit einem Lächeln: „Die dürfen blühen, für die Bienchen.“ Im Garten zuhause sind viele Arten. Rainer Olßok hat Ende März unter anderem eine Fuchsrote Lockensandbiene und eine zweifarbige Sandbiene beobachtet. Beide Arten seien damit zeitlich zu früh unterwegs gewesen. Olßok befasst sich seit einigen Jahren mit Insekten der Region. Sinnvoll gebaut und bestückt sei seiner Meinung nach die Nisthilfe des Gartens. Beflogen wurde sie im März von Männchen der Gehörnten Mauerbiene.

Beim Arbeitseinsatz werden auch die Nistkästen kontrolliert. Wellmann weiß, dass auch die große schwarze Holzbiene im Garten lebt. Den Freunden des Eschweger Sophiengartens ist es wichtig, die Anlage natürlich zu pflegen. Drei Stunden lang entfernt Ortlind Cziharz Löwenzahn und mehr entlang der Gartenmauer vonseiten der Otti-Werner-Straße, nutzt dabei weder Gift noch Feuer.

Mit Spaß bei der Sache sind (von links) Ortlind Cziharz und Brunhild Trixa-Bertram. Beide pflegen die Wege des Sophiengartens.
Mit Spaß bei der Sache sind (von links) Ortlind Cziharz und Brunhild Trixa-Bertram. Beide pflegen die Wege des Sophiengartens. © Eden Sophie Rimbach

Trockenheit

Im Garten pflegt sie mit Brunhild Trixa-Bertram die Wege. Sie erinnert sich daran, dass im vergangenen Jahr nicht einmal Unkraut wuchs. „Alles war vertrocknet“, sagt sie und erklärt, dass die Blumen zwar Samen abwarfen, die dann aber trocken im Boden lagen. Zum Glück habe sich das nun wieder etwas erholt.

Stark getroffen hat das Nachfolgen eines ziemlich starken Winters auf einen heißen und trockenen Sommer die Rosen. Mit ihnen kennt sich Mitglied Christa Nölker inzwischen besonders gut aus. Kenntnisse über die für das jährliche Rosenfest namensgebenden Blumen hatte sie bereits vor ihrem Engagement im Verein: „Die habe ich mitgebracht und hier erweitert.“ Das Totholz an den Stöcken entdecke man erst im folgenden oder dem übernächsten Jahr.

Wellmann weiß, dass die Rosen des Sophiengartens drei Jahre in Folge unter den Temperaturen gelitten haben. Viele der Stöcke sind eingegangen. Ein Problem: An den Stellen könne erst nach mindestens fünf Jahren wieder eine neue Rose gepflanzt werden. „Aber es wachsen neue nach“, versichert der Vorsitzende. Beispielsweise an den Metallbogen, der zur unteren Ebene führt, wurden zwei neue gesetzt.

Besucher

Während des Arbeitseinsatzes kommen auch Gäste durch den Sandsteinbogen in den Garten. Zwei Frauen nehmen auf der Schaukel Platz, drei weitere Gäste werfen einen Blick in die Bücherzelle. „Das ist eine Oase mitten in der Stadt“, lobt eine der vier Damen, die den Garten nach dem Besuch auf dem Markt betreten, um hier bei einem Eis gemeinsam abzuschalten. „Eigentlich ist jede Ecke schön“, loben die Eschwegerinnen. Der Blick sei immer ein anderer, je nachdem, zu welcher Jahreszeit man hier sei und aus welcher Richtung man komme. Sie loben die vielen Sitzgelegenheiten.

Recht neu ist die Sitzgarnitur in der Mitte des Gartens. Sie stammt von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Kappeln an der Schlei. Gerhard Wellmann wäscht sie ab und erinnert sich an Rosi Eimler, die die Tische und Bänke lange pflegte. Um eine zweijährige Kletterrose kümmert sich derweil Mitglied Christa Nölker.
Recht neu ist die Sitzgarnitur in der Mitte des Gartens. Sie stammt von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Kappeln an der Schlei. Gerhard Wellmann wäscht sie ab und erinnert sich an Rosi Eimler, die die Tische und Bänke lange pflegte. © Eden Sophie Rimbach

Opfer von Diebstählen ist der Garten jedoch laut Wellmann schon mehrfach geworden. Stühle wurden aus dem Garten gestohlen. Zum Schutz davor sind die Bänke besonders schwer. Eine Sitzgarnitur wischt der Vorsitzende ab und erinnert sich dabei an Rosi Eimler, die im Januar verstorben ist. Stets habe sie für die Pflege der Sitzgelegenheiten gesorgt und gern frische Blumen auf die Tische gestellt. Jeder Helfer hat einen Bereich, in dem er sich besonders gut auskennt. Einer mäht regelmäßig den Rasen, ein weiterer findet laut Bertram für jedes Problem eine technische Lösung. Gemeinsames Ziel ist es, den Garten zu erhalten. „Viele kommen her, um sich ein bisschen zu erholen, auszuspannen“, erzählt Ulrike Bock. Sie weiß aber auch: „Ein paar jüngere Leute könnten wir gebrauchen.“ (Eden Sophie Rimbach)

Förderung für den Sophiengarten

Der Sophiengarten liegt im Fördergebiet des Programms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“. Wie Scarlett Grebestein, Pressesprecherin der Stadt Eschwege, erklärt, solle er als historisch wichtiger innenstädtischer Grünraum erhalten und an den Klimawandel angepasst werden. Im Rahmen der Förderung sollen die Wege erneuert, die Trockenmauer instandgesetzt und klimaresistente Gehölze und Sträucher gepflanzt und damit die Insektenvielfalt gestärkt werden. Vor dem Hintergrund der immer trockeneren Sommermonate soll eine Bewässerungsanlage installiert, der Brunnen saniert und die Zisterne erweitert werden. Der Aufenthaltsraum soll insgesamt erneuert und aufgewertet werden. (esr)

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