Fitnessstudio und Stadtwerke erzeugen Strom für neue Sauna teilweise selbst

Das Fitnessstudio „Bewegungsfreiheit“ und die Stadtwerke Eschwege sind eine Kooperation eingegangen, um Strom nachhaltig zu erzeugen. Er soll für die neue Sauna genutzt werden.
Eschwege – Obwohl der Energiepreisschock weitestgehend ausgeblieben ist in diesem Winter, gehen die Stadtwerke Eschwege bei der nachhaltigen Energieerzeugung neue Wege. In Kooperation mit dem dem Fitnessstudio „Bewegungsfreiheit“ am Eschweger Schwimmbad werden für das Espada jetzt Teile der Energie nachhaltig erzeugt. Die Energie, die die Kunden auf den Ergometern freisetzen, wird ab sofort direkt in das Blockheizkraftwerk des Schwimmbads eingespeist.
Die Idee ist zwei Fitnessstudiobesuchern nach dem täglichen Training gekommen, als sie ihre Trainingsdaten ausgewertet haben. 2021 hat Geschäftsführer Jan Giller neue Trainingsgeräte angeschafft. Die modernen Geräte zeichnen die geleistete Wattzahl jeder Einheit exakt auf und speichern sie in einer Cloud „Die Kunden fanden es schade, dass ihre erzeugte Energie einfach so verpufft“, berichtet Jan Giller von der Idee, die zwischen den Jahren entstand. Zusammen mit den Stadtwerken Eschwege wurde jetzt eine Idee entwickelt, diese Energie sinnvoll zu nutzen.

„Wir haben das Anliegen des Fitnessstudios zu einer Projektarbeit unserer Auszubildenden gemacht“, erklärt Johanna Hundeshagen, Sprecherin der Stadtwerke GmbH. Innerhalb kürzester Zeit hatten die Azubis ein Konzept erstellt, wie man die Tretkraft der Sportler in elektrischen Strom umwandeln und direkt in das System des Schwimmbads einspeisen kann. „Wenn alle Ergometer in Betrieb sind, werden hier rund zehn Kilowattstunden Strom erzeugt“, sagt Giller. Berechnungen der Stadtwerke-Azubis zufolge würde das ausreichen, um die neue Textilsauna des Schwimmbads, die bald eröffnen soll, mit Strom zu versorgen.
Ein durchschnittlicher Sportler tritt etwa 200 Watt, ein trainierter Fitnessstudiobesucher schafft für kurze Zeit bis zu 500. „Das belastungsgesteuerte Ergometerfahren kann sehr gut in den Trainingsalltag integriert werden“, sagt Physiotherapeut und Osteopath Jan Giller. Neben dem Wunsch nach mehr Fitness führt das Training auch zu Gewichtsreduktion. Und auch die E-Gym-Geräte der „Bewegungsfreiheit“ wurden über einen Generator so umgebaut, dass die kinetische Energie, die bei der Nutzung der Geräte erzeugt wird, in elektrische Energie umgewandelt wird. Giller hat für seine Mitglieder, die sich in das Programm eingeschrieben haben, spezielle Trainingspläne mit Zielvorgaben entwickelt. „Das gibt auch uns Planungssicherheit“, sagt Oliver Degenhardt vom Service des Espada. „Nichts wäre für uns unangenehmer, als wenn während eines Saunagangs die Temperatur auf einmal drastisch fallen würde.“
Auf Messen ist die Idee, die in Gillers Fitnessstudio geboren wurde, auf reges Interesse im Kollegenkreis gestoßen. „Eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Stadtwerken ist etwas Besonderes, viele meiner Kollegen sind aber an der Eigennutzung zur Senkung der Energiekosten interessiert“, berichtet Giller.
Zur Motivation haben sich die Stadtwerke und „Bewegungsfreiheit“ ein Bonusprogramm für die Mitglieder einfallen lassen. Nach jeder Einheit gibt es für die Teilnehmer ein Glas stilles Wasser gratis. Nach einem Jahr wird abgerechnet. Auf den erfolgreichsten Strampler wartet im nächsten Januar eine geführte Radtour ins finnische Inari. 2750 Kilometer durch Skandinavien, um am nördlichen Polarkreis die Saunakultur Finnlands mit dem Reisigbesen aufzunehmen. „Wir rechnen uns Einsparungen von bis zu 10 000 Euro aus“, sagt Lecke. Da sei solch eine Luxusreise als Prämie das Mindeste.