Frauenhaus im Werra-Meißner-Kreis organisiert sich neu

Das Frauenhaus Eschwege unter der Trägerschaft des Vereins Frauen für Frauen - Frauen für Kinder im Werra-Meißner-Kreis strukturiert sich neu.
Eschwege – Mehr Plätze, Selbstverwaltung und eine fünfte Mitarbeiterin: Das ändert sich für das Frauenhaus in Eschwege. Es befindet sich voraussichtlich bis Jahresende in einer Findungsphase, wie die drei pädagogischen Mitarbeiterinnen erklären. Mit der Umstrukturierung des Vereins Frauen für Frauen – Frauen für Kinder im Werra-Meißner-Kreis ist dieser seit Januar 2023 nur noch Träger des Frauenhauses und zusätzlich der Kulturgruppe.
Zuvor hatten die Zweckbetriebe Frauenhaus, Frauenberatung und Allerleirauh sowie die Angebote Kulturgruppe und Paarberatung dazugehört. Damit ist das Frauenhaus nun selbstverwaltet. Einen ehrenamtlichen Vereinsvorstand gibt es weiterhin. Sabine Theile, Ina Voigt und Petra S. übernehmen als pädagogische Mitarbeiterinnen vorerst zusätzlich Verwaltungsaufgaben für Verein und Frauenhaus. Der Sitz des Vereins bleibt gleich.
Geschichte
Um das Frauenhaus im Kreis zu etablieren, wie Petra S. sagt, wurde der Verein 1990 gegründet. Zwei Jahre später folgte das Frauenhaus mit Standort in Grebendorf und 24 Plätzen. Etwa zeitgleich entstand die Frauenberatungsstelle. Platz für insgesamt zwölf Frauen und Kinder bietet es nun, wurde 2005 nach Eschwege verlegt. Grund dafür waren laut Petra S. die Kürzungen von Frauenhausplätzen und Schließungen im Rahmen der „Operation Sichere Zukunft“ Hessen.
Plätze
Ina Voigt erklärt, dass die Plätze laut Istanbul-Konvention zu wenige sind. Geplant ist die Schaffung von sechs weiteren, sodass 18 Menschen aufgenommen werden können. „Die Belegungszahl ist dieses Jahr extrem hoch“, sagt sie. 16 Frauen und zwölf Kinder fanden seit Jahresbeginn Schutz im Frauenhaus.
Diese Belegung sei 2022 nach einem halben Jahr erreicht gewesen. 2022 hatten rund 75 Prozent der Frauen einen Migrations-, viele von ihnen einen Fluchthintergrund. Seit Januar 2023 blieben Frauen oft nur kurz. Mit der hohen Fluktuation steige auch der Arbeitsaufwand für die Mitarbeiterinnen. Sabine Theile weiß durch den Kontakt mit anderen Frauenhäusern, dass es diese Tendenz nicht nur in Eschwege gibt.
Mitarbeiterinnen
Deutschlandweit gibt es in diesem Jahr ein höheres Budget für Frauenhäuser. Genutzt werden soll es für die Häuser und zusätzlich zur Prävention im Kinderbereich. Neben der Hauswirtschaftlerin mit Minijob und drei pädagogischen Mitarbeiterinnen mit Teilzeitstellen soll eine vierte das Team erweitern. Mit ihr sollen die Kinder jemanden bekommen, der nur ihnen zuhört und ihre Interessen im Team vertritt. Denn es komme auch zu Konflikten zwischen den Bedürfnissen der Mütter und der Kinder im Frauenhaus. Sabine Theile erklärt, dass die Präventionsarbeit wichtig sei, damit Kinder aus Gewaltbeziehungen später nicht selbst Täter oder Opfer werden.
Das Bestehende sichern, es mit den Plätzen erweitern und ein zukunftsfähiger Arbeitgeber werden, wolle man laut Ina Voigt mit der Umstrukturierung. Die inhaltliche Zusammenarbeit mit der Frauenberatung und Allerleirauh werde ebenso wie die mit den weiteren Netzwerkpartnern wie zuvor fortgesetzt. Kontakt zum Frauenhaus: Tel. 0 56 51/3 26 65 oder E-Mail: frauenhaus@frauen-fuer-frauen-im-wmk.de (Eden Sophie Rimbach)
Häufige Fragen
Dürfen die Frauen das Haus verlassen?
Natürlich, erklären die Mitarbeiterinnen. Frauen, die im Frauenhaus leben, haben mit diesem einen Mietvertrag. Jede Frau dort hat einen Schlüssel zum Gebäude und zu ihrem Zimmer. Für das Frauenhaus gelten gewisse Regeln für das Zusammenleben und damit es ein Schutzraum bleibt. Beispielsweise darf die Adresse nicht preisgegeben und kein Besuch empfangen werden.
Ist der Aufenthalt dort kostenfrei?
Nein. Wie Ina Voigt erklärt, sind nur sehr wenige Frauenhäuser in Deutschland kostenfrei. Im Werra-Meißner-Kreis zahlen Frauen pro Tag einen bestimmten Betrag. Selbstzahlerinnen übernehmen die Kosten selbst, bei anderen werden sie vom Jobcenter getragen. Laut Petra S. ist es seit langer Zeit eine Forderung der Frauenhäuser, diese kostenfrei zu machen.
Wie lange bleiben Frauen?
Im Schnitt sind es drei Monate. Petra S. erklärt, dass sich dieser aus Aufenthalten von einem knappen Tag bis hin zu fast einem Jahr zusammensetzt.
Was sind die Aufgaben der Mitarbeiterinnen?
Im Kern beraten sie die Frauen und Kinder, begleiten bei der Zukunftsplanung, betreuen Kinder pädagogisch und schützen vor Gewalt.
Sind sie rund um die Uhr vor Ort?
Nein. Das Frauenhaus ist ein Schutzraum, in dem Frauen und Kinder ähnlich wie in einer Wohngemeinschaft vorübergehend leben können und Beratung und Unterstützung erhalten. Die drei Mitarbeiterinnen decken allerdings eine telefonische Bereitschaft zu jeder Zeit ab. (esr)