Lucie Kunze spricht im Radio-Interview über ihre Erfahrungen

Für den Mädchen- und Jungen-Zukunftstag ist Lucie Kunze ein Paradebeispiel. Sie arbeitet als Land- und Baumaschinenmechatronikerin.
Eschwege/Schauenburg – Eigentlich wollte die Schauenburgerin nach ihrem Abitur Meeresbiologie studieren. Aber wie so oft im Leben, kam auch bei der 31-Jährigen alles anders. Sie erlernte einen typischen Männerberuf, wurde in ihrer Ausbildung Innungsbeste im Bereich Landbau-Technik-Innung Nordhessen und schloss ihre Meisterprüfung noch an.
Luzie Kunze wurde Land- und Baumaschinenmechatronikerin. Nach einem zweiwöchigen Praktikum hat sie eine Ausbildung begonnen. Als Frau in einem sogenannten Männerberuf zu arbeiten war nach wie vor ungewöhnlich, sagt sie. In ihrem Betrieb habe sie als einzige Frau unter acht männlichen Kollegen aber nur positive Erfahrungen gemacht. Dass sie gerade diese Ausbildung absolviert hat, hat Kunze einem für sie glücklichen Umstand zu verdanken.
Nach dem Abitur hätte sie ein Jahr am Programm „Work and Travel“ in Australien gemacht. „In dieser Zeit habe ich mich nicht nur in das Land, sondern auch in einen Australier verliebt und bin dortgeblieben“, verrät die 31-Jährige. Nach einer Ausbildung als Viehwirtin hat sie auf einer Rinderfarm mit 60 000 Kühen gearbeitet. Weit abseits von der Zivilisation, die nächste Stadt war 300 Kilometer entfernt, hat die junge Frau ihre Liebe zur körperlichen und handwerklichen Arbeit entdeckt. Sieben Jahre war sie dort, bevor es sie 2017 aus familiären Gründen zurück in die Heimat zog. Mit ihrer australischen Ausbildung in der Tasche wollte die Viehwirtin in Deutschland ihren Meister im landwirtschaftlichen Bereich angehen.
„Leider wurde meine Ausbildung in Deutschland nicht anerkannt“, erklärt sie. Also entschied sich die handwerklich begabte Frau nach einem zweiwöchigen Praktikum bei der Firma Bräutigam in Gudensberg für eine Ausbildung als Land- und Baumaschinenmechatronikerin, die sie mit herausragenden Prüfungsergebnissen abschloss und in ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen wurde.
Meister- und Ausbilderschein hat sie inzwischen in der Tasche und hat sich auch beruflich weiterentwickelt. Aktuell bekleidet sie eine leitende Position bei der Bahn AG. Für die Zukunft wünscht sie sich nicht nur mehr Frauen in sogenannten Männerberufen, sondern auch mehr gesellschaftliche Anerkennung für handwerkliche Berufe. Leider würde das Handwerk immer noch sehr vernachlässigt und viel zu wenig von der Gesellschaft geschätzt, sagt sie.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Werra-Meißner-Kreises, Thekla Rotermund-Capar, fand den beruflichen Werdegang von Lucie Kunze so spannend, dass sie sie zu einem Radio-Interview eingeladen hat.
Das Gespräch wird zum heutigen Mädchen- und Jungen-Zukunftstag in der Sendung „Alles Ansichtssache“ beim Rundfunk Meißner (RFM) ab 19.05 Uhr ausgestrahlt. (Tobias Stück)