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Nachfolgerin für Eschweger Hausarztpraxis gefunden

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Von: Tobias Stück

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Haben zueinander gefunden: Sigrun Kazalla (links) übergibt ihre Praxis an Dr. Yulia Medwedew.
Haben zueinander gefunden: Sigrun Kazalla (links) übergibt ihre Praxis an Dr. Yulia Medwedew. © Tobias Stück

Ärztin Yulia Medwedew tritt die Nachfolge von Sigrun Kazalla an. Die 63-Jährige gibt ihre Praxis aus gesundheitlichen Gründen ab.

Eschwege – Der Weg war lang und mit viel Mühe verbunden, am Ende aber erfolgreich. Sigrun Kazalla hat nach einiger Suche eine Nachfolgerin für ihre Hausarztpraxis gefunden. Ab Februar übernimmt die aus Lohfelden stammende Ärztin Dr. Yulia Medwedew die Eschweger Praxis mit all ihren Patienten.

Yulia Medwedew war bei ihrem ersten Besuch überrascht, dass Sigrun Kazalla so lange suchen musste, um eine Nachfolgerin zu finden. „Hier gibt es eine moderne Praxis mit festem Patientenstamm. Und so klein ist Eschwege ja auch nicht“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Trotz dieser guten Argumente war es für die Eschweger Allgemeinmedizinerin nicht einfach, eine Nachfolgerin zu finden.

Nachfolge für Eschweger Hausarztpraxis gefunden

Aus gesundheitlichen Gründen hat sich die 63-Jährige dazu entschieden, ihre Praxis aufzugeben. Vor knapp einem Jahr hat sie deshalb begonnen, sie auf dem Markt anzubieten. Doch niemand wollte die Praxis mit 2500 Patienten haben. Junge Kollegen hatten sich auf ihr Angebot – übrigens kostenlos – überhaupt nicht gemeldet. Die meisten waren 40 und älter. Am Ende haben auch sie abgesagt – mit den klassischen Argumenten.

„Das Risiko war allen zu hoch“, berichtet Kazalla aus den Gesprächen. Ihnen fehle betriebswirtschaftliche Erfahrung. Die Mediziner hätten Angst vor der Eigenständigkeit, sich als Arbeitgeber um Mitarbeiter kümmern zu müssen, wenig Freizeit, dafür aber einen hohen Arbeitsaufwand zu haben.

Nachfolge für Eschweger Hausarztpraxis gefunden

Für Yulia Medwedew waren das keine Hindernisgründe. Nach dem sie mehrere Jahre in einer Gemeinschaftspraxis in Fuldabrück bei Kassel gearbeitet hatte, wollte sie eigenverantwortlich arbeiten. Sie hatte sich deshalb auf der Plattform Praxisdienst angemeldet. So war Sigrun Kazalla auf die Medizinerin, die mit Mann und zwei Kindern derzeit in Lohfelden wohnt, aufmerksam geworden. Eigentlich wollte Medwedew, die in Russland und Thüringen studiert hat, eine neue Praxis in Kassel eröffnen. „Dann hätte ich aber bei null anfangen müssen“, erzählt sie. So übernimmt sie Standort, Technik und Software sowie die Geräte von ihrer Vorgängerin. Und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen gibt finanzielle Starthilfe. Die wird der Nachfolgerin über einen Zeitraum von fünf Jahren ausgezahlt.

Respekt vor der Alleinverantwortlichkeit hat Yulia Medwedew. Zurzeit hospitiert sie an der Seite von Sigrun Kazalla und lernt die Praxisabläufe kennen. Gleichzeitig kann sie mit einem neuen Team starten. Die früheren Assistentinnen hatten sich nach neuen Jobs umgesehen, als eine Nachfolge noch in weiter Ferne lag. Die drei neuen Kolleginnen sind inzwischen eingearbeitet.

Eschwege: nach langer Suche hat die Praxis eine neue Inhaberin

Am wichtigsten: Medwedew übernimmt Kazallas Patienten. Das ist für beide Seiten gut. Die neue Ärztin hat einen Kundenstamm und die Patienten müssen sich keinen neuen Hausarzt suchen. „Darüber haben sich viele Sorgen gemacht“, berichtet Sigrun Kazalla, nachdem sie ihren Abschied bekannt gegeben hatte. Gleichzeitig wirbt sie bei den Patienten darum, der neuen Ärztin das gleiche Vertrauen zu schenken, wie ihr selbst zuteilwurde. In ihren letzten Wochen nach 19 Jahren als Hausärztin mit eigener Praxis wurde ihr viel Dankbarkeit entgegengebracht. „Es ist überwältigend, in welcher Atmosphäre die letzten Wochen vergangen sind“, sagt die Eschwegerin.

So ganz müssen sich Ärztin und Patienten noch nicht trennen. Ab Februar wird Kazalla noch zwei Monate die Nachmittagssprechstunde übernehmen. Danach ist dann wirklich Schluss. Sigrun Kazalla will sich auf ihre Gesundheit konzentrieren, wieder mehr Sport treiben. Die große Last, keinen Nachfolger zu finden, ist von ihren Schultern gefallen. (Tobias Stück)

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