1. Startseite
  2. Lokales
  3. Witzenhausen
  4. Eschwege

Unabhängige Beschwerdestelle Psychiatrie steht Betroffenen und Angehörigen zur Verfügung

Erstellt:

Von: Eden Sophie Rimbach

Kommentare

Jeden zweiten Donnerstag im Monat ist Dieter Neuser persönlich und telefonisch in der unabhängigen Beschwerdestelle Psychiatrie in Eschwege erreichbar.
Jeden zweiten Donnerstag im Monat ist Dieter Neuser persönlich und telefonisch in der unabhängigen Beschwerdestelle Psychiatrie in Eschwege erreichbar. © Eden Sophie Rimbach

Dieter Neuser ist Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige im Werra-Meißner-Kreis. Seit 2019 gibt es hier eine unabhängige Beschwerdestelle Psychiatrie.

Eschwege – Das Spektrum der Anliegen, mit dem sich Menschen an die unabhängige Beschwerdestelle Psychiatrie wenden können, ist breit. Dieter Neuser ist hier Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige. Er erklärt, dass die Themen von dem Gefühl, ungerecht behandelt zu werden bis hin zur Angst um die Folgen ärztlicher Fehlentscheidungen reichen.

Die erste Sprechstunde der Beschwerdestelle mit Sitz in Eschwege fand im April 2019 statt. Zur Verfügung steht das Angebot allen Menschen, die von einer psychischen Erkrankung betroffen sind und sich ungerecht behandelt fühlen sowie deren Angehörigen. Wie Neuser erklärt, können sich auch beispielsweise juristische Betreuer betroffener Menschen an die Beschwerdestelle richten. Zuständig ist die für den gesamten Werra-Meißner-Kreis.

Der Sozialpädagoge ist Mitglied der Beschwerdestelle, weil er langjährige berufliche Erfahrung in der Behandlung und Betreuung psychisch erkrankter Menschen hat. Nach der Handreichung im entsprechenden Gesetz für Hessen sollte diese Qualifikation bei einem Mitglied der Stelle gegeben sein.

Zur Person

Dieter Neuser (70) hat Sozialpädagogik studiert. Ab 1981 war er als Sozialpädagoge beim Gesundheitsamt des Werra-Meißner-Kreises tätig. Während dieser Zeit wurde die Versorgung im Kreis weiter aufgebaut, das Angebot für psychisch erkrankte und suchtkranke Menschen wuchs. Bis zu seinem Ruhestand blieb Neuser in der Gesundheitsplanung. Seit April 2019 ist er Ansprechpartner bei der damals neuen Beschwerdestelle. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter und drei Enkelkinder. (esr)

Neuser sagt, dass das Angebot noch zu unbekannt sei. Vier bis fünf Betroffene oder Angehörige richten sich jährlich an die Stelle. Wie das geschieht, sei ganz unterschiedlich. Erreichbar ist die Beschwerdestelle persönlich, telefonisch und via E-Mail. Durch den regelmäßigen Austausch mit anderen Stellen weiß er, dass diese Zahl von vier bis fünf Betroffenen oder Angehörigen dem hessischen Durchschnitt entspreche. Der Austausch ist Neuser besonders wichtig. Eingeladen wird er auch zu Besprechungen des Sozialpsychiatrischen Dienstes und dem Treffen aller Beratungsstellen im Kreis.

„Grundsatz ist, dass wir unabhängig sind“, erklärt der 70-Jährige. Denn wenngleich der Landkreis die Räume im Gebäude des Fachbereichs 5 für Gesundheit, Verbraucherschutz und Veterinärwesen zur Verfügung stellt, ist er gegenüber der Beschwerdestelle nicht weisungsbefugt. Folglich werden auch keine offiziellen Akten angelegt und weder der Kreis noch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration erfahren die Namen derer, die sich mit Beschwerden an die Stelle richten. Im jährlichen Bericht an das Ministerium werde lediglich vermerkt, wie viele Menschen die Stelle genutzt haben und ob Lösungen gefunden wurden.

Betroffene in jeden Schritt einbeziehen

Bei der Suche nach diesen Lösungen spricht Neuser jeden Schritt mit demjenigen ab, der die Beschwerde eingereicht hat. „Anonymen Beschwerden gehen wir in der Regel nicht nach“, erklärt er. Eine Ausnahme sei möglich, wenn es um Grenzüberschreitungen bei Zwangsmaßnahmen geht.

Um auf eine Beschwerde hin gemeinsam eine Lösung zu finden, solle eine Beschwerdestelle Psychiatrie möglichst trialogisch aufgebaut sein. Neben Neuser wären dann auch ein Betroffener oder ehemals Betroffener sowie ein Angehöriger Mitglieder der Stelle. „Das ist nicht einfach, für alle Beteiligten nicht“, sagt er über diese Arbeit. Doch mit mehreren Mitgliedern sei dies einfacher. Vor der Coronapandemie habe er versucht, bei der derzeit inaktiven AG Teilhabe Mitstreiter zu finden.

Geöffnet ist die Stelle in der Luisenstraße 23c in Eschwege an jedem zweiten Donnerstag im Monat von 14 bis 16 Uhr. Erreichbar ist sie zu diesen Zeiten unter Tel. 0 56 51/30 22 53 88 und auch außerhalb via E-Mail an: beschwerdestelle-psychiatrie@werra-meissner-kreis.de (Eden Sophie Rimbach)

Gesetzgebung

Im Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG) für Hessen gab es seit August 2017 die Empfehlung für Landkreise, eine unabhängige Beschwerdestelle einzurichten. Seit Ende 2021 ist dies verpflichtend. Kreise und kreisfreie Städte erhalten dafür eine jährliche Pauschale von 2.400 Euro (vor 2023: 1.200 Euro), die an die Beschwerdestelle weiterzuleiten ist. Der jeweilige Landkreis ist gegenüber der Stelle nicht weisungsbefugt. Die Tätigkeit erfolgt unentgeltlich. Die Mitglieder der Beschwerdestelle sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. (esr)

Auch interessant

Kommentare