Fragen und Antworten zur Zukunft des Kellaer Bachs in Schwebda

Der Kellaer Bach war das Thema einer Bürgerversammlung in Schwebda. Meinhards Bürgermeister Gerhold Brill und Michael Krause vom Ingenieurbüro KMO informierten die Anwohner.
Schwebda – Fast unbemerkt fließt der Kellaer Bach auf knapp 360 Metern durch Schwebda. Unbemerkt, weil das Gewässer, das oben im thüringischen Kella entspringt und bei Schwebda in die Werra mündet, in der Ortslage von Schwebda in einer rechteckigen Betonröhre fließt. Doch nun fordern erhebliche Schäden an der Decke der Röhre eine Entscheidung, was künftig mit dem Lauf des Kellaer Baches geschehen soll.
Zur Diskussion stehen vier verschiedene Möglichkeiten und vor allem die Frage nach den Kosten für die Varianten. Über diese informierten am Donnerstagabend (20. April) Meinhards Bürgermeister Gerhold Brill und Michael Krause vom Ingenieurbüro KMO in einer Bürgerversammlung die Anwohner. Gekommen waren rund 80 Menschen.
Wie ist der aktuelle Zustand des Kellaer Baches?
Der Bach fließt in einer 2,45 Meter breiten und 1,80 Meter Betoneinhausung entlang der Wolfsbornstraße durch Schwebda. An zahlreichen Stellen im Inneren der Röhre liegt die Stahlbewehrung der Betondecke frei und ist zum Teil durch Korrosion schon zerstört. Laut Michael Krause sind 282 Meter der insgesamt 357 Meter langen Baucheinhausung schadhaft.
Welche Folgen hat das?
Die Traglast der Betondecke, die auch Teil der Wolfsborner Straße und damit auch Verkehrs- und Parkfläche ist, ist an zahlreichen Stellen nicht mehr mehr gegeben. „Es besteht das Risiko, dass die Decke plötzlich einbricht, nicht langsam nachgibt“, sagt Krause. Die Kommune hat die Traglast der Straße und damit der Bacheinhausung bereits auf 1,8 Tonnen reduziert. Allerdings, so berichten Anwohner und Bürgermeister, seien alle Schilder inzwischen gestohlen worden.
Welche Varianten gibt es für den Kellaer Bach?
Variante eins wäre die vollständige Renaturierung des Baches in der Ortslage von Schwebda. Eine zweite Möglichkeit ist die komplette Erneuerung, bei der die Bachdecke entfernt wird, Boden und Wände aber erhalten bleiben. Varianten drei und vier sind reine Reparaturen an den schadhaften Stellen.
Was bedeutet eine vollständige Renaturierung?
Bei einer vollständigen Renaturierung des Bachlaufes würde die gesamte Betonröhre entfernt werden und das Gewässer wieder offen durch den Ort fließen. Die Bachsohle würde mit Sohlesubrat, Störsteinen, Totholz und Wasserpflanzen eingerichtet. „Dann könnte sich hier auch wieder eine Biologie entwickeln“, so Krause. Für die Zufahrten zu den Grundstücken müssten Brücken gebaut werden. Die Kosten für die Renaturierung kalkuliert das Ingenieurbüro mit 2,2 Millionen Euro. Allerdings wäre nach dem hessischen Wassergesetz für die Herstellung eines „naturnahen Gewässers“ eine Förderung von 75 bis 95 Prozent möglich.
Wie sieht eine Öffnung des Baches aus?
Auch bei der zweiten Variante würde der Bach offen fließen. Allerdings würden die Betonsohle und die Wände erhalten bleiben und nur die Decke entfernt werden. Die Bachsohle würde auch mit Störsteinen versehen. Die Brücken zu den Privatgrundstücken müssen neu gebaut werden. Die Kosten liegen bei 1, 2 Millionen Euro, auch hier wäre eine Förderung von 75 bis 95 Prozent möglich.
Was sehen Varianten drei und vier vor?
Bei den verbleibenden beiden Varianten handelt es sich um Reparaturen. Eine Möglichkeit ist die komplette Erneuerung der Bachdecke. Die Kosten liegen bei einer Millionen Euro. Die andere Variante ist, nur die schadhaften Stellen zu reparieren, die Kosten belaufen sich auf 600.000 Euro. Beide Maßnahmen sind nicht förderfähig und müssten von der Gemeinde allein getragen werden.
Worin liegt das Konfliktpotenzial?
Bei einer Renaturierung des Bachlaufes (Variante 1 und 2) würde sich die Straßenbreite erheblich verringern. Bis zur Einmündung Obere Friedensstraße wäre noch ein Begegnungsverkehr zweier Lkw möglich, nördlich davon nicht mehr. Parkflächen gehen verloren, zu den Grundstücken müssen Brücken gebaut werden, der Bachlauf muss engmaschig durch Geländer gesichert werden. Der Bachlauf würde jeweils direkt an die Grundstücke grenzen.
Welche Vorteile hat eine Renaturierung?
Nach Ansicht nicht weniger Schwebdaer Bürger würde durch einen offenen, naturnahen Bachlauf der Ort damit eine „große Aufwertung erfahren“.
Entstehen für die Anwohner Kosten?
Nein. Für Baumaßnahmen an Bachläufen gibt es keine Kostenbeteiligung der Bürger, Straßenbaugebühren hat Meinhard abgeschafft. Die Kosten müssen von der Gemeinde und über Fördermittel getragen werden.
Wie geht es jetzt weiter?
Mit allen Anwohnern und Grundstückseignern am Kellaer Bach sollen Einzelgespräche geführt werden. Auch der Ortsbeirat soll sich positionieren. Letztendlich muss die Gemeindevertretung über die Maßnahme entscheiden. In den Haushalt 2023 sind bereits eine Million Euro für den Kellaer Bach eingestellt, allerdings ist die Position bisher mit einem Sperrvermerk versehen. (Stefanie Salzmann)
