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Gerissenes Schaf in der Vierbach: Wolfsberater nimmt Proben für Genanalyse

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Von: Stefanie Salzmann

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Inzwischen beinahe täglich zu sehen: Wölfe sind im Werra-Meißner-Kreis nicht nur angekommen. Ihre Population steigt stetig und konfrontiert Landwirte, Weidetierhalter, aber auch die Tourismusbranche mit Fragen.
Inzwischen beinahe täglich zu sehen: Wölfe sind im Werra-Meißner-Kreis nicht nur angekommen. Ihre Population steigt stetig. © Marco Lenarduzzi/nh

Der Kadaver eines aufgerissenen Schafes ist in der Vierbach gefunden worden. Nun ist die Sorge vor Angriffen durch den Wolf im Wehretaler Ortsteil hoch.

Vierbach – Nach mehreren bestätigten Wolfsrissen an Wildtieren in der Gemarkung des Wehretaler Ortsteiles Vierbach im Laufe des vergangenen Jahres ist am Sonntagmittag (16. April) im Bachlauf der Vierbach unterhalb der Brausmühle am Ortsrand von Vierbach ein totes Schaf entdeckt worden. Der Besitzer hatte das Tier am Sonntag in seiner Herde vermisst, ein Bekannter hatte sich daraufhin auf die Suche gemacht und den Kadaver auf einer kleinen Insel in der Vierbach unterhalb des Wohnhauses gefunden. Der Kadaver war zur Hälfte aufgefressen.

„Für mich ist das eindeutig das Fraßbild eines Wolfes“, sagt der dortige Jagdpächter Christoph Arend. Zumal deutlich ein für Wölfe typischer Kehlbiss erkennbar gewesen sei. Sichtbar ist dieser auch auf Fotos vom Kadaver. Arend informierte am Sonntag das Wolfszentrum Hessen (WZH), das den Wolfsgutachter Uwe Heine vom Forstamt Hessisch Lichtenau schickte. Der entnahm Gewebeproben und dokumentierte den Fundort mit Fotos, die er am Montag dem Wolfszentrum zukommen ließ.

Das tote Kamerunschaf gehörte zu einer kleinen Herde von fünf Tieren, die Klaus Adam dort auf dem Grundstück seines Wohnhauses hält. Das Grundstück wird an drei Seiten durch einen Zaun begrenzt, die vierte Begrenzung ist der Bachlauf der Vierbach. „Das ist eine neue Dimension“, sagt Arend. „Immerhin ist der Wolf in den Garten eines bewohnten Hauses eingedrungen und hat dort ein Nutztier gerissen“, sagt er. „Ich finde das beängstigend.“

Das Foto zeigt ein gerissenes Schaf. Es ist braun und liegt auf nassem Untergrund. Im Hintergrund ist Wasser zu sehen.
Vermutlich ein Wolf hat in Vierbach ein Kamerunschaf gerissen. Der Kadaver wurde am 16. April im Bachlauf der Vierbach unterhalb der Brausmühle gefunden. © Stefanie Salzmann

Er geht davon aus, dass sich nun die Angriffe auf Nutztiere fortsetzen werden. Habe der Wolf einmal erkannt, dass so leichte Beute zu holen ist, werde er mit großer Sicherheit zurückkehren und weitere Schafe oder andere Nutztiere reißen. Im Dorf wachse die Angst, so Arend. Den ersten Wolfsriss hatte es Anfang September vorigen Jahres nur 200 Meter oberhalb des Vierbacher Friedhofes gegeben, dort war ein gerissenes Hirschkalb am Wegrand gefunden worden. Danach folgten weitere Risse an Wildtieren – die entdeckten befanden sich jeweils in Ortsnähe.

Der Rissgutachter Uwe Heine, der am Sonntag in Vierbach vor Ort war, wollte sich zu seinen Beobachtungen vor Ort nicht äußern. Er sei nur zuständig für die Beprobung und Dokumentation, nicht die Bewertung. Auch eine Anfrage an das Hessische Wolfszentrum, dem neben den Proben auch die Bilder vorliegen, blieb erfolglos. „Eine Einschätzung des Falls erfolgt nach der vollständigen Genanalyse der genommenen Proben“, so Jos Hornung vom WZH.

Der alleinige Nachweis eines Wolfsangriffes mittels einer Genanalyse wird auch in dem Positionspapier des „Forums Wolf Nordhessen“ kritisiert, das von zahlreichen Verbänden aus Jagd, Tourismus, Landwirtschaft und Naturschutz und Kommunen Ende März in Waldkappel verabschiedet worden war. Darin heißt es, dass das Wolfsmonitoring praxisnaher, unbürokratischer und transparenter werden müsse. Dazu gehört vor allem die Forderung, dass sogenannte phänotypische (die Gesamtheit aller Merkmale betreffende) Nachweismethoden in der Praxis ausreichen. (Stefanie Salzmann)

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