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Größter Solarpark der Region: Projekt in Archfeld soll eine Fläche von 100 Hektar umfassen

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Von: Emily Spanel

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Photovoltaik
Ein Solarpark unter wolkigem Himmel. © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Der größte Solarpark der Region soll rund um den Herleshäuser Ortsteil Archfeld entstehen. Das Projekt, für dessen Realisierung sich mehrere private und kommunale Flächen-Eigentümer zusammengeschlossen haben, soll bis zu 100 Hektar umfassen.

Archfeld – Zum Vergleich: Die bislang größten Solarparks im Regierungsbezirk Kassel befinden sich in Fuldatal-Rothwesten (47 Hektar) und Bad Arolsen-Mengeringhausen (30 Hektar). „Im Werra-Meißner-Kreis wurden zwischen den Jahren 2019 und 2022 insgesamt vier Bauleitplanverfahren für Freiflächen-Photovoltaik angestrebt“, teilt Hendrik Kalvelage, Pressereferent des Regierungspräsidiums in Kassel, auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Drei Vorhaben mit zusammen 8,1 Hektar Fläche wurden genehmigt; ein Vorhaben mit 2,5 Hektar befindet sich noch im Planungsverfahren.“

Die Pachtverträge beziehungsweise Nutzungsvereinbarungen für das Archfelder Solarpark-Projekt sollen demnächst zur Unterschriftsreife gelangen. Während sich die Eigentümer der kleineren Flächen, die zusammen rund 70 Hektar Fläche halten, weitestgehend einig sind, wird mit dem Eigentümer der größten Fläche – rund 30 Hektar – derzeit weiter verhandelt.

Rund ein Megawatt Strom könnte künftig pro Hektar rund um Archfeld erzeugt werden. Der Netzeinspeisepunkt für den Strom liegt in Thüringen.

Seit das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) 2021 novelliert wurde, können sich Kommunen an Solarparks beteiligen. Die Gemeinde Herleshausen besitzt bei Archfeld selbst Flächen und würde bei Zustandekommen des Projekts profitieren: Bei den neuen Solarparks dürften den Gemeinden mindestens 0,2 Cent pro Kilowattstunde für die eingespeiste Strommenge angeboten werden. Den Anwohnern von Archfeld und dem benachbarten Willershausen könnten dazu vergünstigte Stromtarife offeriert werden.

„Das Interesse am Thema Freiflächen-Photovoltaik ist in Nord-Ost-Hessen generell hoch“, weiß Hendrik Kalvelage. Tatsächlich könne man von einem Anfrageboom sprechen. So nahmen an einer Informationsveranstaltung im Sommer 2022 in Baunatal rund 200 Personen aus Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung teil, um sich über Rahmenbedingungen, Planungsvoraussetzungen und Handlungsmöglichkeiten bei der Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik zu informieren.

Neufassung des Ökostrom-Gesetzes

Die erneuerbaren Energien gelten als wichtige Stütze im Kampf gegen den Klimawandel. Die Reform des Erneuerbare-Energie-Gesetzes soll ihren Ausbau beschleunigen. Das Gesetz ist eine Mischung aus höheren Zielen, vereinfachten Genehmigungen und neuen Anreizen. Das Fernziel ist die so genannte Klimaneutralität bis 2050. Auch der Strommix soll bis dahin komplett CO2-frei sein. Als Zwischenschritt benennt das Gesetz einen Ökostrom-Anteil von 65 Prozent bis 2030.

Damoklesschwert „Grünes Band“ schwebt über Projekt

Wie ein Damoklesschwert schwebt das Gesetz über die Ausweisung des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band Hessen“ über dem Projekt Solarpark Archfeld.

Das „Grüne Band“, der Korridor entlang des ehemaligen Grenzstreifens, soll nach Willen des Gesetzgebers als Erinnerungslandschaft mit landeskundlicher, wissenschaftlicher und kulturhistorischer Bedeutung bewahrt werden. In Hessen soll er auf einer Länge von rund 260 Kilometern durch drei Landkreise und 21 Kommunen auf rund 8220 Hektar verlaufen – darunter eben auch durch Herleshausen und den Ortsteil Archfeld. Eingeteilt wird das „Grüne Band“ in drei Zonen: Flächen mit herausragender naturschutzfachlicher Bedeutung (Zone 1); Bereiche mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung, meist Bestandteil des Natura-2000-Netzes (Zone 2); und in Zone 3 „landwirtschaftlich genutzte Flächen ohne derzeitige besondere naturschutzfachliche Bedeutung“.

Durch das Ausrufen des besonderen Schutzstatus’ drohen nun also diverse Einschränkungen für Jagd, Forst- und Landwirtschaft – und auch für die Errichtung des Solarparks. Waldbesitzer, Bürgermeister und Bauern rebellieren: Sie fühlen sich übergangen und warnen, dass Naturlandschaften „zum Museum“ werden. „Der Großteil der den Solarpark Archfeld betreffenden Fläche betrifft Zonen der Klasse 3“, erläutert Herleshausens Bürgermeister Lars Böckmann auf Anfrage unserer Zeitung. Die Errichtung der Module wäre hier also nach derzeitigem Stand uneingeschränkt möglich.

„Einige der Flächen aber fallen auch in die strenger mit Auflagen belegte Zone 2“, so Lars Böckmann – hier wäre der Bau von Freiflächen-Photovoltaik wiederum unmöglich. (Von Emily Hartmann)

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