Im Polizeiauto zur Unterschrift
Epterode wurde vor 50 Jahren in die Stadt Großalmerode eingemeindet
50 Jahre ist es her: Am 1. Januar 1971 gab das Dorf Epterode seine Selbstständigkeit auf und wurde zum ersten Ortsteil der Stadt Großalmerode.
Epterode – Die Eingemeindung erfolgte freiwillig. Allerdings, während die Großalmeröder Stadtverordneten einmütig zustimmten, kam es in der Epteröder Gemeindevertretung zu einem knappen Ergebnis: 5 dafür, 4 dagegen.
Dabei ließen die Redner der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) durchblicken, dass ihre Fraktion im Prinzip nicht gegen eine Eingliederung gewesen seien, sondern sich lediglich gegen die Art ihres Zustandekommens und die Bedingungen des Grenzänderungsvertrages wehrten. So jedenfalls berichteten es die „Werra-Nachrichten“ am 28. Oktober 1970 über die Sitzung zwei Tage zuvor.
Kurz vor dieser Sitzung hatte die Gemeindeaufsicht beim Landkreis Witzenhausen den Grundsatzbeschluss der Epteröder Gemeindevertretung vom 1. August über die Eingliederung in die nahe Nachbarstadt erst „ausdrücklich für gültig erklärt“, hieß es am 24. Oktober in der Zeitung. Drei UWG-Vertreter hatten beantragt, den Beschluss „wegen Rechtsbeugung“ aufzuheben. Da war seitens der „Unabhängigen“ auch der Vorwurf gegenüber Mitgliedern der GL-Fraktion laut geworden, sie versprächen sich einen Vorteil im Zusammenhang mit einem Zivilprozess zwischen der Baufirma Gebrüder Künzel und der Kommune. Denn ein GL-Vertreter war Mitinhaber der Firma, zwei aus der Fraktion bei ihr angestellt.
Eine andere Erklärung, warum es in Epterode Widerstand gegen die Ehe mit der Stadt gab, hat der heutige Ortsvorsteher Klaus-Jörg Casselmann (66): Es sei wegen ein Dutzend gut laufender produzierender Unternehmen eines der reichsten Dörfer im Kreis gewesen. Da hätten viele Epteröder nicht die Eigenständigkeit verlieren wollen. Die Stadt wiederum habe damals wegen ihrer vielen Industrieabfälle auf die beiden Mülldeponien in Epterode geschielt, da sie selbst nur eine Deponie hatte.
Die Fronten in der Epteröder Bürgerschaft müssen damals richtig verhärtet gewesen sein. Das führte sogar zu einem Polizeieinsatz, den sich Casselmann von einem Zeitzeugen erst kürzlich erzählen ließ: Als Bürgermeister Edmund Göbel, der den Zusammenschluss befürwortete, den Eingliederungsvertrag in der im Volksmund „Patschenklause“ genannten damaligen Gaststätte am Holzrain, unterschreiben wollte, standen viele Einwohner auf der Straße. Vor dem Haus Göbels an der Zimmerplatzstraße sei es zu einem Tumult gekommen. So wurde der Bürgermeister mit einem Polizeifahrzeug die 1200 Meter zur Kneipe gefahren. Die Epteröder, beendet der langjährige Ortsvorsteher Casselmann seine Darstellung, seien „schon immer etwas aufmüpfig“ gewesen.
Heute gibt es immer noch Unternehmen in Epterode, die produzieren und ihre Produkte weltweit exportieren, wenn auch nicht mehr so viele. Die drei Gaststätten und die drei Lebensmittelgeschäfte, die es vor 50 Jahren gab, sind mittlerweile geschlossen, sieht man von der Gastronomie in der Exberghütte, außerhalb des Dorfes, ab.
Hat Epterode denn nun vom Zusammenschluss mit Großalmerode profitiert oder eher gelitten? Da zuckt der Ortsvorsteher mit den Schultern. Von nach wie vor bestehenden Vorbehalten gegenüber der Stadt kann er jedenfalls nichts berichten.
Bei der Zusammenarbeit zwischen Ortsbeirat und Stadtverwaltung „haben wir keine Probleme“, sagt er. Manches dauere halt länger als gewünscht, weil man nicht mehr vor Ort entscheiden und gleich umsetzen könne. Und das Problem, dass der Bauhof wegen zu wenig Mitarbeitern mit der Arbeit nicht nachkäme, beträfe alle mittlerweile sieben Ortsteile Großalmerodes.
(Stefan Forbert)