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Das Trubenhäuser Gotteshaus hat einen romanischen Kern

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Von: Kristin Weber

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Die evangelische Kirche von Trubenhausen hat einen mittelalterlich-romanischen Kern im Bereich des Turms, der 1597 und 1837 erweitert wurde.
Die evangelische Kirche von Trubenhausen hat einen mittelalterlich-romanischen Kern im Bereich des Turms, der 1597 und 1837 erweitert wurde. © Kristin Weber

47 Gotteshäuser der evangelischen Kirche gibt es im ehemaligen Kirchenkreis Witzenhausen. Jede Kirche hat eine spannende Geschichte zu erzählen. Heute: die Kirche in Trubenhausen.

Trubenhausen – Das Dorf Trubenhausen wurde 1271 erstmals erwähnt, die genauen Anfänge der evangelischen Kirche liegen jedoch im Dunkeln. Fraglos ist der Kirchturm, der offenbar als wehrhaftes Gebäude zum Schutz der Bevölkerung angelegt wurde, der älteste Teil.

Karl W. Hesse hat sich eingehend mit der Geschichte der Kirche beschäftigt und nimmt an, dass die Anfänge schon um 1100 liegen könnten. Andere Datierungen nennen das 13. und 14. Jahrhundert; denkbar ist auch, dass die Kirche in dieser Zeit erweitert wurde.

Die Vorhalle im Untergeschoss des Turmes, die von einem Kreuzgrat überwölbt ist, hatte ursprünglich einen rundbogigen Eingang ins Kirchenschiff, der später in einen Spitzbogen verwandelt wurde. Außerdem gibt es kleine Fenster aus romanischer Zeit, weshalb viele Experten die erste Bauphase schlicht als „romanisch“ ansprechen.

Der einschiffige Kirchenraum, der sich an den Turm anschließt, war ursprünglich recht klein. Wo er endete, kann man an der Außenwand noch ablesen. Eine Baunaht mit deutlich erkennbaren Eckquadern zeigt den ehemaligen Abschluss des Gebäudes nach Osten hin. 1597 wurde das Kirchenschiff erweitert, wie die Bauinschrift verrät, und war nun gut doppelt so lang.

Die zwei erhaltenen älteren Fenster sind ebenfalls sehr klein – das passt zum Charakter des Wehrbaus –, aber heute zugemauert. Die hohen, rechteckigen Fenster auf der Südseite lassen Licht in den Innenraum, wurden aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingebaut. Und auf der Ostseite wurden sie wieder zugemauert, da sich die Gottesdienstbesucher am Morgen vom Licht geblendet fühlten.

Eine Besonderheit ist das spätgotische Sakramentshäuschen, das, wie der Historiker und Archivar Dr. Winfried Mogge 1995 schrieb, „in die Chorwand geraten ist“. Es stammt noch aus katholischer Zeit, nimmt Pfarrer Armin Scheerschmidt an. Bei der Erweiterung der Kirche sollte es aber wohl erhalten bleiben und wurde so aus einer älteren Bauphase versetzt.

Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1581 und diente zeitweise als Opferstock. Bei Bauarbeiten wurde zudem eine geschmückte Grabplatte gefunden, die mit dem Bild nach unten im Boden lag. Sie nennt die adligen Familien von Hanstein und von Berge, die im 15. bis ins 17. Jahrhundert als Grundherren und Vögte in Trubenhausen nachgewiesen sind und das Patronat innehatten. Die Kanzel, die in der Mitte der Chorwand stand, stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Waren in die Sanierung eingebunden: Gisela Stöhr und Walter Oetzel vom Kirchenvorstand, Pfarrer Armin Scheerschmidt und Bauingenieur Karl W. Hesse.
Waren in die Sanierung eingebunden: Gisela Stöhr und Walter Oetzel vom Kirchenvorstand, Pfarrer Armin Scheerschmidt und Bauingenieur Karl W. Hesse. © Kristin Weber

Von 1993 bis 1995 wurde die Kirche saniert und die einsturzgefährdeten Mauern wurden gerettet. Auch innen wurde umgestaltet. Die Erinnerung ist für Gisela Stöhr und Walter Oetzel vom Kirchenvorstand noch lebendig.

„Die beiden Fenster in der Ostwand wurden wieder geöffnet und mit geschmackvollen Glasmalereien von Jakobus Klonk versehen“, erzählen sie. „Außerdem wurde die Kanzel an die Seite versetzt.“ Die Wände erhielten eine helle Farbe und die Kirchenbänke wurden aufgearbeitet.

2007 wurde zudem der Turmhelm von 1837 repariert und 2010 die Turmspitze (die 1945 durch Artillerie-Beschuss abgeschossen worden war) erneuert. Bei dieser Gelegenheit barg man die alten Dokumente aus der Turmkugel und füllte diese mit aktuellen, wie Zeitungsartikeln, Gemeindebriefen und Unterlagen zur Renovierung.

„Die Kirchengemeinde in Trubenhausen ist aktiv und war schon immer sehr fortschrittlich“, sagt Pfarrer Scheerschmidt. „So gab es hier mit der heute 95-jährigen Irma Herms seinerzeit die weit und breit erste Frau im Kirchenvorstand.“ Aktiv ist auch der Förderverein, durch den die Gemeinde Mittel für Anschaffungen bereitstellen kann, für die normalerweise kein Geld da wäre, etwa das Altarkreuz, Kerzenleuchter oder eine neue Uhrensteuerung.

Zuletzt haben die Mitglieder des Fördervereins und der Gemeinde – eigentlich alle Menschen im Dorf – mit angefasst, als 2018 in Eigenleistung ein barrierefreier Zugang zur Kirchentür gelegt wurde. „Denkmalpflege und Denkmalschutz“, schrieb 1995 zur Feier der Sanierung Dr. Mogge, „sind nicht etwas Romanik und Nostalgie, sondern eine Frage der Lebensqualität.

Die baulichen Reste einer historisch gewachsenen, unverwechselbaren und persönlich wahrnehmbaren Umwelt zu erhalten, heißt auch, die Individualität und Identität der Menschen zu bewahren.“ (Von Kristin Weber)

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