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Biotonne wurde heute vor 30 Jahren an  Uni Witzenhausen entwickelt

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Steckt mehr drin: Dr. Helge Schmeisky und seine Mitarbeiterin Greta Papke sind von der Biotonne überzeugt. Auch in den nächsten 30 Jahren werde es sie geben, so Schmeisky. Foto: Herbst
Steckt mehr drin: Dr. Helge Schmeisky und seine Mitarbeiterin Greta Papke sind von der Biotonne überzeugt. Auch in den nächsten 30 Jahren werde es sie geben, so Schmeisky. Foto: Herbst

Witzenhausen. In Witzenhausen wurde sie erfunden, jetzt ist sie 30 Jahre alt - und man kennt sie längst nicht mehr nur hier. Heute steht die Biotonne in Hinterhöfen in ganz Deutschland, Belgien, Österreich, Luxemburg, Schweden und Norwegen.

„Eigentlich ging es darum Kreisläufe in Ordnung zu halten“, berichtet Dr. Helge Schmeisky, einer der Wegbereiter der grünen Tonne und emeritierter Professor für Landschaftsökologie und Naturschutz an der Uni Witzenhausen. Landschaftspflege, Kompost und Biotonnen - das gehört für ihn untrennbar zusammen.

Gemeinsam mit seinen Studenten suchte Schmeisky Ende der 70er Jahre nach Wegen seltene Ökosysteme wie den Kalk-Magerrasen, zu erhalten. „Das geht nur, wenn man regelmäßig mäht und schneidet“, erklärt Schmeisky. Aber wohin mit den ganzen Gartenabfällen? Die Studenten schütteten die Abfälle zu großen Haufen zusammen und ließen sie verrotten, um nährstoffreichen Kompost zu erhalten. Die Studenten hofften durch die Abfälle zu „Kompost-Selbstversorgern“ zu werden.

„Das war aber zu teuer“, sagt Helge Schmeisky. „Etwa 200 Mark kostete es uns einen Kubikmeter Kompost selbst herzustellen.“ Zu viel für die Uni Witzenhausen. „Da entstand die Idee, andere die Arbeit machen zu lassen und die ganzen grünen Abfälle aus Privathaushalten einzusammeln“, erzählt Schmeiskys Mitarbeiterin Greta Papke, die sich intensiv mit der grünen Tonne beschäftigt.

500 Haushalte testeten Tonne

Am 16. März 1983 begannen die Studenten in Neu-Eichenberg und Witzenhausen in über 500 Haushalten weiße Eimer mit Deckeln  zu verteilen. „Da hat sich die ganze Stadt drangehängt“, erinnert sich Schmeisky. Eine überschwängliche Stimmung hätte ganz Witzenhausen erfasst. Wochenlang sei die Stadt von grüner Euphorie erfasst worden. Die teilnehmenden Haushalte ließen sich problemlos vom Bioabfall überzeugen.

Er habe sich voll und ganz auf die anfängliche Euphorie verlassen, erzählt Schmeisky. Heute bedauert er das: „Wir haben geglaubt, wir machen so einen tollen Kompost, der trägt sich selbst.“ An Vermarktung dachten die Ökologen damals noch nicht. „Den Wert des Komposts können wir bis heute nicht richtig vermitteln“, sagt er. 30 Euro kostet eine Tonne Kompost. Viel zu wenig, meint Schmeisky. Kompost könne zum Exportschlager werden als Dünger für Wüstenböden oder zur Rekultivierung von Flächen.

Trotz Vermarktungsschwierigkeiten in Deutschland ist die Biotonne ein „echtes Erfolgsmodell“, meint Gabriele Maxisch, Umweltberaterin des Werra-Meißner-Kreises. 30 Jahre nach Beginn des Witzenhäuser Pilotprojekts haben fast alle Regionen in Deutschland eine Biotonne. Spätestens bis 2015 müssen die letzten biolosen Kreise die Tonne einführen. Auch in den kommenden 30 Jahren werden die Menschen ihren Bioabfall gesondert sammeln, ist sich die Umweltberaterin sicher.

Nur die Art der Kompostieranlagen werde sich verändern. Das zeige sich auch in Witzenhausen. Die Anlage am Burgberg, mit der alles begann, hat bald ausgedient. Moderne Kompostieranlagen nutzen die grünen Abfälle gleich zweifach: Zur Kompostgewinnung und um Energie durch die Vergärung zu erlangen. Und vielleicht zeigen die nächsten 30 Jahre, dass der Kompost sogar noch mehr kann. „Dieses komplexe Gebilde, Kompost, wurde bis heute noch nicht komplett erforscht“, sagt Papke.

Von Ann-Kristin Herbst

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