Hessen setzt sich ehrgeiziges Ziel: Mehr Kompost für den Bio-Landbau

Witzenhausen – Mehr Kompost im Bio-Landbau einsetzen und durch bessere Erträge konventionelle Betriebe animieren, ihre Arbeitsweise umzustellen – Das sind die Ziele des Netzwerks ökologischer Landbau und Kompost (NÖK), seiner Art das erste in Deutschland.
Damit die Arbeit gelingt, brachte Oliver Conz, Staatssekretär im hessischen Umweltministerium, einen Förderbescheid über fast 700 000 Euro bei seinem Besuch der Koordinierungsgruppe mit nach Witzenhausen zur Kompostanlage.
Für das Team, bestehend aus der Vereinigung ökologischer Landbau Hessen, dem Ingenieurbüro für Sekundärrohstoffe und Abfallwirtschaft und dem Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie, berichtete Thomas Raussen, Geschäftsführer des Instituts, dass in den vergangenen Jahren das Interesse an der Anwendung „gütegesicherter Komposte im Ökolandbau“ rasch gewachsen sei. Mit für den ökologischen Landbau geeigneten Komposten aus Bio- und Grüngut könne ein Drittel der Nährstoffe, die durch die Ernte dem Boden entnommen werden, aufgefangen werden. Zudem verbrauche synthetischer Dünger Öl und es sollte untersucht werden, wie zum Beispiel unbelastetes Holz zum Düngen genutzt werden könnte.
Bis 2025 will Hessen 25-Prozent-Marke knacken
Ralf Gottschall vom Ingenieurbüro erklärte, dass sich die Anzahl der Betriebe, die ökologischen Landbau betreiben, stetig erhöht hat. Im vergangenen Jahr lag die Quote bundesweit bei 10,8 Prozent, bis 2030 sollen es 30 Prozent werden. Hessen hat ein ambitionierteres Ziel und will 25 Prozent bis 2025 schaffen.
Dabei gelte es, den Fokus nicht nur auf den Markt, sondern auch auf die Produktionsseite zu setzen. „Der Humus im Boden steigt durch Kompost-Zugabe an“, so Gottschalk. Damit dies häufiger genutzt wird, brauche es eine stärkere Vernetzung. Denn: 75 bis 85 Prozent des Komposts sei geeignet für die ökologische Landwirtschaft, genutzt würden bundesweit nur rund 7 und in Hessen rund 10 Prozent.
Dr. Michael Kern, Mitbegründer des Witzenhausen-Instituts, ergänzte, durch das Projekt solle auch das Engagement der Bürger erneut geweckt werden, Abfälle gut zu sammeln. „Heute sind noch 40 Prozent der Bioabfälle im Hausmüll.“
Conz betonte, Hessen sei auf einem guten Weg mit einer Quote von 16 Prozent beim Öko-Landbau. Allerdings werde jedes weitere Prozent schwieriger, weil die dem Öko-Landbau nahe stehenden Betriebe erreicht seien. Es gelte, die Bio-Landwirtschaft noch attraktiver zu machen und in die Lage zu versetzen, die benötigte Produktion zu erreichen.
Von Nicole Demmer