Deutsche Meisterschaft der Hütehunde in Hessisch Lichtenau

Am Wochenende fand in Hessisch Lichtenau die Deutsche Meisterschaft der Hütehunde statt. Im Finale am Sonntag ging Hendrik Kienker aus Mecklenburg-Vorpommern als Sieger hervor.
Mit seinem Border Collie Star überzeugte er unter anderem beim Einpferchen der Schafe. Mit 271 Punkten lag er damit einen Punkt vor Marcus Fiske mit Hund Cap (270 Punkte). Eckhard Sievers und sein Hund, der ebenfalls Cap heißt, sicherte sich den dritten Platz (266 Punkte). Corinna Bachmann aus dem Schwalm-Eder-Kreis belegte mit Hündin Sheila mit 188 Punkten den neunten Rang.
Bei Sonnenschein und leichtem Wind hörte man auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände in Hessisch Lichtenau am Wochenende vor allem Pfiffe: Mal kurz, mal lang, mit Tonwechsel und zwischendurch dann ein kurzes Kommando. Denn hier wurde, weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, die Deutsche Meisterschaft der Hütehunde abgehalten – wegen der Coronapandemie dieses Jahr leider ohne Zuschauer.
Nur ein kleines Hinweisschild mit dem Wort Trial am Straßenrand wies auf den Veranstaltungsort hin. Die weiten Wiesen abgeschirmt durch einige Bäume, die Schäfer Alexander Schlauch für seine Tiere gepachtet hat, eigneten sich bestens für den Wettbewerb. „Es ist gar nicht so einfach, so große Wiesenflächen zu finden, wie sie für den Wettbewerb benötigt werden“, erklärt Corinna Bachmann. Sie nimmt mit drei Hunden an den Meisterschaften teil. Da sie im Schwalm-Eder-Kreis lebt, hat sie bei der Organisation der Veranstaltung geholfen
Schäfer Schlauch stellte auch seine Tiere für das Wochenende zur Verfügung, sodass Deutschlands beste Border Collies von Freitag bis Sonntag zeigen konnten, wie gut sie mit Schafen umgehen können. 40 Hunde hatten sich für die Meisterschaft qualifiziert, am Sonntag kamen die besten zwölf ins Finale. Das Zusammenspiel zwischen Mensch, Hund und Schaf ist dabei durchaus eine Herausforderung, erklärt Corinna Bachmann. Ihre Hündin Sheila ist eine Besonderheit, denn sie ist als Koolie der einzige Hund im Wettbewerb, der kein Border Collie ist. Die Stimmung erinnert an einen Campingausflug: Mit Klappstühlen sitzen die Teilnehmer am Rand des Prüfungsfeldes und schauen zu. Die Jury sitzt in einem Anhänger leicht erhöht.
Die Aufgabe der Hunde im Wettbewerb: Sie müssen fünf Schafe durch einen Parcours lotsen und dabei immer den Anweisungen ihres Besitzers folgen. Dabei müssen sie die Schafe selbstständig aus der Ferne holen. In circa 400 Metern steht dann das erste Tor. Die Hunde sollen die Schafe hindurchtreiben. Hilfe bekommen sie von ihrem Besitzer in Form von Pfiffen und Rufen. Die Hundeführer müssen zu dem Zeitpunkt im Startbereich an einem Pfosten stehen bleiben und dürfen nicht weiter eingreifen.
Als Nächstes muss der Hund die Herde einmal um diesen Pfosten führen, um sie dann wieder durch ein Tor in der Ferne zu treiben. Weiter geht es durch ein drittes Tor, wobei jedes Mal darauf geachtet werden soll, dass Hund und Schafe in möglichst geraden Linien laufen. Ist dies nicht der Fall oder treibt der Hund die Herde nicht durchs Tor, sondern daran vorbei, gibt es Punktabzug. Immer wieder sind dabei Rufe wie „Ruhig“ und „Langsam“ zu hören, denn die energiegeladenen Hunde müssen von ihren Besitzern gebremst werden. „Die Schafe dürfen nicht gehetzt werden.

Insgesamt haben wir 15 Minuten Zeit für den Lauf und die sollte man sich auch nehmen“, erklärte Bachmann. Dann kommt der Aufgabenteil, bei dem auch der Mensch aktiv werden darf, denn die Herde soll geteilt werden. Jeweils zwei der fünf Schafe tragen ein Halsband. Bei der ersten Teilung müssen Hundehalter und Hund mindestens zwei der unmarkierten Schafe von der Gruppe trennen. „Man muss die Schafe möglichst so aufstellen, dass es eine Lücke ergibt, durch die man den Hund schicken kann“, sagte Bachmann.
Ist dies geschafft, wird die Herde wieder vereint und Hund und Mensch treiben sie in einen Pferch. Als letzte Übung muss ein einzelnes Schaf von der Gruppe getrennt werden, dieses Mal eins der beiden Tiere mit Halsband.
Da so ein Lauf für die Hunde sehr anstrengend ist, steht für sie ein Wasserbecken bereit, in das sie danach zur Abkühlung springen. Bis die Hunde soweit sind, um in einem Wettbewerb anzutreten, ist viel Training notwendig. „Man sagt, für die Ausbildung braucht man pro Pfote ein Jahr. Ein Hund braucht also circa vier Jahre, bis er diese Aufgaben bewältigen kann“, erklärte Bachmann.

Sie selbst hält Schafe als Hobby und nutzt diese für die Landschaftspflege. Um sie zum Beispiel von einer Weide auf die nächste zu treiben, braucht sie ihre Hunde. „Daheim ist es egal, ob die Hunde die Schafe in einem Bogen zu mir treiben. Damit es für den Wettbewerb eine möglichst gerade Linie wird, müssen wir dann doch noch trainieren“, sagte Bachmann. (Evelyn Ludolph)