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Karl-Heinrich Schlegel feiert heute 50-jähriges Jubiläum als Fahrlehrer

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Von: Nicole Demmer

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Ausnahmsweise auf der Fahrerseite: Normalerweise sitzt Karl-Heinrich Schlegel auf dem Beifahrersitz und lehrt das Fahren.
Ausnahmsweise auf der Fahrerseite: Normalerweise sitzt Karl-Heinrich Schlegel auf dem Beifahrersitz und lehrt das Fahren. © Nicole Demmer

Er hat Tausenden das Fahren beigebracht: Heute feiert Fahrlehrer Karl-Heinrich Schlegel sein 50-jähriges Jubiläum.

Hessisch Lichtenau – Rund 5000 bis 6000 Fahrschülern hat er bereits zum Führerschein verholfen, schätzt Karl-Heinrich, genannt „Henner“, Schlegel. Heute vor 50 Jahren hat er seine Lizenz zum Fahrlehrer erhalten. Ans Aufhören denkt der 74-Jährige aber noch lange nicht. „Ich mache es, so lange es geht. Es ist doch ein schönes Gefühl, wenn man gebraucht wird“, sagt er.

Angefangen hat alles zu seiner Zeit als Berufssoldat, erinnert Schlegel sich. Nachdem er gerade den Panzerführerschein bestanden hatte und einem Kameraden etwas erklärte, kam prompt vom Bundeswehr-Fahrlehrer die Frage, ob Schlegel nicht auch die Ausbildung machen möchte. Gleich zugesagt hat er nicht, aber drei Jahre und diverse Nachfragen später habe er dann doch sein okay gegeben.

In der Fahrlehrer-Vorausbildung hieß es dann weiter fahren, Theorie und Technik lernen. Am 20. März 1973 hielt er sein Zertifikat als Fahrlehrer für die „Klasse Rad“ in den Händen. Es folgte die „Klasse Kette“ für Bundeswehrfahrzeuge.

Bis zum 30. September 1980 arbeitete Schlegel drei Jahre lang als Fahrlehrer bei der Bundeswehr, aber seit 1975 auch schon nebenberuflich für eine private Fahrschule, bevor er dann am 1. Januar 1981 fest angestellt in die Fahrschule Lampe einstieg und vor allem in Großalmerode eingesetzt wurde. Die Tonstadt war es auch, in der Schlegel 1991 seine erste eigene Fahrschule eröffnete, 2003 folgte eine weitere in Hessisch Lichtenau und von 1995 bis 2003 gab es eine Zweigstelle in Fürstenhagen.

Warum ist er immer noch dabei? „Ich wollte im Rentenalter die Fahrschule verkaufen“, berichtet Schlegel. 2008 wurde daher der Standort in Großalmerode übergeben. Zum 1. März 2014 folgte die Übergabe der Hessisch Lichtenauer Fahrschule an Silke Steinfeld. Erst als Leiterin, mit Klaus Ludwig als Inhaber, damit weiter auch Laster-Führerscheine angeboten werden konnten, seit rund zweieinhalb Jahren als Inhaberin – mit Schlegel als Fahrlehrer, das hatte er sich erbeten. „Ich konnte mir nie vorstellen, ohne das zu sein, es war mein Leben“, sagt er.

Rund 100 bis 150 Fahrstunden á 45 Minuten im Monat gibt Schlegel auch heute noch. Steinfeld schätzt an ihm seine Zielstrebigkeit. „Egal, ob es stürmt oder schneit, er hat sein Verantwortungsbewusstsein aus der Selbstständigkeit nicht verloren.“

So manch skurrile Begebenheit gab es in 50 Jahren Fahrlehrer-Dasein. Zum Beispiel, als der Prüfer während einer Fahrt auf dem Rücksitz einschlief und Schlegel den Prüfling mit Handzeichen zum Endpunkt nach Witzenhausen navigierte – Wo der Prüfer wieder aufwachte und der Fahrschüler sich über den bestandenen Führerschein freuen durfte. Oder die Fahrschülerin, die partout auf der Autobahn kein Gas geben wollte. Als Schlegel das für sie übernahm, ließ sie das Lenkrad los, faltete die Hände und betete. Sein ältester Fahrschüler bestand übrigens mit 68 Jahren die Prüfung.

Geändert an der Arbeit hat sich nicht viel, zieht Schlegel ein Resümee. Weiterhin müssten regelmäßig Weiterbildungen absolviert werden. Allerdings, die Anforderungen und die Prüfung für die Fahrschüler haben sich verändert, sagt Steinfeld. Aber auch die Voraussetzungen, ergänzt Schlegel. „Wir mussten früher den Führerschein haben, um unabhängig zu sein.“ Durch Fahrdienste der Eltern und besser ausgebauten ÖPNV seien die jungen Menschen nicht mehr auf die Fahrerlaubnis angewiesen, schöben es hinaus. Und noch etwas habe sich geändert. Während früher immer zwei Fahrschüler Stunden nahmen, saß von ihnen einer auf der Rückbank und lernte durch Zusehen. Wenn es dazu heute überhaupt noch komme, habe er das Handy in der Hand, statt aufzupassen.

Und was macht Schlegels Meinung nach einen guten Fahrlehrer aus? „Fachwissen und das methodische Geschick, es an den Mann oder die Frau zu bringen“, sagt er. „Und ich fordere mehr von den Schülern.“ Spaß machen müsse es auch, immerhin arbeiten Fahrlehrer zu allen Tageszeiten und auch am Wochenende. Und dass es ihm Spaß macht, das beweist er seit 50 Jahren. (nde)

Erste Jahre: Karl-Heinrich Schlegel (links) als Fahrlehrer bei der Bundeswehr.
Erste Jahre: Karl-Heinrich Schlegel (links) als Fahrlehrer bei der Bundeswehr. © Karl-Heinrich Schlegel/NH

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