Nach 41 Jahren: Herbert Volkmar aus Hessisch Lichtenau übergibt Geschäft

Seit mehr als 40 Jahren besteht schon die Apotheke von Herbert Volkmar, die im Dezember 1982 in Hessisch Lichtenau eröffnet wurde. Der 71-Jährige Apotheker zieht sich nun langsam aus dem Geschäft zurück. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hat er keine Nachfolgerprobleme, denn seine Tochter Patricia Michel hat seit dem Jahreswechsel die Geschäftsleitung der Apotheke übernommen.
Hessisch Lichtenau – Der Alltag des Apothekers hat sich aber seit der Gründung der Meißner-Apotheke deutlich verändert. Mehr Technik, aber auch sehr viel mehr Bürokratie: Die Arbeit ist von einer Vielzahl von Regeln und Vorschriften gekennzeichnet. Dabei vereinfacht nicht jede Neuerung die Aufgaben.
Warenbestellung
Deutlich verändert hat sich die Bestellung von Medikamenten und Waren für Volkmar. Wurde früher die Bestellung telefonisch an den Großhandel durchgegeben, verwendete man später Lochkärtchen. Jetzt läuft alles digital. „Wir hatten als eine der ersten Apotheken einen Computer“, erinnert sich Volkmar. Heute gehe nichts mehr ohne ihn. Das System warnt, wenn der Bestand gering wird, sagt Patricia Michel. Und sei ein Medikament nicht verfügbar, gebe es direkt eine Rückmeldung.
„Aber auch da müssen die Daten eingepflegt werden“, sagt Herbert Volkmar. Dabei kann man nicht einfach dem System sagen, dass 50 Packungen eines Medikamentes geliefert worden sind und nun im Bestand verfügbar. Denn um Medikamentenmissbrauch vorzubeugen, sind die Verpackungen von verschreibungspflichtigen Medikamenten heute durch einen individuellen QR-Code Einzelstücke. Damit muss jede Verpackung bei der Lieferung eingescannt und genauso beim Verkauf wieder aus dem System entfernt werden.
Rezepte
Auch die Rezepte haben sich verändert. Wurde früher noch alles handschriftlich vom Arzt eingetragen, müssen nun alle Rezepte maschinenlesbar sein. „Bei den Krankenkassen werden die Daten ja digital geprüft“, erklärt Volkmar. Er hat in seiner Apotheke auch die technischen Bedingungen für das eRezept umgesetzt, dass es eigentlich seit 2022 geben sollte. Bisher kommt es aber nur in Einzelfällen vor.
Medikamente
Ganz allgemein gesagt, hat die Bürokratie unheimlich zugenommen. Das zieht sich durch alle Bereiche. Besonders fällt es aber Herbert Volkmar und seiner Tochter bei der Herstellung von Medikamenten auf. Arzneimittel, die nur in sehr geringer Anzahl und mit genau abgestimmter Dosierung benötigt werden, stellen vor Ort noch die Apothekerinnen und Apotheker her. Die Dokumentation darüber ist aber sehr viel detaillierter geworden. „Das trägt aber auch zur Arbeitssicherheit bei“, sagt Patricia Michel.
Tinkturen fallen heute weitestgehend weg und auch Pillen werden kaum noch selbst gemacht. Dafür werden heute aber Kapseln befüllt und weiterhin Salben selbst angerührt.
Aktuell arbeiten in der Apotheke in Hessisch Lichtenau 14 Mitarbeiter. Angefangen hatte Herbert Volkmar 1982 mit zwei pharmazeutisch-technischen Assistentinnen, eine davon war seine Frau. „Die Bürokratie heute wäre mit zwei Mitarbeitern nicht vorstellbar“, sagt Patricia Michel.
Wirtschaftlichkeit
Problematisch sieht Herbert Volkmar, dass es für Apotheker wirtschaftlich immer schwieriger wird. „Wir sind Heilberufler. Um aber überleben zu können, müssen wir auch Kaufleute sein. Da liegen die Probleme drin“, weiß Volkmar. Weder in seinem Studium noch in dem seiner Tochter sind betriebswirtschaftliche Elemente gelehrt worden.
Dabei werden die immer wichtiger, denn die Gewinnmargen der Apotheker werden immer geringer. „Wirtschaftlich muss immer mehr beachtet werden, deswegen ist es auch so schwer für Apotheker, Nachfolger zu finden“, weiß Volkmar. Pro Werktag schließe eine Apotheke in Deutschland.
Preise
„Wir haben eine Serie von Kostendämpfungsgesetzen gehabt“, erklärt Volkmar. Konnten früher die Hersteller die Preise für ihre Medikamente festlegen, gibt es seit den Reformen in den Jahren 2004 und 2007 von der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt staatlich festgesetzte Preise. Früher kamen zum Herstellerpreis ein Großhandelszuschlag dazu sowie ein Apothekerzuschlag.
„Der war prozentual degressiv gestaltet. Das bedeutet, je teurer ein Medikament war, desto weniger Zuschlag gab es für die Apotheken“, erklärt Volkmar.
Mit der Reform gibt es für die Apotheken ein Festhonorar, das 2013 dann erstmals um drei Prozent erhöht wurde. „Mit Lauterbach wurden uns nun die drei Prozent für zwei Jahre gestrichen“, sagt Volkmar.
Da die Bezahlung von verordneten Medikamenten so streng reglementiert wird, müssen die Apotheken ihren Gewinn hauptsächlich aus den frei verkäuflichen Produkten generieren, die etwa zehn Prozent des Umsatzes ausmachen.