Hinter den Kulissen der Mülldeponie in der Gemeinde Meißner

Einst landeten 1,9 Millionen Kubikmeter Müll auf der Deponie in Weidenhausen. Heute sind die Müllkörper abgedichtet. Wir waren vor Ort.
Weidenhausen – Kalkmagerrasen ziert die Hügel auf der ehemaligen Deponie in Weidenhausen. Totholz und Steine bieten Habitate für Tiere. Schafe beweiden ganzjährig das Gebiet. „Es ist ein Insekten- und Vogelparadies“, sagt Andreas Blase, Fachdienstleiter für Abfallwirtschaft und Klimaschutz des Landkreises. Wer würde bei diesem Anblick vermuten, dass sich tief in der Erde etwa 1,9 Millionen Kubikmeter Abfälle befinden?
Der Müll
Auf der Mülldeponie landeten früher etwa Bio- und Restmüll, Elektroschrott, Asbest sowie Mineralwolle. Als die flächendeckende Biomüllsammlung 1995 schließlich eingeführt wurde, kam damit auch weniger organisches Abfallmaterial hinzu. Auch andere Abfallarten wie Elektroaltgeräte und Altpapier wurden im Laufe der Jahre von der Deponierung ausgenommen und stattdessen einer Verwertung zugeführt.
Die Müllkörper füllten sich aber weiter mit anderem Abfall – bis schließlich die Befüllung aufgrund gesetzlicher Vorgaben im Jahr 2005 komplett eingestellt wurde. Seitdem landet kein Müll mehr auf der Deponie, die einzelnen Abschnitte sind stillgelegt.
Die Abdichtungen
Auf dem Gelände der Deponie gibt es einen Altteil und zwei Erweiterungsabschnitte, die zur Entsorgung genutzt wurden. Alle Müllkörper sind abgedichtet – nach gesetzlichen Bestimmungen müssen Deponien nach ihrer Stilllegung rekultiviert werden. Wie sieht die Abdichtung etwa auf den beiden Erweiterungsabschnitten aus? Auf den unten gelagerten Müll kommt eine Schicht aus mineralischen Stoffen, es folgen eine Ausgleichsschicht und eine Betonitmatte. Darauf aufgebaut sind eine Kunststoffdichtungsbahn und eine Drainagematte. Unter- sowie Oberboden darauf dienen als Rekultivierungsschicht. Die Abdichtungen unterliegen hohen Sicherheitsanforderungen. „Die Materialien haben eine Beständigkeit von mindestens 100 Jahren“, sagt Blase.
Blockheizkraftwerk
Wozu sind die Abdichtungen nötig? Müll vergärt durch Sauerstoffmangel, Wasser und Druck. Es entsteht Deponiegas – Methan – das nicht entweichen darf. „Schon während des Baus der Deponie wurden Gasfassungselemente eingebaut, die das Gas absaugen“, erklärt Blase. Seit 1995 erfolgt die Einspeisung in das Blockheizkraftwerk auf dem Gelände. Die erzeugte Energie und Wärme werden für den Betrieb der Sickerwasserreinigungsanlage sowie des Wertstoffhofs genutzt. Überschüsse werden in das öffentliche Stromnetz eingespeist. „Es sind inzwischen nur geringe Mengen an Methan, die abgesaugt werden. Wie lange das Deponiegas noch gefasst werden muss, ist nicht ganz klar.“
Reinigungsanlage
Auch Sickerwasser fällt auf einer Mülldeponie nach wie vor an. „Der Müllkörper hat sich mit der Zeit gefüllt wie ein Schwamm, er ist voll. Das alte Wasser sinkt immer weiter nach unten. Neues kommt durch die Abdichtungen nicht hinzu“, sagt Blase. Doch eben mit diesem alten Sickerwasser muss etwas passieren. Früher wurde es in der Kläranlage Eschwege gereinigt. Seit 1995 wird es auf dem Gelände in der Sickerwasserreinigungsanlage entsprechend behandelt, gereinigt und erst dann in die Werra abgeleitet.

Die Leitungen, die das Sickerwasser zur Reinigungsanlage führen, werden regelmäßig gereinigt und überprüft. Gleiches gilt für die Gasleitungen. Auch die Reinigungsleistung der Anlage wird ständig beobachtet – dafür gibt es vor Ort sogar ein eigenes Labor.
Die Anlage heute
Müll wird auf der Deponie nicht mehr abgelagert. Ob Privatpersonen oder Gewerbetreibende – sie bringen ihren Abfall auf den Wertstoffhof. Die Firma Fehr-Knettenbrech nimmt den Müll als Betreiber der Anlage, beauftragt vom Kreis, an. Die Abfälle werden gewogen und in Container einsortiert. Dazu zählen etwa Asbest- und Dämmwolleabfälle, Elektroaltgeräte, Altreifen, Flaschenkorken und Altkleider.

Sonderabfälle werden an der Schadstoffsammelstation abgegeben. Alle Materialien werden zu unterschiedlichen Aufbereitungsanlagen gebracht.
(Julia Stüber)