In Archfeld soll ein 140 Hektar großer Solarpark entstehen

Der größte Solarpark der Region, wenn nicht sogar Hessens, soll rund um den Herleshäuser Ortsteil Archfeld entstehen.
Herleshausen/Archfeld – Das Projekt, für dessen Realisierung sich mehrere private und kommunale Flächen-Eigentümer zusammengeschlossen haben, soll letztlich bis zu 140 Hektar umfassen (wir berichteten). Christoph Lübcke, einer der drei Geschäftsführer der BLG Project GmbH mit Sitz in Wolfhagen, stellte das Vorhaben im Zuge einer Gemeindevertretersitzung am Dienstagabend in Herleshausen vor.
Wer steht hinter der BLG Projekt GmbH?
Die BLG Project GmbH ist eine 2009 gegründete Projektgesellschaft für regenerative Energiekonzepte in Nordhessen. Geschäftsführer sind Diplom-Ingenieur und Diplom-Ökonom Christoph Lübcke, Jan-Hendrik Lübcke, Söhne des ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Lübcke, sowie ihr Cousin Marek Grimmelbein. Das initiale „B“ im Namen der Projektgesellschaft ehrt die gemeinsamen Großeltern, das Ehepaar Braun, das einen Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb führte und das Interesse an erneuerbaren Energien weckte. Mittlerweile ist aus dem „Familienunternehmen“ eine GmbH mit über 70 Mitarbeitern geworden – von Ingenieuren über Projektleiter bis hin zu Elektrikern und Dachdeckern – die jeden Schritt eines Vorhabens der Archfelder Größenordnung projektieren und begleiten kann.
Was qualifiziert die BLG Projekt GmbH für die Umsetzung?
Vorzeigeprojekt und Vorbild ist das „Hydrogen-Valley“ in Wolfhagen (Landkreis Kassel). Hier wird die europaweit größte Vernetzung von regenerativer Stromerzeugung mit dem Zusammenschluss von Stromsenken geschaffen – in Form von Ladeinfrastruktur und der Veredelung des Stroms zu Wasserstoff; das alles innerhalb eines Netzverknüpfungspunktes. „In den kommenden Jahren wollen wir sukzessiv eine Vielzahl dieser Projekte, primär in Nordhessen, miteinander verknüpfen und ein ähnliches Konzept in der Region für die Region umsetzen“, erklärt Christoph Lübcke.
Was bedeutet das Konzept „Hydrogen-Valley“ genau?
Ein Beispiel: An einem eigenen Umspannwerk werden zwei nahe liegende Windparks mit insgesamt 72 Megawatt und ein Solarpark mit rund 80 Megawatt-Peak zusammengeschlossen. Im ersten Schritt kann mit dem produzierten Strom der Strombedarf in Form von Ladesäulen für Elektrofahrzeuge etwa an einer Autobahnabfahrt gedeckt werden. Des Weiteren kann in großen Batteriestromspeichern die Energie für die Nacht oder erzeugungsarme Stunden vorgehalten werden. „Im nächsten Schritt haben wir auch die Möglichkeit, bedarfsgerecht grünen Wasserstoff zu produzieren und über unterschiedliche Absatzmärkte zu vertreiben“, erklärt Christoph Lübcke. Unter anderem könne mit dem Wasserstoff potenziell der Schwerlastverkehr auf den deutschen Bundesautobahnen versorgt werden. Weiterhin können etwa ein nahe gelegenes Industriegebiet beliefert oder auch Überschüsse ins regionale Gasnetz eingespeist werden.
Wie groß ist der kommunale Ausbaubedarf in Herleshausen?
„Groß“, sagt Christoph Lübcke: Andere Kommunen seien in ihren Bemühungen regenerative Energien betreffend schon deutlich weiter. Will Herleshausen seinen Anteil an den bundesweit gesteckten Klimazielen erreichen, muss er von derzeit 3,4 Gigawattstunden auf 224,8 erzeugte Gigawattstunden klettern – also um den Faktor 66 multipliziert werden. „Für unseren zukünftigen Stromverbrauch gibt es zahlreiche Prognosen und Studien“, sagt Christoph Lübcke. Konservative Annahmen gehen von einer Vervierfachung des Strombedarfs in Privathaushalten aus.
Wie weit ist das Solarprojekt in Archfeld gediehen?
Mit den Flächeneigentümern wurde sich auf einen gemeinsamen Weg geeinigt – Pachtpreise und Rahmenbedingungen etwa wurden bilateral besprochen. Die Pachtverträge, die über 30 Jahre laufen werden, sind final noch nicht unterzeichnet.
Wann könnte der Bau starten?
Die BLG Project GmbH hofft, bis Ende des Jahres 2024 Baurecht zu haben. Vorgeschaltet sind diverse Gutachten und mögliche Eingaben/ Einwendungen von Bürgern, die es zu beachten gilt. Etwa 2026/2027 könnten die Module auf Gestellen montiert werden. Eine klassische Bodenversiegelung findet also nicht statt; Betonfundamente werden nicht gegossen, ein Abbau der Module nach Ende der Vertragslaufzeit sei jederzeit möglich. Bestehendes Ackerland wird in Grasland umgewandelt, das von Schafen beweidet werden könnte. Geschützt werden die Module mit rund zwei Meter hohen Zäunen; auch ein Heckenbewuchs ist möglich, um den Park in die Umgebung einzugliedern.
Wie profitiert Herleshausen finanziell?
In Abhängigkeit vom aufgerufenen Strompreis kann die Gemeinde Herleshausen durch den Solarpark Archfeld zusätzliche Einnahmen zwischen 460 000 Euro und 1,3 Millionen Euro im Jahr erzielen. Die Summe der Einkünfte setzt sich zusammen aus Gewerbesteuer, Grundsteuer und Vergütungen. Foto: privat
(Emily Hartmann)
