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In der Kirche in Kleinalmerode gibt es ein Christopherus-Gemälde

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Von: Kristin Weber

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Der älteste Teil der Kirche von innen, der Chorraum hatte ursprünglich ein Rippengewölbe. An der Südwand ist das spätgotische Wandgemälde erhalten.
Der älteste Teil der Kirche von innen, der Chorraum hatte ursprünglich ein Rippengewölbe. An der Südwand ist das spätgotische Wandgemälde erhalten. © Privat

47 Gotteshäuser der evangelischen Kirche gibt es im ehemaligen Kirchenkreis Witzenhausen. Jede Kirche hat mindestens eine spannende Geschichte zu erzählen. Heute: die Kirche in Kleinalmerode.

Kleinalmerode – Laut eines Eintrags im LAGIS Hessen hat es 1385 eine Pfarrkirche in Kleinalmerode gegeben. Für das Jahr 1427 ist erwähnt, dass die dortige Kirche dem Heiligen Martin geweiht war.

Ein Teil der kleinen evangelischen Kirche, die bis heute erhalten ist, stammt noch aus gotischer Zeit, der etwas erhöhte Chor im Osten nämlich. Er hatte ursprünglich wohl auch ein Rippengewölbe. Ob diese Teile mit der Kirche, die im 14. Jahrhundert erwähnt wird, identisch sind, ist nirgendwo festgehalten. Dass die Kirche jedoch den höchsten Punkt des Ortes besetzt, spricht für eine Kontinuität seit dem Mittelalter. Zudem sind Martinskirchen oft sehr alt, der Heilige Martin von Tours war der Reichsheilige der Franken.

Klein, aber fein: Der älteste Teil der evangelischen Kirche von Kleinalmerode ist der abgesetzte Chor, er stammt aus dem Mittelalter.
Klein, aber fein: Der älteste Teil der evangelischen Kirche von Kleinalmerode ist der abgesetzte Chor, er stammt aus dem Mittelalter. © Kristin Weber

Nach einem Brand im 30-jährigen Krieg wurde das Kirchenschiff in seiner heutigen Größe errichtet. Es ist ein hoher Saal mit vorkragender Empore. Die Kanzel stammt von 1650. Der gewölbte Chor erhielt 1760 eine Flachdecke. 1836 wurde die Kirche nach Plänen von Johann Friedrich Matthei noch einmal erneuert. Jetzt kamen der Fassadenturm und die Segmentbogenfenster hinzu. Heute erhebt sich der schiefergedeckte Dachturm aus dem Satteldach des Kirchenschiffs im Westen mit einer glockenförmigen Haube. Die Orgel wurde 1801 von Georg Peter Wilhelm gebaut.

Kunsthistorische Besonderheit

Was die kleine Kirche kunsthistorisch aber so besonders macht, kam erst 1954 wieder ans Licht, als an der Chorsüdwand wurde ein Wandgemälde freigelegt. Die Entstehungszeit wird mit 1400 oder auch 1500 angegeben. Wann das Bild unter dem Putz verschwand, kann da schon genauer ermittelt werden. 1605 ließ der hessische Landgraf Moritz im Zuge der Reformation alle Kirchenbilder in Nordhessen zerstören oder zukalken.

Das Bild zeigt eine Szene aus dem Leben des Heiligen Christopherus. Ganz links vor seiner Klause steht ein alter Mönch und wird Zeuge, wie ein riesenhafter Christopherus durch einen Fluss watet. Auf seinen Schultern trägt er das Christus-Kind. Der Alte versucht, ihm mit einer Laterne zu leuchten.

Besonders: die Lebendigkeit der Darstellung auf dem Christopherus-Bild.
Besonders: die Lebendigkeit der Darstellung auf dem Christopherus-Bild. © Privat

Das Originelle an dem Bild ist die äußerst lebendige Gestaltung der Flusslandschaft. Dort sieht man Vögel in den Sträuchern am Ufer sitzen, auf dem Wasser ist ein Flussschiff mit aufgezogenem Segel unterwegs. Man sieht Fische in der Strömung schwimmen, Enten, Krebse und andere Wassertiere. Eine hüllenlose Nixe badet am Ufer im Wasser. An Land sieht man Hasen, Otter, Füchse, Störche und Elstern. Am Fluss scheint zudem eine viel bereiste Uferstraße entlangzuführen, denn dort sind Männer mit Packpferden unterwegs, außerdem ein Kirchenfürst auf einem Esel. Möglicherweise wurde die Kirche von einem Bischof besucht und deshalb auch ein Weihekreuz im Bild angebracht.

Weshalb dieses Bild entstanden ist, wird so erklärt: Christopherus ist der Heilige, von dem sich Reisende im Mittelalter Schutz versprachen, auch vor Blitz und Hagelschlag. Kleinalmerode lag damals an einem Weg, der von Kassel nach Heiligenstadt führte, und wer in dem Kirchlein dieses Bild betrachtete, war angeblich für einen Tag lang geschützt.

Pfarrer Michael Zink am Altar.
Pfarrer Michael Zink am Altar. © Privat

In jüngster Zeit wurde die Kirche 2001 saniert und dabei auch das Wandbild von Grund auf restauriert. 2012 erhielt die Kirche aufgrund aufsteigender Feuchtigkeit eine Belüftungsanlage. Pfarrer Michael Zink betreute die Gemeinden in Kleinalmerode, Roßbach und Ellingerode. Wer sich das Bild außerhalb der Gottesdienstzeiten anschauen möchte, braucht dazu allerdings einen Schlüssel, der in der gegenüberliegenden Bäckerei abgeholt werden kann.

Von Kristin Weber

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