Kritik von Naturschutzinitiative: Zu viele Ausnahmen für Nationalmonument

Während das Grüne Band jetzt auch auf hessischer Seite als nationales Naturmonument geschützt werden soll, hat die hessische Landesregierung weiterhin einige Ausnahmen der Bebauung auf dem Gebiet der ehemaligen innerdeutschen Grenze zugelassen.
Werra-Meißner – Das kritisiert die Naturschutzinitiative (NI), der Länder-und Fachbeirat Hessen, in einer Stellungnahme. „Der Bau von Windkraftindustriegebieten in der Nähe und sogar direkt im Naturmonument ist weiter erlaubt, ebenso der Bau der Megastromtrasse Suedlink“, bemängelt der Sprecher der Initiative, Dr. Jörg Brauneis. Diese unglückliche Entscheidung der Hessischen Landesregierung entwerte das gesamte Nationale Naturmonument. Die NI fordert, solche Bauvorhaben hier nicht zu gestatten.
Das „Grüne Band Hessen“ hat eine Länge von rund 260 Kilometern und umfasst eine Fläche von 8048 Hektar. Es berührt 21 Gemeinden in den Landkreisen Werra-Meißner, Hersfeld-Rotenburg und Fulda. Viele schon seit Jahren bestehende Naturschutzgebiete wurden einbezogen und machen etwas mehr als die Hälfte der Gesamtfläche aus. In einer sogenannten Förderzone, meist landwirtschaftlich genutzte Flächen, soll Naturschutz über freiwillige Vereinbarungen umgesetzt werden. Außerdem soll eine Förderung der touristischen und landwirtschaftlichen Entwicklung erfolgen, kulturhistorische Erinnerungspunkte werden erhalten und gefördert (wir berichteten).
Ausnahmen der Bebauung
„Von den strengen Schutzvorschriften des Gesetzes, von denen sich sicher mancher Land- und Forstwirt gegängelt fühlt, werden jetzt aber zahlreiche Ausnahmen gestattet“, sagt Brauneis. Weiterhin dürften in stillen Wäldern, dem Lebensraum von Rotmilan, Schwarzstorch, Uhu und zahlreichen Fledermausarten und auf Wuchsorten bedrohter Pflanzenarten Windkraftanlagen geplant und gebaut werden. Ebenso dürfe sich die Höchstspannungsleitung Suedlink – wie geplant – durch das Grüne Band Hessen wühlen. „Damit geht die Zerstörung der Kultur- und Naturlandschaften Hessens durch die Windkraftindustrie auch entlang des Grünen Bandes weiter“, sagt Brauneis.
Das Land Hessen habe aber auch bisher schon die Waldlebensräume in Schutzgebiete von europäischem Rang für die Bebauung durch Windkraftanlagen freigegeben. Dies zeige die Errichtung von Windkraftindustriegebieten im Kaufunger Wald, mitten im Kerngebiet des FFH–Gebiets Werra- und Wehretal, Hessens größtem FFH–Gebiet. „Wo noch bis 2015 die hessischen Luchse ihre Jungen großzogen, durchziehen nun kilometerlange Betriebsstraßen und Kabeltrassen die einstmals so stillen Wälder und kilometerlang über die Bergkämme verteilte Windkraftgiganten grüßen über das Grüne Band hinweg bis weit nach Thüringen hinein“, sagt Brauneis.
Keine Windkraft am Grünen Band
Die Naturschutzinitiative und andere Naturschutzverbände haben immer wieder bei Planungen neuer Windkraftindustriegebiete in der Nähe der hessisch-thüringischen Grenze auf die Schutzwürdigkeit dieser einzigartigen Naturlandschaft am Grünen Band Hessen‚ hingewiesen. Die NI fordert die hessische Landesregierung jetzt auf, am „Grünen Band Hessen“ selbst und in den unmittelbar angrenzenden Landschaften, den Bau von Windkraftanlagen und den Bau von Höchstspannungsleitungen nicht zu gestatten. Andernfalls könnte sich das nationale Naturmonument als eine Mogelpackung herausstellen. (red/ts)