Die Erteilung einer solchen Erlaubnis berechtigt das Unternehmen nicht zu „tatsächlichen Aufsuchungshandlungen“, wie es im Gesetzestext heißt. Probebohrungen zum Beispiel sind damit noch nicht erlaubt. Die Aufsuchungserlaubnis sagt dem Unternehmen zunächst für drei Jahre lediglich das grundsätzliche und ausschließliche Recht zu, in dem Erlaubnisfeld Bodenschätze zu erkunden. Damit ist ausgeschlossen, dass ein Konkurrent dem Unternehmen im Erlaubnisfeld in dieser Zeit dazwischenfunkt. Um diese Erlaubnis zu erhalten, muss das Unternehmen vorher seine Eignung nachweisen.
Dann müsste das Unternehmen konkrete Betriebspläne einreichen. Jede einzelne geplante Bohrung zum Beispiel muss dann separat genehmigt werden von den Behörden, den betroffenen Kommunen und den Grundstückseigentümern. „Für diese Phase hat das Unternehmen bisher eine einzige Probebohrung geplant“, betont der Geologe Dr. Bartosz Karykowski von der Group 11. Weitere Details dazu will das Gründer-Team aber zurzeit nicht öffentlich bekannt geben, weil während der Phase der Antragsstellung immer noch andere Unternehmen das von der Group 11 Exploration erarbeitete Wissen nutzen könnten, um selbst einen Antrag auf Erkundung zu stellen.
Nein. Alle drei Team-Mitglieder betreiben ihr Start-up-Unternehmen und das für das Richelsdorfer Gebirge geplante Projekt neben ihren Hauptberufen. „Wir haben unsere Ideen seit 2018 entwickelt und setzen nun unser privates Kapital ein, um diese umzusetzen. Wir haben keine Sachanlagen, keine Gebäude, keine Grundstücke, keine Maschinen“, betont Karykowski. „Was wir haben, ist eine Datenbank, erarbeitet und digitalisiert aus alten Archiven und früheren Untersuchungen. Deshalb ist es für uns so wichtig, unser geistiges Eigentum zu schützen mit einer Aufsuchungserlaubnis“
Im Zuge der Energie- und Mobilitätswende wird der Bedarf an Kupfer stark steigen. „Wir wollen neben Kupfer einige von der Europäischen Union als kritisch eingestufte Rohstoffe umweltverträglich und nachhaltig aus heimischen Quellen decken“, betont Karykowski. „Jedes Windkraftrad braucht fünf bis zehn Tonnen Kupfer, jedes Megawatt an Solarenergie braucht fünf Tonnen Kupfer, Elektrofahrzeuge brauchen drei bis vier Mal so viel Kupfer wie herkömmliche Verbrenner. Auch der Ausbau der Stromnetze geht nur mit Kupfer.“
Deutschland importiert jährlich Kupfer im Wert von etwa zehn Milliarden Euro, sagen Experten. Das Metall kommt aus Chile und Australien, aber auch zunehmend aus Ländern, in denen Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit und Umweltzerstörung an der Tagesordnung sind – wie in der Demokratischen Republik Kongo und in China.
„Unsere Vision ist, eine ethisch und ökologisch einwandfreie, nachhaltige Produktion von Kupfer in Deutschland unter Einhaltung strengster Umweltauflagen aufzubauen“, betont der 34-jährige Geologe. Dabei sollen umweltverträgliche Hightech-Methoden in der Erkundung und in einem späteren Abbau eingesetzt werden. „Deutschland muss selbst seinen Teil dazu beitragen, wenn wir wirklich das gesamte wirtschaftliche Leben elektrifizieren wollen.“ Und die Ukraine-Krise mache noch einmal besonders deutlich, dass man Zugriff auf Rohstoffe im eigenen Land haben müsse und nicht zu 100 Prozent abhängig sein dürfe.
„Unser Ziel ist es, nicht mehr Kupfer aus dem Kongo nach China zu schicken, bevor es in Deutschland verarbeitet wird. Ich möchte die mit Kupfer beladenen Züge von unserem Projekt in Nord-Osthessen bis nach Kassel oder Salzgitter fahren sehen, um dort verarbeitet zu werden“, betont Karykowski. Das verkürze auch die Lieferketten und reduziere den Ausstoß von Kohlendioxid.
In den 1980er-Jahren fanden im Rahmen des Bundesbohrprogramms Untersuchungen auch dort statt. Ein Abbau erwies sich damals als nicht ökonomisch, weil die Kupfer-Konzentration zu niedrig war. Heute könnte es aber möglicherweise mit neuen Abbau-Techniken und einer anderen Marktsituation ökonomisch sinnvoll sein. Die beiden entscheidenden Fragen sind in einem solchen Fall immer: Reicht die Kupfer-Konzentration im Gestein aus und ist genügend Kupfererz vorhanden? „Die derzeit aus den 1980er-Jahren bekannten Ressourcen reichen leider niemals für ein ökonomisches Bergbauprojekt aus“, betont der Geologe. Deshalb lauten die spannenden Fragen, die das Team beantworten will: Lassen sich die bisher bekannten Daten bestätigen und sind die bislang bekannten Kupfer-Vorkommen vielleicht nur die Spitze des Eisbergs? Befindet sich in der Tiefe noch weit mehr? Es geht um eine Tiefe von rund 500 Metern und mehr. Allein die Erkundung der Vorkommen ist eine Riesenaufgabe und könnte bis zu zehn Jahre dauern.
Ein modernes Bergwerk hat ein Mundloch mit einem Verwaltungsgebäude und einer Kupfer-Elektrolyseanlage. „Das ist in keiner Weise vergleichbar mit dem, wie früher im Richelsdorfer Gebirge Kupfer abgebaut wurde“, sagt der Geologe.
Die erste Phase der ersten drei Jahre mit der Genehmigung der Aufsuchungserlaubnis und einer ersten Bohrung kostet zwischen 100 000 und 120 000 Euro. Das Dreier-Team der Group 11 Exploration finanziert das aus privaten Mitteln. Ein modernes Bergwerk aufzubauen kostet zwischen zwei und fünf Milliarden Euro, betont Dr. Bartosz Karykowski. Dafür müsste dann ein internationaler Investor gefunden werden. „Und ein Investor kommt nur, wenn er weiß, dass hier ausreichend Erz für mindestens 25 Jahre vorhanden ist.“ Herauszufinden, ob das der Fall ist, haben sich die drei Männer zur Aufgabe gemacht.
Zur Selbsteinschätzung sagt Dr. Karykowski: „Wir sind kein Großkonzern, aber wir sind auch keine Amateure. Bei der Erkundung spielen wir schon in der höchsten Klasse mit.“ (Rene Dupont)
Die Group 11 Exploration GmbH ist im Juli 2020 gegründet worden mit Sitz in Herzberg. Geschäftsführer ist Fabian Mühlberger, Ökologe aus Göttingen. „Er hat sich einen guten Ruf im Bereich des Umweltschutzes erarbeitet, unter anderem mit der Kartierung bedrohter Arten auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene und mit Umweltgutachten“, teilt das Start-up-Unternehmen mit. Zu dem Dreier-Team gehört auch der Geologe Thomas Woolrych, der viele Jahre im Kongo und in Sambia Erfahrungen mit modernen Bergbauprojekten gesammelt hat. Diese Länder seien in der Kupferproduktion weltweit führend. Die Lagerstätten ähneln stark den europäischen. Dr. Bartosz Karykowski ist promovierter Geologe und hat weltweit an Bunt- und Edelmetall-Lagerstätten gearbeitet. dup