„Wir müssen weiter durchhalten“
Landrat Reuß und Kreisbeigeordneter Wallmann zum verlängerten Lockdown
Trotz sinkender Siebentage-Inzidenz sieht Landrat Stefan Reuß keinen Grund zum Aufatmen und appelliert erneut an die Bevälkerung, weiter durchzuhalten. Die Verlängerung des Lockdowns sei derzeit alternativlos.
Werra-Meißner – Die Zahl der bestätigten Corona-Neuinfektionen im Werra-Meißner-Kreis ist in dieser Woche deutlich zurückgegangen, die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag bei 46. Grund zum Aufatmen?
Weniger Tests wegen Schneechaos
Nein, sagen Landrat Stefan Reuß und Erster Kreisbeigeordneter und Gesundheitsdezernent Dr. Rainer Wallmann. Denn wegen des Schneechaos am Wochenbeginn habe es weniger Tests und weniger Rückmeldungen aus den Laboren gegeben. „Wir erwarten, dass die Zahlen wieder steigen werden“, sagt Reuß. Das habe man in anderen Landkreisen auch beobachtet.
Lockdown ist alternativlos
Dass der Lockdown von Bund und Ländern um drei Wochen verlängert wurde, sei abzusehen gewesen, sagen Reuß und Wallmann. „Und er ist alternativlos“, betont Wallmann mit Blick auf die Mutationen des Coronavirus, die viel ansteckender sein sollen als die ursprüngliche Version. Es habe im Werra-Meißner-Kreis schon Sequenzierungen gegeben – also eine genauere Überprüfung, ob sich Patienten mit mutierten Virusformen infiziert haben, sagt Reuß. Bis jetzt sei im Kreisgebiet aber noch keine Mutation nachgewiesen worden.
Bisher keine Mutation im Landkreis aufgetaucht
Die aufwändigeren Sequenzierungstests würden nicht bei jedem Abstrich, sondern dann angewendet, wenn der Patient Kontakt zu Menschen aus Großbritannien oder einem anderen, von Mutationen betroffenen Land gehabt habe, erklärt Reuß. Ebenso bei Reiserückkehrern oder starken Ausbreitungen von Infektionen. Falls eine solche Variante entdeckt würde, würde sich für die Abläufe im Gesundheitsamt nichts ändern, sagt Wallmann. Dann würden alle Kontakte des Betroffenen nachverfolgt und unter Quarantäne gestellt.
Einzelne Ausbrüche treiben Werte schnell in Höhe
Ein weiterer Grund, warum die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis nur bedingt aussagekräftig ist, ist die relativ geringe Größe des Landkreises. Ein einzelner Ausbruch in einem größeren Ort würde die Zahl schnell in die Höhe treiben, ebenso schnell fielen größere Gruppen von Neuinfektionen nach zwei Wochen weder aus der Berechnung hinaus. „Vor zwei Wochen hatten wir noch eine Inzidenz von mehr als 200“, erklärt Wallmann. „Fallende Zahlen dürfen uns nicht täuschen: Wir sind noch nicht am Ziel und wir dürfen nicht wieder verspielen, was mühsam erreicht worden ist. Wir müssen weiter durchhalten.“
Die Wirtschaft im Werra-Meißner-Kreis habe sich eine frühere Lockerung des Lockdowns gewünscht, viele Betriebe hätten gut Vorsorge getroffen und Hygienekonzepte erarbeitet, weiß Reuß.
Nicht nur Eskaltionskonzepte, auch welche zur Deeskalation
Für die kommenden Wochen brauche es klare, möglichst landeseinheitliche Konzepte, wie verfahren werden soll, wenn die Fallzahlen weiter sinken, sagen Reuß und Wallmann. „Wir brauchen nun nicht nur ein Eskalationskonzept sondern auch ein Deeskalationskonzept.“ Gut finden beide, dass bei den Bund-Länder-Gesprächen am Mittwoch erstmals berücksichtigt wurde, dass benachbarte Bundesländer besser kooperieren müssen.
„Bis jetzt hatte jeder seine eigene Verordnung“, sagt Reuß. Das sei für einen Landkreis im Drei-Länder-Eck Hessen-Niedersachsen-Thüringen mit vielen Ein- und Auspendlern problematisch. „Die Inzidenz in einem Landkreis hängt daher nicht nur von den Maßnahmen dort ab“, sagt Wallmann. (Friederike Steensen)