Das erlebt Andreas Hilmes, Schulleiter der Johannisberg-Schule in Witzenhausen, ähnlich. Die ersten Schüler kamen am 21. März an die Schule. Viele ihrer individuellen Probleme würden erst nach und nach zutage treten: „Hier ist ein behutsamer und einfühlsamer Umgang sehr wichtig, und bei Bedarf werden die Schulsozialarbeit oder auch die Schulpsychologie hinzugezogen.“ Groß sei vor allem die Sorge um Väter und ältere Brüder.
Schüchtern seien viele der Schüler aus der Ukraine anfangs gewesen, erinnern sich Kerstin Ihde, Schulleiterin des Eschweger Standorts der Anne-Frank-Schule, und Alexandra Gödicker, die dort als IKL-Lehrerin (Lehrerin für Intensivklassen) unterrichtet. Die ersten Schüler, die hier im April mit dem Unterricht begannen, wollten sofort wieder zur Schule gehen und da eine Tagesstruktur haben.
Durch die Mutter eines Schülers aus der Ukraine fand in der Regenbogenschule bis Ende Januar viermal wöchentlich ein Ergänzungsangebot statt. Nach dem Mutterschutz der Grundschullehrerin wird das durch das Kultusministerium ins Leben gerufene Angebot fortgesetzt. Durch die Sprache und die Kultur soll der Bezug zur Heimat der Schüler aufrechterhalten werden. An der Anne-Frank-Schule ist die Mutter eines Schülers, die Journalistin ist, nun als Lehrerin tätig. In Witzenhausen unterstützt zusätzliches Personal, das unter anderem russisch spricht, den Unterricht zum Spracherwerb, bei dem die Praxis im Fokus stehe.
Die IKL-Klassen richten sich an alle Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Sie besuchen zusätzlich Regelklassen. An der Anne-Frank-Schule erhält jedes dieser Kinder einen individuellen Stundenplan. An Mathe, Englisch, Kunst und Sport können die Schüler oft problemlos teilnehmen, während sie Deutsch und Gesellschaftslehre erst in den Regelklassen besuchen, wenn sie schon mindestens ein Jahr lang in Deutschland sind.
An der Grundschule gab es für einige der Kinder zusätzliche Aufgaben von ihrer ukrainischen Schule. Hilmes erklärt, dass Schüler, die einen ukrainischen Abschluss anstreben, ein sehr umfangreiches Vorbereitungsprogramm bewältigen müssen. Nach der Schule und im Ausnahmefall auch währenddessen werden sie vonseiten der Schule begleitet. Digitale Endgeräte stellt die Schule zur Verfügung.
Gut in der Schulgemeinde angekommen seien die ukrainischen Schüler laut Alexandra Gödicker. Zu Weihnachten lernten die Kinder der IKL-Klassen ein Lied, das schließlich die ganze Schule sang. Während die Jüngeren oft leiser seien, merke man anderen die Freude am Deutschlernen an, was auch andere motiviere. Die weiterführenden Schulen erleben, dass einige Schüler ihre Zukunft in Deutschland sehen und entsprechend große Lernfortschritt erzielen. Andere hofften auf baldige Rückkehr in ihre Heimat. (Eden Sophie Rimbach)