1. Startseite
  2. Lokales
  3. Witzenhausen
  4. Neu-Eichenberg

Sondergebiet Logistik: Trassierband sorgt für Ärger in Neu-Eichenberg

Erstellt:

Von: Friederike Steensen

Kommentare

null
Material vom Acker? Unbekannte haben in der Nacht zu Freitag die Zufahrt zur Gemeindeverwaltung mit Trassierband versperrt. Foto: Gemeinde Neu-Eichenberg

Zwei Tage nach dem Beschluss der Gemeindevertreter, sechs Monate nach Alternativen zum Logistikgebiet zu suchen, hat Trassierband in Neu-Eichenberg doppelt für Ärger gesorgt.

Erst hat die Hessische Landgesellschaft (HLG) am Donnerstag damit auf dem Acker Flächen für die Bewirtschaftung markiert. Dann haben Unbekannte in der Nacht zu Freitag damit die Zufahrt zur Gemeindeverwaltung abgesperrt. Ein Zusammenhang liegt nahe, konnte aber am Freitag nicht nachgewiesen werden. Stimmen zur Lage:

Die HLG

Donnerstagvormittag besprach die HLG als Grundstückseigentümerin mit fünf ortsansässigen Landwirten die Bewirtschaftung auf dem Acker mit einjährigen Feldfrüchten. Auch mit der Gemeindeverwaltung und der Polizei sei der Termin abgestimmt gewesen, erklärt die HLG auf HNA-Anfrage. 15 Prozent der Fläche sollen bis ins Frühjahr Rückzugsgebiete für Rebhühner, Feldhasen und andere bleiben. „Wir wollen sicherstellen, dass die Ackerböden in Hebenshausen angemessen genutzt werden bis über die weitere Nutzung des Standorts entschieden wurde“, so HLG-Geschäftsführer Dr. Gerald Kunzelmann. Das Konzept sei artenschutzrechtlich voruntersucht. „Das Protestcamp wird ausgespart.“ Keine Antwort gab die HLG auf die Fragen der HNA, ob der Ortstermin langfristig feststand, warum die Polizei vor Ort war und ob es künftig Gespräche mit den Ackerbesetzern geben soll.

Die Ackerbesetzer

Die Euphorie über den Planungsaufschub ist im Camp der Ackerbesetzer am Freitag verflogen. Man sei davon ausgegangen, dass alle Akteure nun gemeinsam am Runden Tisch über die Zukunft der Fläche beraten, sagt „Maik“, der seinen echten Namen aus Angst vor Repressionen nicht nennen will. Dass die HLG zwei Tage nach der Entscheidung rund ums Camp Fakten schaffe, ohne die Aktivisten einzubeziehen, sei für sie ein Affront. Sie seien nur von der Polizei informiert worden.

Auf die Frage, warum das Trassierband am Camp nun verschwunden, dafür aber welches an der Gemeinde aufgetaucht ist, sagt „Maik“: „Das muss heute Nacht passiert sein.“ Es sei vermutlich eine Aktion von Sympathisanten, aber mit der Gruppe nicht abgestimmt gewesen.

Neuer Protest: Am Donnerstag hatte di eHLG einen Bereich im Abstand von 25 Metern  zum Camp mit Trassierband abgesperrt. Das ist am Freitagmorgen verschwunden, dafür ist ein neues Banner aufgetaucht.
Neuer Protest: Am Donnerstag hatte di eHLG einen Bereich im Abstand von 25 Metern  zum Camp mit Trassierband abgesperrt. Das ist am Freitagmorgen verschwunden, dafür ist ein neues Banner aufgetaucht. © Friederike Steensen

Die Bürgerinitiative (BI)

„Es war zu erwarten, dass die HLG tätig wird, aber nicht, dass es so schnell geht“, sagt Dr. Christoph Schade von der BI für ein lebenswertes Neu-Eichenberg, der am Freitag vor Ort ist. Er lobt, dass heimische Landwirte statt fremde Lohnunternehmer die Fläche bewirtschaften sollen, kritisiert aber den Polizeieinsatz. Schade hofft, dass es keine weitere Eskalation gibt. „Wir alle müssen uns sammeln.“ Die BI arbeite schon an einem nachhaltigen, ressourcenschonenden und wirtschaftlichen Konzept.

Der Bürgermeister

Bürgermeister Jens Wilhelm vermutet, dass die Unbekannten das Band auf dem Acker abgerissen und aus Protest gegen das Vorgehen der HLG vor der Gemeinde aufgehängt haben: „Es ist keine große Sache, aber es ärgert mich maßlos.“ Alle Beteiligten müssten die demokratischen Prozesse und die geltende Rechtslage akzeptieren. „Wo soll das denn hinführen, wenn der Acker tatsächlich bestellt wird?“

Die Polizei

Man sei vorab über die Abtrassierung auf dem Acker informiert worden und „beobachtend“ vor Ort gewesen, sagt Polizeisprecher Jörg Künstler auf HNA-Anfrage. Die Gemeinde hätte am Freitag gemeldet, dass das Trassierband vom Acker in den Bereich der Gemeindeverwaltung „verlegt“ wurde. „Da dadurch keine erkennbare Straftat vorliegt, ist zum jetzigen Stand kein weiteres polizeiliches Einschreiten erforderlich“, so Künstler. 

Auch interessant

Kommentare