Vom Verdacht bis zur Statistik
So funktioniert die Meldekette nach einer Corona-Infektion im Werra-Meißner-Kreis
Wie Corona-Fallzahlen zustande kommen und was wann wem gemeldet wird, kann verwirrend sein - auch im Werra-Meißner-Kreis. Wir haben nachgefragt, wie die Meldekette funktioniert.
Werra-Meißner – Noch immer kommt es in Bezug auf die Corona-Fallzahlen und die Meldekette hin und wieder zu Verwirrung: Wie kommen die Zahlen zustande? Wer gibt wann welche Informationen an wen weiter? Warum gibt es manchmal unterschiedliche Zahlen, je nachdem wann man wo nachsieht?
So ging es auch einem Leser, der deshalb bei uns nachgefragt hat. Das nehmen wir zum Anlass, die Abläufe rund um Meldekette und Fallzahlen noch einmal zu erklären.
Corona-Meldekette im Werra-Meißner-Kreis: Nicht nur Ärzte müssen melden
Grundsätzlich sei der Informationsfluss recht einfach: „Der Arzt nimmt den Abstrich und schickt ihn an das Labor“, sagt Kreissprecher Jörg Klinge. „Ist das Testergebnis positiv, meldet das Labor das dem Gesundheitsamt, von wo die Meldung an das Hessische Sozialministerium und weiter an das Robert-Koch-Institut (RKI) geht.“
Neben bestätigten Fällen müssen auch Verdachtsfälle dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Dazu sind nicht nur Ärzte, sondern auch beispielsweise Leiter von Einrichtungen wie Schulen oder Pflegeheimen verpflichtet – und zwar direkt nach Bekanntwerden.
Das erklärt das RKI auf seiner Internetseite. Das Gesundheitsamt bekommt also sowohl Meldungen über Verdachtsfälle als auch bestätigte Fälle, das RKI hingegen lediglich bestätigte Fälle.
Corona-Meldekette im Werra-Meißner-Kreis: RKI bekommt keine Personendaten
Es gibt noch einen weiteren Unterschied zwischen den Meldungen an das Gesundheitsamt und denen an das RKI. Das Gesundheitsamt bekommt Namen und Kontaktdaten betroffener Personen, um diese zu informieren und notwendige Maßnahmen – wie Quarantäne und die Ermittlung von Kontaktpersonen – veranlassen zu können.
Das RKI erhält anonymisierte Daten. Das heißt: keine Namen oder Kontaktdaten betroffener Personen.
Corona-Meldekette im Werra-Meißner-Kreis: Übermittlungsverzug möglich
Aber wieso findet man dann für einen Tag und eine Region unterschiedliche Zahlen? Das kann unter anderem an den einzelnen Fristen für die jeweiligen Institutionen liegen. Testergebnisse und Verdachtsfälle müssen innerhalb von 24 Stunden beim Gesundheitsamt eingehen.
Bestätigte Fälle müsse es dann spätestens am nächsten Arbeitstag an die zuständige Landesbehörde weiterleiten. Auch diese habe dann bis zum nächsten Arbeitstag Zeit, um die Fälle dem RKI zu melden, erklärt das Institut online. Dort werden sie dann in die Statistik (RKI Dashboard) eingepflegt.
„In der aktuellen Lage übermitteln die meisten Gesundheitsämter früher und häufiger als gesetzlich vorgesehen, meist täglich und auch am Wochenende“, heißt es beim RKI. „Allerdings kann es bei der Übermittlung der Fälle auch zu einem Melde- und Übermittlungsverzug von einigen Tagen kommen.“
Corona-Meldekette im Werra-Meißner-Kreis: Kreis hat die aktuellsten Zahlen
Unterschiede könnten auch an einem anderen Datenstand liegen. „Das RKI verwendet den Datenstand jeweils 0 Uhr, möglicherweise nutzen die Landesbehörden/Gesundheitsämter einen anderen zeitlichen Rahmen“, heißt es auf der Internetseite.
Grundsätzlich gelte, dass die Behörden in Stadt- oder Landkreis über die aktuellsten Zahlen verfügten. Anders als viele überregionale Medien, die zumeist die Zahlen des RKI-Dashboards verwenden, bezieht unsere Zeitung die Zahlen, die wir veröffentlichen, direkt vom Kreis.
Zusätzlich zu der Veröffentlichung der aktuellen Fallzahlen auf der Internetseite der Kreisverwaltung Werra-Meißner, veröffentlicht auch Landrat Stefan Reuß die Zahlen jeden Tag aktuell auf dem sozialen Netzwerk Facebook. (Sarah Schnieder)