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Trotz guter Erfahrungen: Hebammen sind fast immer Frauen

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Von: Konstantin Mennecke

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Statistik 2019: Weniger Geburten und weniger Sterbefälle
Fast immer sind Frauen als Hebammen dabei, wenn Kinder das Licht der Welt erblicken. © Fabian Strauch

Werra-Meißner – Bundesweit sorgen 10 213 festangestellte Hebammen in Kliniken dafür, dass Kinder möglichst reibungslos ins Leben starten. Männer spielen hier aber eine untergeordnete Rolle, wie der Deutsche Hebammenverband (DHV) auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt.

Nach aktuellen Zahlen sind unter den mehr als 10 000 Hebammen in Kliniken bundesweit nur 23 Männer. Damit handele es sich um „eine äußerst marginale Größenordnung“. Ähnlich sieht es mit Blick auf alle Hebammen, auch außerhalb der Kliniken, aus. Rund 24 000 sind es, auch hier sind aber kaum Männer dabei, wie Martina Klenk, Vorsitzende des Landesverbands der Hessischen Hebammen mitteilt. “Der Landesverband der Hessischen Hebammen e.V. plant keine strategischen Maßnahmen, um die Anzahl der männlichen Hebammen zu erhöhen. Sollten Männer sich dazu berufen fühlen, Hebamme zu werden, so steht ihnen die Bewerbung um einen der Hochschulstudienplätze frei“, sagt Martina Klenk.

Diesen Mut, sich bei Interesse um diesen Beruf zu bemühen, spricht auch das Klinikum Werra-Meißner Männern zu. Neun Hebammen sind im Klinikum beschäftigt, Männer sind darunter aber keine. Dabei habe man durchaus gute Erfahrungswerte in der Belegschaft in Form einer Hebamme. „Eine unserer ärztlichen Kolleginnen hat bei einem früheren Arbeitgeber mit einer männlichen Hebamme zusammengearbeitet. Diese wurde von den Gebärenden und Kolleginnen sehr gut angenommen“, sagt Klinik-Sprecher Florian Künemund. „Man sollte den Beruf viel mehr geschlechter-neutral bewerben, also nicht explizit auf Männer abzielen, für sie den Beruf aber ebenso attraktiv gestalten wie für Frauen. Ob jemand eine gute Hebamme ist, liegt nicht am Geschlecht. Wenngleich es für viele Frauen noch etwas schwer vorstellbar sein könnte, sich auf eine männliche Hebamme einzulassen“, betont Künemund. „Und für viele Männer noch ebenso schwer vorstellbar, sich auf diesen Beruf einzulassen.“

Mit Blick auf den Ende 2022 politisch diskutierten Hebammen-Mangel betont Künemund, dass es keineswegs zu wenig Hebammen auf dem Markt gibt, sondern viele von ihnen nicht mehr im Kreissaal arbeiten wollen. Dies liege laut einer Umfrage an den gesetzlichen Regelungen und Vergütungen durch die Kostenträger sowie hohe Versicherungskosten für Hebammen.

Bachelorstudium seit 2020 Pflicht

Menschen, die Hebammen werden möchten, müssen seit 2020 ein Bachelorstudium absolvieren. Die Ausbildungskurse, die bislang an Hebammenschulen angeboten wurden, starten seit Anfang 2023 nicht mehr neu und müssen bis 2027 abgeschlossen sein. Das Bachelorstudium umfasst laut Hebammenverband 2200 Stunden Praxis und ebenso viele Stunden Theorie. Das duale Studium Hebammenwissenschaft ist unter anderem in Kassel und Göttingen möglich.

Von Konstantin Mennecke

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