Dr. Karl Kollmann fasst Geschichte der Wasserburg Aue in Buch zusammen

Eine bewegte Geschichte verbirgt sich in den Mauern der Wasserburg in Aue. Dr. Karl Kollmann behandelt sie, die Grabungen dort und die über 100.000 Fundstücke in einem neuen Buch.
Aue – Im Jahr 1272 tritt die Familie von Aue in Gestalt des Ritters Erkenbert ins Licht der Geschichte – und damit die Wasserburg Aue. Dr. Karl Kollmann hat die Zusammenhänge im 13. und 14. Jahrhundert aus Urkunden rekonstruiert: „Mehrere niederadlige Familien, die meist miteinander verwandt waren, hatten Besitz in Aue“, hält er fest. „Eine dieser Familien nannte sich ‚von Aue’ und hat daher sicher ihren Hauptwohnsitz in Aue gehabt. Dieser Wohnsitz ist vermutlich die Wasserburg gewesen, und die Erstnennung der Familie 1272 stellt somit ein wichtiges Belegdatum auch für die Burg da.“
Seit 2004 wird die Wasserburg in Aue von der AG Vorgeschichte der VHS Werra-Meißner ausgegraben, mit 6.500 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden. Gleichzeitig wurde das Sandsteinmauerwerk gesichert, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Geschichte des Ortes und der Burg, der Grabungen sowie die Funde stellt Dr. Karl Kollmann in einem reich bebilderten Buch vor: „Die Wasserburg zu Aue“. Darin fasst er die Ergebnisse zu einem Gesamtbild zusammen. Hergestellt wurde das Buch von einem Mitglied der AG, Matthias Nolte. Die Finanzierung des Drucks übernahm die Historische Gesellschaft des Werralandes.
Die Burg lag damals an der Straße von Eschwege nach Mühlhausen und wurde von einem Wassergraben geschützt. 1435 übertrug der Landgraf von Thüringen das Dorf Aue dann an einen neuen Vasallen, die Familie von Eschwege. Sie begann die Burg zu erweitern und zu modernisieren. Der Helm einer Rüstung, der ausgegraben wurde, gehörte wahrscheinlich Reinhard III. von Eschwege. Er heiratete 1530 Barbara, die Tochter Ludwigs von Boyneburg-Lengsfeld, und ihre beiden Wappen sind auf der Mitte der Frontseite zu sehen. Nun wurden im 1. und 2. Obergeschoss der Burg mehrere glasierte Kachelöfen eingebaut und sorgten für rauchfreie Räume. Außerdem gab es Glasfenster aus Butzenscheiben. Im Erdgeschoss befand sich die Küche, sie besaß einen großen Ausgussstein mit einem Ausfluss nach draußen. Der Sohn Reinhards, ebenfalls Reinhard (IV.), errichtete 1576 einen großen Herrensitz oberhalb der Burg.
1637 wütete der Dreißigjährige Krieg, und auch das Werratal blieb nicht verschont. Die kroatischen Truppen besetzten die Burg. Wie rücksichtslos sie darin gehaust haben, zeigt die Brandermittlung: Offenbar entzündeten sie im Obergeschoss offene Feuer, um ihr Essen zu rösten, und brannten dabei versehentlich die Burg nieder. In der Grabungskampagne der AG Vorgeschichte von 2004 bis 2021 konnten aus dem Schutt über 100.000 Fundstücke geborgen werden, die ein Bild der Burg von 1637 wie in einer Zeitkapsel verewigt haben. Die 187 anschaulichsten Objekte stellt das Buch vor, ein Bild des Alltagslebens zu der Zeit. Neben den Ofenkachel-Fragmenten sind es auch Teller aus Werra-Keramik, Krüge, Glasflaschen und Küchenzubehör. Es gibt eiserne Truhenbeschläge, Schlösser und Schlüssel – und die Rüstung des Burgherrn.
Die Grabung hat ihre eigene, mit Schwierigkeiten gespickte Geschichte. Als der Heimatverein Aue 2006 die Burg kaufte, ging vieles leichter. Die Grundmauern und Türstürze sowie einige Räume konnten gesichert und neu ausgefugt werden. Das Türmchen, in dem das Burgmuseum residiert, ist allerdings eine Zutat von 1901. Zur Buchpräsentation kamen zahlreiche Besucher in die Wasserburg, die das Erscheinen bei Kaffee und Kuchen feierten. Den Menschen in Aue liegt ihre kleine Wasserburg sehr am Herzen. (Kristin Weber)
Das Buch
Dr. Karl Kollmann, Die Wasserburg zu Aue, hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Werralandes in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein Eschwege e. V., 212 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen, ISBN: 9783982047744. Preis: 20 Euro. (kw)