Evangelische Gemeinde will Wanfrieder Friedhöfe nicht mehr verwalten

Noch liegt die Trägerschaft der fünf Wanfrieder Friedhöfe bei der Evangelischen Kirche. Doch das wird sich im Laufe des Jahres ändern, berichtet Bürgermeister Wilhelm Gebhard.
Wanfried – Für Trauernde ändert sich dann der Ansprechpartner für Friedhofsbelange.
Das sagt der Bürgermeister:
„Dass die Friedhöfe in allen Ortsteilen und der Kernschaft in Kirchenhand sind, hat bei uns lange Tradition. Das ist seit Jahrzehnten so“, weiß Gebhard. Doch Ende des Vorjahres wurde er informiert, dass die Evangelische Kirchengemeinde Wanfried aus der Trägerschaft entlassen werden will.
Die fünf Friedhöfe – Kernstadt, Aue, Heldra, Altenburschla und Völkershausen – sollen künftig von der Kommune betreut werden. „Am 5. Mai ist die nächste Stadtverordnetenversammlung, dann wird es dazu eine Grundsatzentscheidung geben“, informiert der Bürgermeister. Er hoffe, dass die Friedhöfe weiter eigenwirtschaftlich geführt werden können. „Wir werden eine Kraft mit der Verwaltung des Friedhofs betrauen müssen. Das entsprechende Volumen dafür ist noch nicht zu beziffern.“
Das sagt Pfarrerin Kremmer von der Gemeinde:
„Mir liegt die Trauerarbeit sehr am Herzen, natürlich werde ich weiterhin Trauergottesdienste und die Seelsorge für die Wanfrieder anbieten“, erklärt Pfarrerin Rosemarie Kremmer, die vor allem den Friedhof in der Kernstadt betreut. Es werde sich also eher hinter den Kulissen etwas ändern. Ihr sei wichtig, dass ein Wechsel der Trägerschaft keine negativen Auswirkungen auf die kirchliche Begleitung der Trauernden hat.
Denn kommt es zum Konflikt zwischen Grabbesitzern und Friedhof, beispielsweise wegen unbezahlten Rechnungen, so ist es aktuell noch Aufgabe der Pfarrerin, das Geld einzufordern. Das sei nach einer emotionalen Betreuung bei einem Trauerfall für beide Seiten oft eine unangenehme Konfliktsituation. „Ich habe die Hoffnung, Menschen in ihrer Trauer ohne die Geschäftsbeziehung Friedhof besser und konfliktfreier helfen zu können.“
Das sagt der Kirchenvorstand der Stadtkirche Wanfried:
Im Vorfeld gab es die Überlegung des Kirchenvorstandes, was beispielsweise die Friedhofsverwaltung im handwerklichen, juristischen und finanziellen Sinne mit der „Verkündigung des Evangeliums“ als Kernaufgabe zu tun habe.
Der Vorstand hat berechnet: Liegt die Trägerschaft bei der Kirche, so gilt beispielsweise der Bauhof, dessen Dienstleistungen auf dem Friedhof unabdingbar sind, als Fremdunternehmen. Ist jedoch die Stadt der Friedhofsträger, gilt der Bauhof als Eigenbetrieb. Der Kirche entstünden so also rund 70 000 Euro Mehrkosten, die künftig auf die Nutzer umgelegt hätten werden müssen.
Auch Rollenkonflikt zwischen Seelsorgerin und „Bestehen auf Einhaltung der Friedhofsordnung“ war ein Argument dafür, die Trägerschaft abzugeben.
Das sagt das Dekanat Werra-Meißner:
„Diese Entscheidung hat die Wanfrieder Gemeinde selbst getroffen“, erklärt Ralph Beyer, stellvertretender Dekan des Evangelischen Kirchenkreises Werra-Meißner. Er verweist auf Waldkappel, Meinhard, Eschwege und Witzenhausen, wo die Friedhöfe ebenfalls in kommunaler Trägerschaft sind.
Beyer: „Im Werra-Meißner-Kreis gibt es 133 Friedhöfe, mehr als die Hälfte, nämlich 97, sind in kirchlicher Trägerschaft.“ Nur 36 Friedhöfe im Kreis hätten derzeit einen kommunalen Träger. Von 270 kirchlichen Friedhöfen der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) liegen 97 im Kirchenkreis Werra-Meißner. Da sei der Kreis schon ein Sondergebiet, sagt der stellvertretende Dekan. (Theresa Lippe)