Helmut Pippart hat sich der Restaurierung alter Häuser verschrieben

PORTRÄT: Der Wanfrieder Arzt Helmut Pippart hat sich der Restaurierung alter Häuser verschrieben. Wir stellen ihn im Porträt vor.
Wanfried – Schon beim Eintreten in das monumentale Haus an der Wanfrieder Marktstraße steigt die Spannung, weil man von historischen Kunstwerken und Sammlungen eingeholt wird, die für den Hausherren Dr. Helmut Pippart von unschätzbarem ideellen Wert sind.
„Ich liebe geschichtsträchtige Objekte, in denen sich bauunterschiedliche Kulturepochen widerspiegeln“, erklärt das Wanfrieder Original, dass es diese Leidenschaft wohl von seinem Großvater Wilhelm geerbt hat. Der sei der Initiator des ersten Museums gewesen.
„Wir haben immer in älteren Gebäuden gelebt, die Restaurierung verlangten. Auch Sperrmüllgüter wurden bei uns so aufgepäppelt, dass sie zum Tagesgebrauch benutzt werden konnten und heute noch wertvolle Schätze sind“, schwärmt der Arzt für Allgemeinmedizin, der mit 78 Jahren noch täglich praktiziert, von der Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz.
Die Herzenswünsche
„Da ich stets das gute Miteinander gesucht und keine utopischen Forderungen gestellt habe, fanden wir stets den Konsens, der mir sogar Herzenswünsche eröffnete, weil wir oft meinungsgleich getickt haben“, macht Helmut Pippart deutlich, dass er seitens des Denkmalamtes sogar animiert wurde, Objekte zu restaurieren.
So die ehemalige Unterkunft vom Technischen Hilfswerk „Am Plan“ in Eschwege: „Die Bestrebungen der Stadt zeigten bereits in Richtung Abriss. Den großen Raum, der einst als Lager für Brauereiartikel diente, darunter sogar für Malz, habe ich intensiv saniert. Heute bietet er sich als ideale Stätte für Feierlichkeiten und kann angemietet werden“, blickt Pippart stolz auf die sechs hübschen Wohnungen, die er, gerade bei der Vermietung auch unter Beachtung sozialer Aspekte, im riesigen Gebäude geschaffen hat.
Der Kleegarten
Nach diesem Pilotprojekt hatte Pippart Lunte gerochen und kam der Bitte der Bevölkerung von Heldra nach, das Franck’sche Gut zu renovieren. Zur Erklärung: Im Wanfrieder Stadtteil sind viele Fachwerkhäuser und Höfe zu finden, darunter auch der von August Hermann Francke, erbaut 1620. „Mit rund 20 Helfern, die sich beispielhaft bei den nötigen Eigenleistungen eingebracht haben, ist das in ,Kleegarten’ getaufte Areal ein wahres Schmuckstück geworden“, konstatiert Pippart, dass die Besucher einzigartige Erlebnisgastronomie mit viel Historie vorfinden.
Der Platz für Kultur
Die Herberge, die sich gebäudetechnisch auch für kulturelle Veranstaltungen anbietet und für diese Zwecke von Pippart bereits häufig genutzt wurde, liegt als ortsbildprägende Hofreite in der Dorfmitte von Heldra und ist allein von der Optik her ein bewundernswertes Fleckchen Erde mit Charme und großartigem Ambiente. Und für die einzigartige Initiative wurde der Kleegarten mit dem Hessischen- und Deutschen Denkmalschutzpreis sowie dem Deutschen Fachwerkpreis ausgezeichnet.
Die fleißigen Bürger
Pippart nochmal zur gemeinschaftlichen Restaurierung und den fleißigen Bürgern: „Das war ein Brett, das wir in drei Jahren hingelegt haben. Mich hat besonders beeindruckt, dass bei aller Mühseligkeit niemals Unmut aufkam und stets jemand neue Ideen einstreute“, bringt der Individualist seine Dankbarkeit zum Ausdruck.
Auch vom harmonischen Verhältnis zu den Denkmalpflegern kann der 78-Jährige nicht loslassen: „Auf deren Einladung durfte ich einen Vortrag in Eschwege über meinen Erfahrungsschatz in Sachen Restaurierung alter Fachwerkhäuser halten, und auch bei der Denkmalmesse in Leipzig, die unter der Regie des Landes Hessen stattfand, war ich mit einem Stand vertreten, um den Besuchern meine Vorstellungen von Altbausanierung zu vermitteln“, verweist Pippart auf seinen Flyer. Diesem ist zu entnehmen, dass er deutschlandweit 19 Fachwerkprojekte umsetzte, und mit dem er Individualisten für Altbausanierung animieren möchte.
In seiner Heimatstadt hebt er die Restaurierungen des Bahnhofes und des Hafens hervor, die Renaissance-Vertäfelung am Rathaus, den Brunnen, den Steintisch in der Innenstadt und ganz besonders das Denkmal im ehemaligen jüdischen Viertel mit einst eigener Synagoge: „An der Stelle darf ich meine beiden Mitstreiter Reiner Graf und Walter Hense nicht vergessen, die mich speziell beim Bau des Denkmals tadellos unterstützten.“
Der Mediziner, der zu Beginn seiner Arztkarriere vor der Frage stand, ob er in der Klinik bleibt oder in die Praxis seines Vaters einsteigt, die er dann nach reiflicher Überlegung 20 Jahre führte und in der er noch immer tätig ist, gehört heute zu den ältesten ausbildungsberechtigten Ärzten für Allgemeinmedizin in Deutschland. „Darunter ist auch einer, der zehn Jahre älter ist als ich, der praktiziert folglich mit 88 noch. Und ich bin stolz, dass ich rund 20 Ärzten aus der Region, die mich nach dem achten Semester aufsuchten, ausbilden durfte.“
Er schwenkt zum Sport: „Mit neun Jahren habe ich mit dem Handball beim VfL begonnen, war auch Schiedsrichter und erinnere mich gerne an die gute alte Großfeldzeit“, sagt der für die FWG im Parlament aktive Stadtverordnete. (Harald Triller)