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Gerd Köditz führt seit über 25 Jahren den Heimatverein in Aue

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Von: Harald Triller

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Im kleinsten Museum von Hessen: Gerd Köditz vor dem mehrstöckigen Modell der Wasserburg, die 1637 bis auf das Erdgeschoss abgebrannt ist. foto. harald triller
Im kleinsten Museum von Hessen: Gerd Köditz vor dem mehrstöckigen Modell der Wasserburg, die 1637 bis auf das Erdgeschoss abgebrannt ist. foto. harald triller © harald triller

Seit mehr als 25 Jahren leitet er den Heimatverein in Aue: Gerd Köditz. Wir stellen ihn vor.

Aue – Beim Thema „Wasserburg“ leuchten bei Gerd Köditz die Augen, was verständlich ist, weil er sich der historischen Sehenswürdigkeit verschrieben hat und seit mehr als 25 Jahren mit Ideenreichtum Verbesserungen für die Ruine anstrebt. Die Burganlage wurde wahrscheinlich um das Jahr 1200 gebaut, brannte nach der Plünderung im Dreißigjährigen Krieg (1637) bis auf das Erdgeschoss nieder und wurde danach nie wieder aufgebaut.

„Zusammen mit meinem leider schon verstorbenen Freund Hans-Jürgen Germerodt haben wir uns 1996 um den Fortbestand des Heimatvereins bemüht und das ganze Dorf für unsere Projekte gewonnen“, erklärt Gerd Köditz, der seit dieser Zeit an der Spitze des Vereins steht und mit seinem Vorstandsteam, dem auch seine Ehefrau Ruth aktiv angehört, das große Ziel verfolgte, der Wasserburg wieder neues Leben einzuhauchen.

Dorferneuerung half

Wenn der 68-Jährige zurückblickt, dann spricht er von einem „Steinhaufen“, der ihn immer wieder reizte. „Und schon 1997 entdeckten wir mit der Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm einen Silberstreif am Horizont. Allerdings deckten sich unsere Pläne nicht mit den Vorstellungen des Architekten, der ein zweites Kloster Cornberg wollte“ schwenkt Gerd Köditz zum Roden des Vorplatzes und Entfernen der vielen Pappeln in 2001.

Damit sei die Basis für gewinnbringende Veranstaltungen geschaffen worden. „Viele Einwohner haben allerdings ihre ehrenamtliche Unterstützung von der Eigentumsfrage abhängig gemacht, die Burganlage war seinerzeit im Besitz von zwei Familien“, geht er auf die Geldbeschaffung ein, wobei vor allem Hans-Jürgen Germerodt seine Kontakte zur Industrie und Geschäftswelt nutzte. „Auch das Amt für Denkmalschutz und die Sparkassenstiftung haben uns neben den Spenden finanzielle Türen geöffnet, sodass wir als Heimatverein 2007 die Anlage kaufen konnten, ja, wir waren Burgbesitzer“, schmunzelt Gerd Köditz.

Erste Ausgrabungen

Er berichtet von ersten Ausgrabungen der AG für Vor- und Frühgeschichte, die Dr. Karl Kollmann schon vor dem Ankauf initiierte, auch die „Befreiung“ vom Bewuchs der total zugewachsenen Burg wurde zum Selbstläufer, weil ganz Aue mitgeholfen hat. „Noch heute leisten wir 300 bis 500 Stunden im Jahr für anstehende Arbeiten“, so der Vorsitzende. „Ob Beamter, Arbeiter oder Angestellter, hier standen schon immer alle auf der gleichen Stufe, denn wir strebten 2011 in Verbindung mit den Dorrenbergern aus Sontra den ersten Mittelaltermarkt an“, erläutert Köditz, dass die Freunde des mittelalterlichen Lebens und Brauchtums den Heimatverein mit ihren Erfahrungen unterstützten.

Erster Mittelaltermarkt

Derweil wurden die Restaurierungsarbeiten unter dem Motto „Ich habe da mal eine Idee“ forciert, ein kleiner Anbau installiert, der, nach dem das Denkmalamt keine Einwände hatte, massiv ausgebaut wurde und bei den Märkten als Verkaufsstand dient. Und auch 2014 konnte das 50-jährige Bestehen des Heimatvereins rund um die Wasserburg gefeiert werden, ehe 2016 der nächste Mittelaltermarkt nachgelegt wurde. „Auch bei Musikevents, unter anderen mit „De Lusejungen“ aus Sontra, konnten wir bis zu 400 Gäste begrüßen“.

Gesichert wie Fort Knox

Ebenfalls 2016 wurde im Burgturm das kleinste Museum in Hessen mit großem Trara eingeweiht. „Und den zweimal zwei Meter kleinen Raum mussten wir, vom Denkmalamt gefordert, mit einer Stahltür absichern“, vergleicht Gerd Köditz lachend die Sicherheitsstufe mit Fort Knox.

„Im Erdgeschoss haben wir Räumlichkeiten geschaffen, die für Feiern angemietet werden können, die dazugehörige Küche strapazierfähig überdacht und auch bei den Sicherheitsgeländern im oberen Stock sind wir den Denkmalschützern gerecht geworden“, weiß Gerd Köditz zu erzählen, dass Feste auch Toiletten verlangen.

Für den Heimatverein ist das wegen des fehlenden Kanals zur Herausforderung geworden, denn der am nächsten gelegene Anschluss befindet sich in der Straße nach Frieda und hätte geschätzte 80 000 Euro an Kosten verursacht. Aber der Vorsitzende fand einmal mehr die perfekte Lösung mit einer Container-Toilette, die seither ihren Platz nahe der Burg findet.

„Schon dabei, aber auch beim Verlegen von Strom und Wasser begünstigten uns die Stadtwerke in Eschwege sowie die Stadt Wanfried“, macht Gerd Köditz deutlich, dass auch diese Kuh mit Nachdruck vom Eis geholt wurde, die von 2017 an monatliche Stammtische ermöglicht. „Schließlich haben wir auch die Chance beim Schopfe gepackt und eine Außenstelle des Standesamtes eingerichtet. Das hat unserem Bürgermeister Wilhelm Gebhard sehr gut gefallen und so hat er kräftig an der Schraube gedreht, schon 2019, als die Anlage auch den Preis Denkmal des Monats bekommen hat, ließ sich das erste Paar in der Wasserburg trauen“, schwärmt der Vorsitzende und sagt, dass die Geschichte permanent fortgeschrieben wird und jährlich 7000 bis 8000 Euro an Sanierungsgeldern benötigt werden.

Frühlingsmarkt im Mai

Seit 13 Jahren beteiligt sich der Heimatverein rund um die Wasserburg an den Ferienspielen in Eschwege und Wanfried, über Führungen mit Essensangeboten werden Einnahmen generiert, und am 28. Mai plant der Heimatverein einen Frühlingsmarkt. Außerdem hat Gerd Köditz beim Denkmalamt 10 000 Euro für die Mauer im Burggraben beantragt und darf sich über die Bewilligung freuen.

Von Harald Triller

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