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Weiter große Hilfsbereitschaft im Werra-Meißner-Kreis für die Türkei

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Von: Denise Dörries

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Gemeinsam mit „Eschwege hilft“ haben Neslihan Akin-Knauf und Nazan Akin Kocuk (vorne von links) Spenden gesammelt und Fahrten in die Türkei organisiert. Auf dem Bild sind sie auf einem Spendenbasar in Witzenhausen mit den Helfern Paul Atilla Knauf (zweiter von links), Julia Kosar und Rossella Rossano zu sehen.  
Gemeinsam mit „Eschwege hilft“ haben Neslihan Akin-Knauf und Nazan Akin Kocuk (vorne von links) Spenden gesammelt und Fahrten in die Türkei organisiert. Auf dem Bild sind sie auf einem Spendenbasar in Witzenhausen mit den Helfern Paul Atilla Knauf (zweiter von links), Julia Kosar und Rossella Rossano zu sehen.   © Hans Spinn

Bereits fünf Wochen ist das Erdbeben in der Osttürkei her. Die Spendenbereitschaft für die Erdbebenopfer ist weiterhin groß - Übergangskleidung wird nun benötigt.

Witzenhausen – Mehr als einen Monat ist das Erdbeben in der Türkei nun her. Mehrere Zehntausende Tote und Hunderttausende Verletzte forderte die Naturkatastrophe im Osten der Türkei und im Norden Syriens. Die Lage in der Türkei ist weiterhin heikel und weitere Nachbeben erschweren die Aufräumarbeiten.

Die Witzenhäuserin Nazan Akin Kocuk gibt Auskunft über die Lage vor Ort: „Es gibt ständig Nachbeben, daher können die Menschen nicht in die übrigen heilen Häuser zurück und leben in Zelten.“ Die Gefahr, dass die intakten Häuser wegen eines Nachbebens einstürzen, bestehe weiterhin. In den betroffenen Städten wie Kirikhan und Gaziantep kümmere man sich nun erst mal darum, die Wege und Straßen von Schutt und Trümmern zu befreien, damit diese wieder befahrbar sind.

Weitere Fahrten sind geplant

„Bevor alles neu aufgebaut wird, müssen die Trümmer beseitigt werden“, sagt Akin Kocuk. Ihr Mann ist selbst nur ein paar Tage nach dem großen Erdbeben Anfang Februar mit einem Transporter voller Hilfsgüter in die Türkei gefahren (wir berichteten). Geplant war eigentlich, dass er noch einmal fährt, um vor Ort Hilfe leisten zu können. Doch er habe von seiner Arbeitsstelle nicht frei bekommen. „Mein Mann hat im Juni über Pfingsten frei, da plant er, wieder nach Kirikhan zu fahren, da die Betroffenen dann auch Sommerkleidung benötigen“, sagt Akin Kocuk. Auch sie möchte dann mit, einerseits um sich einen Überblick von der Lage vor Ort zu verschaffen, und andererseits, um Formalitäten zu klären.

Auch Akin Kocuks Halbgeschwister wohnen weiterhin am Ort des Geschehens. Momentan werden sie von Hotel zu Hotel verfrachtet. „Das ist eine schwierige Lage, weil bald die Tourismus-Saison wieder beginnt und dann der Platz in den Hotels benötigt wird“, sagt sie. Die Halbgeschwister sollen nach Deutschland kommen, ein 90-tägiges Visum ist bereits beantragt, wann die Entscheidung über das Aufenthaltsrecht fällt, ist noch ungewiss.

5800 Euro Spenden mit Kuchenverkauf eingenommen

Die Spendenbereitschaft im Landkreis ist groß. Allein bei einem Spendenbasar Anfang März in Witzenhausen kam mit Gebäck und Leckereien aus der Türkei eine Spendensumme von rund 5800 Euro zusammen. Unter den Gästen des Basars war auch Anja Hoche. Mit ihrem Hund Flash war sie in Kirikhan unmittelbar nach dem Erdbeben mit der International Search and Rescue (ISAR) vor Ort, um die unter den Trümmern verschütteten Menschen zu retten.

„Wir kannten uns nicht, aber wenn man das gleiche Leid erlebt hat, ist jedes Fremdgefühl erloschen“, beschreibt Akin Kocuk das Aufeinandertreffen mit Anja Hoche. Sie und ihre Schwester Neslihan Akin-Knauf konnten sich mit Anja Hoche über die Lage in ihrer Heimatstadt austauschen. „Sie hat ein großes Mitgefühl gezeigt“, sagt Akin Kocuk.

Ein Zusammentreffen in Witzenhausen: Nazan Akin (links) und ihre Schwester Neslihan Akin-Knauf (rechts) haben Anja Hoche begrüßt und über die Situation in ihrer Heimatstadt Kirikhan gesprochen.
Ein Zusammentreffen in Witzenhausen: Nazan Akin (links) und ihre Schwester Neslihan Akin-Knauf (rechts) haben Anja Hoche begrüßt und über die Situation in ihrer Heimatstadt Kirikhan gesprochen. © Privat

Auch das Klinikum Werra-Meißner hilft, wo es kann. Marco Lubitz, Chefarzt der Inneren Medizin am Standort Witzenhausen spendete Desinfektionstücher, Handschuhe, Spritzen, Binden, Gipsschienen und Ähnliches: „Da es in Kliniken keine Lagerhaltung mehr gibt, haben wir auf allen Stationen und allen Bereichen des Klinikums gesucht und geschaut, was wir spenden können.“

Das Klinikum hat bislang eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes unterstützt. „Das Sozialministerium hat konkrete Listen geschickt, was benötigt wird, und eine Sammelstelle benannt, der wir melden, was wir abzugeben haben“, teilt Florian Künemund, Leiter Unternehmenskommunikation des Klinikums Werra-Meißner mit.

Marco Lubitz (rechts), Chefarzt des Klinikums Werra-Meißner, und Krankenschwester Stephanie Wedekind (Mitte) spendeten medizinische Materialien, zum Beispiel Verbände.
Marco Lubitz (rechts), Chefarzt des Klinikums Werra-Meißner, und Krankenschwester Stephanie Wedekind (Mitte) spendeten medizinische Materialien, zum Beispiel Verbände. © Nazan Akin Kocuk

In Zusammenarbeit mit der Organisation „Eschwege hilft“ konnten die Akin-Schwestern fünf Sprinter und einen Lastkraftwagen in die Osttürkei schicken. „Wir hatten alles von A bis Z dabei, beispielsweise Kinderbetten, Zelte, Rollstühle, Rollatoren und trockene Lebensmittel“, sagt Akin Kocuk.

Nun muss Familie Akin umstrukturieren, denn laut Akin Kocuk hat sich „Eschwege hilft“ wieder auf die Ukrainehilfe fixiert. Transporter müssen sie privat organisieren, Hilfsgüter können sie weiter über „Eschwege hilft“ beziehen. Immer noch werden Spenden benötigt. Gefragt sind Zelte, Decken und Kleidung, vor allem Übergangskleidung. Für die Zukunft ist Sommerkleidung hilfreich.

Von Denise Dörries

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