Werra-Meißner-Kreis: Zahl der Fledermäuse bleibt erfreulich

Rund 2.750 Fledermäuse meldet die Obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Kassel. Auch im Werra-Meißner-Kreis finden die Tiere Unterschlupf. So kann man sie unterstützen.
Werra-Meißner – Die Zahlen geben Grund zur Hoffnung. Seit November 2022 wurden unter der Federführung der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums (RP) Kassel die bekannten Winterquartiere kontrolliert und die Fledermäuse gezählt. Im gesamten Regierungsbezirk Kassel konnten 2.750 Fledermäuse von zwölf verschiedenen Arten gezählt werden. Jetzt erwachen die Säugetiere aus dem Winterschlaf. Der Nabu Hessen erklärt, wie man die seltenen Tiere unterstützen kann.
Sehr erfreulich seien die Zahlen für den Winter 2022/2023, berichtet Stefan Zaenker, der als Mitarbeiter der Oberen Naturschutzbehörde die Zählungen organisiert. Etwa 200 der 266 bekannten Überwinterungsquartiere in Nordhessen wurden kontrolliert. Zumeist handelt es sich bei den untersuchten Fledermausquartieren um Felsenkeller, Bergwerksstollen und Naturhöhlen, aber auch stillgelegte Eisenbahntunnel, Autobahnbrücken, Unterführungen, alte Munitionsbunker oder ausgediente Wasserbehälter.
Im Werra-Meißner-Kreis zählen die alten Bergwerkstollen am Hohen Meißner, die ehemaligen Eisenbahntunnel bei Schemmern oder Schwebda und auch der Luftschutzstollen unter dem Bückeberg zwischen Nieder- und Oberhone dazu. In insgesamt 131 Quartieren wurden Fledermäuse angetroffen. Die systematische Erfassung der überwinternden Fledermäuse erfolgt seit Jahren unter Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz, des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung, der örtlichen Naturschutzgruppen, der Hessischen Verwaltung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön, der Forstämter, der Unteren Naturschutzbehörden und der Quartiereigentümer.

Am häufigsten wurden Große Mausohren (780 Tiere), Zwergfledermäuse (628) und Bartfledermäuse (499) gezählt. Sehr erfreulich ist die Entwicklung bei der Mopsfledermaus, die noch Anfang der 1970er-Jahre in Hessen praktisch als ausgestorben galt. „Langsam zeigen sich die Erfolge der gezielten Artenschutzmaßnahmen in Winterquartieren“, sagt Stefan Zaenker. Jedes Jahr werden mehrere alte Bergwerksstollen geöffnet und mit Fledermausgittern gesichert. Alte Bunker und nicht mehr benötigte Wasserbehälter werden mit speziellen Fledermaussteinen zu Quartieren umgebaut. „Meist werden diese Quartiere innerhalb von ein bis zwei Jahren von den Tieren angenommen“, erläutert der Fledermausexperte, der für 2023 wieder den Umbau einiger neuer Quartiere auf dem Plan hat.
Nach dem Winterschlaf ziehen die Tiere jetzt von den Winterquartieren in Zwischenquartiere und dann in ihre Sommerquartiere um. Allerdings ist das Frühjahr immer wieder eine schwierige Zeit für die fliegenden Säugetiere. Oft sind sie stark abgemagert und geschwächt, weil in der Winterschlafzeit die Reserven verbraucht wurden. „Wird eine Fledermaus derzeit tagsüber an einer offen zugänglichen Stelle gefunden, kann man davon ausgehen, dass sie Hilfe benötigt“, sagt Petra Gatz, Fledermausexpertin beim Nabu Hessen. Dafür versieht man eine kleine Pappschachtel mit Luftlöchern, zerknülltem Küchenpapier zum Verstecken und einem Schraubdeckel mit Wasser. Dann setzt man die Fledermaus mit Hilfe von etwas dickeren Handschuhen oder einem Handtuch vorsichtig hinein und verschließt die Schachtel ausbruchsicher mit Klebeband. Anschließend nimmt man schnellstmöglich Kontakt mit dem bundesweiten Fledermaus-Infotelefon unter 030-284984-5000 auf und lagert die Fledermaus bis zur Übergabe an kühler Stelle.
Auch im Sommer kann jeder etwas für die nach wie vor bedrohten Fledermäuse tun. Neben der Schaffung neuer Quartiere, z.B. durch ein Fledermausbrett an der Hauswand, können im eigenen Garten nachtblühende Pflanzen angepflanzt werden, die dann Insekten anlocken, die wiederum den einheimischen Fledermäusen als Nahrung dienen. Bis zu 4.000 Mücken vertilgen Fledermäuse pro Nacht und zeigen Hausbesitzern außerdem, wo das Lebensumfeld noch intakt ist. Auch die Anlage eines naturnahen Gartenteichs fördert den Insektenreichtum und bietet darüber hinaus noch einen Lebensraum für geschützte Amphibienarten. Insekten und damit auch die Fledermäuse freuen sich über Borretsch, Minze, Zitronenmelisse, Salbei oder Schnittlauch. (red/ts)