Wilderei gab es seit dem Hochmittelalter. Im Bewusstsein unserer Zeit hält sich der Mythos vom frischen, freien illegal jagenden Wildschützen, der nicht selten zum Rebell gegen die Obrigkeit stilisiert wurde. Doch die meisten Wilderer in früheren Jahrhunderten waren weder frei noch fröhlich, sondern die meisten von ihnen arm und hungrig.
Denn: Ursprünglich waren Wald und Wild Allgemeingut, lieferten Nahrung, Kleidung, Energie und Baumaterial für jedermann. Das ging solange, bis die adlige Obrigkeit ab zirka dem 11. Jahrhundert Wald und Jagd für sich beanspruchte und damit den Rest der Bevölkerung von dieser Lebensgrundlage ausschloss.
Dem Adel gehört schon lange nicht mehr das Jagdprivileg und Hunger und Mangel als Motive für Wilderei haben ausgedient.
Dennoch findet sie statt: Verlässliche Zahlen gibt es nicht. Laut polizeilicher Statistik wurden 2020 1080 Fälle von Jagdwilderei erfasst. Nur 336 Fälle wurden aufgeklärt.
Die Motive sind vielfältig. Der häufigste Antrieb ist wohl die Beschaffung von Wildbret. Aber auch Trophäenwilderei oder pure „Jagdlust“ spielen eine Rolle.
Wilderer achten meist nicht auf Jagd- und Schonzeiten, auch auf Abschusspläne wird keine Rücksicht genommen. Sie verwenden in vielen Fällen nicht zugelassene Kaliber, die großes Tierleid verursachen.
Angeschossene, aber nicht tödliche getroffene Tiere, werden nicht nachgesucht und müssen so unnötig leiden. Auch bei der Wilderei mit Schlingen leiden die Tiere bis zu ihrem Tod oftmals sehr lange und qualvoll. (Stefanie Salzmann)