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Arbeit mit Flüchtlingen im Werra-Meißner-Kreis erfolgreich

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Von: Denise Dörries

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Das Jobcenter Werra-Meißner am Standort Witzenhausen. Mittlerweile sind 736 Ukrainer im Werra-Meißner-Kreis gemeldet.
Das Jobcenter Werra-Meißner am Standort Witzenhausen. Mittlerweile sind 736 Ukrainer im Werra-Meißner-Kreis gemeldet. © Denise Dörries

Ein Jahr Krieg in der Ukraine – das Jobcenter Werra-Meißner hilft, wo es geht

Witzenhausen – Am heutigen Freitag jährt sich der Angriffskrieg auf die Ukraine zum ersten Mal. Viele ukrainische Bürger mussten ihr Heimatland verlassen und sind nach Europa geflüchtet. Ein neues Zuhause haben sie westlich der Ukraine gefunden, etwa in Polen, Rumänien, Ungarn, der Slowakei oder in Deutschland. So finden die Kriegsflüchtlinge auch im Werra-Meißner-Kreis Unterstützung.

Ein Helfer in der Region ist Manfred Harbusch, Ortsvorsteher in Ziegenhagen. „Seit vergangenem März sind ungefähr 25 Ukrainer zu uns in den Ort gekommen“, sagt er. Diese habe Harbusch privat in Familien untergebracht und bei Behördengängen unterstützt. Die Sprachbarriere war in Ziegenhagen ein kleineres Problem, da sich eine dort ansässige Anwohnerin mit russischer Herkunft sofort bereit erklärt hatte, zu helfen. In der darauffolgenden Zeit konnte so Wohnraum vermittelt und Kontakte zu Behörden, Krankenkassen, Stromanbietern und Ähnlichem hergestellt werden. Auch das Jobcenter im Werra-Meißner-Kreis gehörte zu den Anlaufstellen für die ukrainischen Flüchtlinge. Für diese Zusammenarbeit findet Harbusch nur lobende Worte: „Die Mitarbeiter hatten immer ein offenes Ohr und waren zügig erreichbar.“

Manfred Harbusch Ortsvorsteher Ziegenhagen
Manfred Harbusch Ortsvorsteher Ziegenhagen © Cortis, Christoph

Für das Jobcenter haben die Kriegsflüchtlinge eine Herausforderung bedeutet, da eine erhebliche Mehrarbeit angefallen ist. „Wir hatten nur gute vier Wochen Zeit, um 20 Prozent mehr Arbeit bei gleichem Personal zu organisieren“, berichtet Uwe Kümmel, Bereichsleiter Jobcenter Werra-Meißner.

Zu den Aufgaben des Jobcenters gehört es, vor allem eine Lösung zu finden. Im Fall der Ukrainer bedeutet das, Leistungen des zweiten Sozialgesetzbuches zu beantragen. Da Menschen aus der Ukraine keinen Flüchtlingsstatus haben, fällt ein Asylantrag weg. Außerdem organisiert das Jobcenter Sprachkurse, um die Menschen anschließend mit entsprechenden Kenntnissen in Berufe vermitteln zu können.

Eine erste Unterstützung gibt es in Gießen

Im Werra-Meißner-Kreis haben Stand Februar dieses Jahres 736 Menschen Hilfe gefunden. Darunter sind aktuell 237 Menschen in einem Sprachkurs. Im Regelfall kommen die Menschen aus der Ukraine, die nach Hessen flüchten, in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen unter. Dort werden sie registriert und untersucht. Unter Berücksichtigung, ob die Menschen schon irgendwo Verwandte oder Bekannte haben, werden sie im Bundesland verteilt. „Ukrainer, die in den Werra-Meißner-Kreis kommen, melden sich im Jobcenter und stellen einen Antrag auf Bürgergeld“, sagt Kümmel.

In Ziegenhagen lief der Prozess anders ab, da viele der Ukrainer auf private Initiative geflüchtet sind. Harbusch hilft, wo er kann: „Wir haben sie wohlwollend aufgenommen, die Menschen hatten nichts, keine frei konvertierbare Währung und keine Krankenversicherung.“

Uwe Kümmel Bereichsleiter Jobcenter
Uwe Kümmel Bereichsleiter Jobcenter © Jobcenter

Nächstes Ziel: Jobvermittlung

„Wir helfen, wo wir können“, sagt auch Kümmel. Ab September sind die ersten Sprachkurse angelaufen: „Die Ersten beenden jetzt demnächst ihren Sprachkurs, danach fängt die Intensivvermittlung an.“ Das bedeutet, das Jobcenter schaut gemeinsam mit den Ukrainern, welche Berufe möglich wären und versucht zu vermitteln. Besonderer Bedarf würde unter anderem in der Pflege, im Handwerk und in der Landwirtschaft bestehen. Ein Problem sind die unterschiedlichen Ausbildungssysteme der Ukraine und Deutschland. Deswegen sei es schwierig, die Menschen in ihrem ursprünglichen Beruf unterzubringen.

Die Mitarbeiter vom Jobcenter fragen die Interessen und Vorlieben ab und schauen, welche Berufe oder Jobangebote in der Region passen würden. „Wir sind hier nicht im Kurzstreckenlauf, wir müssen Ausdauer und Geduld haben, um Leute langfristig zu integrieren“, sagt Kümmel. Das Ziel des Jobcenters Werra-Meißner ist es, gemeinsam mit den Kunden eine Lösung zu finden: „Wir wollen, dass es den uns anvertrauten Bürgern gut geht.“ Dabei ist Kümmel klar, dass das Jobcenter nicht alles richtig macht und nicht alle Wünsche erfüllen kann, der negative Ruf würde aber schrumpfen und genau da möchten die Mitarbeiter anknüpfen. „Wir wollen in unserer Philosophie für die Menschen da sein.“

Von Denise Dörries

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