Geld für Fahrt zur Baustelle – Mehrkosten für Kunden möglich

1130 Bauarbeiter im Werra-Meißner-Kreis – und damit neun von zehn Beschäftigten in der Baubranche – sind an 200 Arbeitstagen im Jahr unterwegs, um zu den Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen. Dafür erhalten sie nun einen finanziellen Ausgleich.
Werra-Meißner – Für die einfache Fahrt legen sie dabei laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Bezirksverband Nordhessen, im Schnitt 59 Kilometer zurück. Das ergab eine von der IG Bau beim Pestel-Institut in Hannover in Auftrag gegebene Untersuchung der Fahrstrecken.
„Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer und Co. Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind“, schreibt die IG Bau. „Die meisten Bauarbeiter haben ihre Zeit für diese Fahrten dem Chef bislang einfach geschenkt“, sagt dazu der Bezirksvorsitzende Klaus Michalak.
Die sei so nicht ganz richtig, sagt Obermeister Robert Kunz von der Bau-Innung Werra-Meißner auf Anfrage. „Die Entschädigung für Wegezeiten ist nicht neu. Bisher wurde diese pauschal mit 0,5 Prozent vom Lohn vergütet.“
Das Pestel-Institut komme laut IG Bau auf rund 26,7 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Werra-Meißner-Kreis damit rund 667 Mal um die Erde“, so Klaus Michalak weiter.
Die Wegezeit ist laut Michalak nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit. Dem stimmt Robert Kunz zu und erklärt, dass die Arbeiter nun eine exakt berechnete Vergütung für ihre Wegezeiten anstatt eine Pauschale, die unabhängig von unterschiedlichen Wegezeiten für alle Arbeitnehmer bisher prozentual gleich war, bekommen. Damit einhergehen würde aber auch ein deutlich höherer Aufwand für die einzelnen Betriebe, sagt Kunz. „Im einzelnen muss jede Wegstrecke berechnet und erfasst werden. Es geht um Wege zu Baustellen, die in Einzelfällen häufig wechseln. Für Michalak ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“.
Robert Kunz befürchtet, dass die Betriebe gezwungen werden, die entstehenden Mehraufwendungen am Markt durchzusetzen, also Mehrkosten an die Endkunden weitergeben werden.
So viel ist die Wegezeit wert
Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter jetzt – je nach Kilometern – zwischen sechs und acht Euro pro Tag. Bisher gab es eine Pauschale. Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es laut IG Bau eine Erstattung. Wer auf Montage ist und nicht jeden Tag nach Hause fahren kann, bekommt abhängig von der Strecke zwischen 18 und 78 Euro pro Woche. Wer das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. (hbk)