Hilfe im Dornröschenschlaf
Ippen-Stiftung unterstützt Trägerverein von Burg Ludwigstein
Still ist es derzeit auf Burg Ludwigstein: Kinder und Jugendliche, die sonst für Klassenfahrten und Bildungsprojekte das 600 Jahre alte Gemäuer besuchen, dürfen wegen der Corona-Pandemie seit Monaten nicht kommen. Es gibt keine Familienfeiern, keine Veranstaltungen von Pfadfindern und Bündischer Jugend, auch die traditionelle Winterbauhütte, bei der ehrenamtliche Helfer sonst Reparaturen vornehmen und die Burg auf die Saison vorbereiten, fiel aus.
Burg Ludwigstein – „Es ist nicht absehbar, wann wir wieder starten können“, sagt Kassenführer Thiemo Gerbich vom Vorstand des ehrenamtlich tätigen Trägervereins, der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein (VJL). Mit der Familienwoche zu Ostern, einer der wichtigsten Einnahmequellen für den Burgbetrieb, rechnet der VJL-Vorstand lieber noch nicht.
Die Burg hätte Anspruch auf die Finanzhilfen im Winter-Lockdown, so Gerbich. Doch die orientieren sich an den November-Einnahmen des Vorjahrs – und im Winter kommen auch sonst fast keine Gäste. Der Großteil des Burgbudgets muss auch ohne Pandemie im Gästebetrieb zwischen Ostern und Oktober erwirtschaftet werden. „Wenn der weiter ausfällt, wird der nächste Winter schwierig“, sagt VJL-Vorsitzende Tatjana Wander.
Einige der knapp 40 Mitarbeiter hätten sich bereits andere Jobs gesucht. Seit Monaten halten Teilnehmer von Freiwilligendiensten technische Einrichtungen wie Kläranlage, Heizung, Wasserversorgung und Schwimmbad instand. Auch ohne Gästebetrieb werden 15 000 Euro monatlich für die Unterhaltung der Burg benötigt. Zudem müssten dringend ein Giebel repariert und die Schwimmbad-Fenster getauscht werden. Wander: „Uns zerrinnt das Geld unter den Fingern.“
Deshalb gab es Ende März 2020 einen Spendenaufruf, dessen große Resonanz über viele Monate alle überrascht habe, sagt Vize-Vorsitzender Matti Zimmer. Mehr als 500 Spender wollten helfen – Mitglieder der VJL, Freunde aus Bündischen Kreisen, Menschen und Firmen aus der Region, Stammgäste. „Offenbar fühlen sich sehr viele Menschen mit der Burg verbunden“, sagt Schriftführerin Lisa Koch. „Eine Konfirmanden-Gruppen hat für den Spendenaufruf sogar einen Imagefilm gedreht“, so Vize-Kassenführerin Mona Martin.
Insgesamt ging eine sechsstellige Summe ein, die zumindest zeitweise hilft, die laufenden Kosten zu tragen, sagt Gerbich dankbar. Ob durch gemeinsame Ferien, Feiern und Arbeiten auf der Burg: „Die Verbundenheit ist über Jahre gewachsen – das zahlt sich jetzt aus.“
3000 Euro kommen nun von der Stiftung des HNA-Verlegers Dr. Dirk Ippen hinzu – um das große ehrenamtliche Engagement anzuerkennen, mit dem Menschen aus ganz Deutschland die Burg als Symbol der deutschen Jugendbewegung, als Begegnungsstätte und lebendigen Bildungsort erhalten wollen. „Über diese Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit haben wir uns sehr gefreut“, sagt Wander. Ein Teil der Spende soll daher bewusst für ein Helfer-Fest verwandt werden – nach dem Ende der Pandemie. (Friederike Steensen)