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Witzenhäuser Kirschwiesen sind Fledermaus-Hotspots

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Von: Wiebke Huck

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Elena Krannich untersuchte im Sommer, rund um Witzenhausen, gefangene Fledermäuse. Beim Durchleuchten der Flügel lässt sich das Alter der Tiere feststellen. Archi
Elena Krannich untersuchte im Sommer, rund um Witzenhausen, gefangene Fledermäuse. Beim Durchleuchten der Flügel lässt sich das Alter der Tiere feststellen. Archi © Wiebke Huck

Bechsteinfledermaus, Fransenfledermaus, Abendsegler und braunes Langohr heißen sie und sind nur vier von insgesamt 15 verschiedenen Fledermausarten, die bis jetzt in den alten Kirschwiesen rund um Witzenhausen nachgewiesen wurden. Die Fledermausspezialisten des Instituts für Tierökologie und Naturbildung aus Gonterskirchen im Landkreis Gießen bescheinigen dem Kirschenland Witzenhausen in ihrem Abschlussbericht damit eine deutschlandweit herausragende Vielfalt von Fledermausarten, die selbst die Experten überrascht hat.

Werra-Meißner – Im vergangenen Sommer untersuchten sie mit Netzfängen und bioakustischen Untersuchungen mehrere Tage lang das Fledemausvorkommen rund um die Kirschenstadt. „Das hier allein in den Obstwiesen entdeckte Arteninventar findet man normalerweise in ausgedehnten und strukturreichen Großschutzgebieten, wie zum Beispiel dem Nationalpark Kellerwald-Edersee, wenn man die verschiedenen Biotoptypen, wie Wiesen, Wälder und Bachtäler, gleichermaßen untersucht“, erläutert Diplom-Biologin Susanne Pfingst vom Landschaftspflegeverband des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land.

Die Untersuchungen belegen laut Pfingst, dass Kirschwiesen mit alten Hoch- und Halbstammbäumen hochdiverse Lebensräume darstellen, die mit vielen Baumhöhlen, Baumspalten und ihrem Insektenreichtum im Sommer eine außerordentliche Bedeutung für Fledermäuse haben. „Für viele Einheimische sind die alten Kirschwiesen mit den absterbenden und toten Hoch- und Halbstämmen ein bedrückender Anblick“, erklärt Susanne Pfingst und ergänzt „Das ist nachvollziehbar, denn Generationen haben hier mit Herzblut an der Gesundheit der Bäume gearbeitet, um mit den Witzenhäuser Kirschen ein herausragendes Produkt anbieten zu können. Ganz nebenbei haben sie mit der Kirschblüte Witzenhausen noch ein touristisches Highlight für die Region geschaffen“. Heute werden die meisten alten Obstwiesen aber nicht mehr genutzt und ihr Baumbestand nimmt immer weiter ab. Als besonders wertvolle Lebensräume, nicht nur für Fledermäuse, stehen viele Streuobstwiesen, auch solche mit bereits überalterten und abgestorbenen Bäumen, unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. In diesen gesetzlich geschützten Biotopen sind ausschließlich Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung der Obstwiesen, insbesondere auch des Baumbestandes, gestattet. „Solange keine tragfähigen Konzepte gefunden werden, die Anreize für eine lohnenswerte Nutzung der Streuobstwiesen schaffen, wird die Erhaltung dieser wertvollen Lebensräume allein auf den Schultern der Eigentümer und des Naturschutzes ruhen und deshalb punktuell bleiben“, resümiert die Biologin.

Der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land betreibt seit 2019 ein Streuobstprojekt im Witzenhäuser Stadtteil Wendershausen, in dem aus Landesmitteln inzwischen rund 300 Hochstämme nachgepflanzt wurden.

Eine Studie, die Wege zur Erhaltung der wertvollen Kulturlandschaft in der hessenweit bedeutsamen Streuobstregion um Neu-Eichenberg, Witzenhausen und Bad Sooden-Allendorf aufzeigen soll, wurde vom Geo-Naturpark bereits auf den Weg gebracht. Und auch die Fledermausvorkommen dort sollen noch detaillierter erforscht werden, sagt Susanne Pfingst.  (hbk)

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