Zwei alte Damen in Eschwege und Wichmannshausen um 56 000 Euro geprellt

Die Seniorinnen wurden am Mittwoch unabhängig voneinander Opfer von Telefonbetrügern. Die Polizei bittet dringend um HInweise.
Eschwege/Wichmannshausen - Zwei 76 und 82 Jahre alte Damen aus dem Landkreis sind am Mittwoch Opfer von Kriminellen geworden. Beide Frauen sind von Telefonbetrügern um hohe fünfstellige Eurosummen erleichtert worden.
Wie die Polizei im Fall der 76-jährigen Frau schildert, hatte diese am Mittwochmittag einen Betrag von insgesamt 35 000 Euro an eine ihr unbekannte Frau ausgehändigt. Zuvor hatten sich Betrüger am Telefon bei der Rentnerin gemeldet und ein Mann hatte vorgegeben, der Enkel der Frau zu sein, und ihr davon erzählt, dass er einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe.
Das Gespräch wurde dann an einen vermeintlichen Polizeibeamten weitergereicht, der der Frau offenbar glaubhaft einredete, dass eine Kaution für ihren Enkel gestellt werden müssen, um eine drohende Haftstrafe zu vermeiden. Das Geld sollte die Seniorin an einen Boten aushändigen. Als Übergabeort vereinbarten die Betrüger mit der Frau die Straße „Am Anger“ bei der Kirche in Wichmannshausen, wo etwa zwischen 13 Uhr und 13.30 Uhr eine etwa 40 Jahre alte Frau auftauchte und das Geld in einer Tüte in Empfang nahm.
Täterbeschreibung
Die Frau wird wie folgt beschrieben: südeuropäisches Aussehen, zirka 1,60 Meter groß, dunkelblonde, schulterlange, gewellte Haare; bekleidet war sie mit beigen Mantel, weißer Hose und schwarzen Schuhen.
Von dort, so die Polizei, verliert sich dann die Spur der unbekannten Geldempfängerin. „Durch den persönlichen Kontakt zwischen den echten Verwandten und der geprellten Seniorin stellte sich das Ganze dann letztlich als Betrug heraus“, so der Sprecher der Polizeidirektion Werra-Meißner, Alexander Först.
Gleiche Masche bei 82-jähriger Seniorin
Ähnliches wiederfuhr ebenfalls am Mittwoch der 82-jährigen Seniorin. Sie wurde morgens ebenfalls von Betrügern kontaktiert. Am Telefon gab sich ein Mann als Polizeibeamter namens Stefan Neumann aus und wickelte die Frau mit der Geschichte eines angeblichen Einbruchs in der Nachbarschaft um den Finger.
Bei der Festnahme von zwei Tätern einer Einbrecherbande seien dann die Daten der 82-Jährigen gefunden worden, was darauf schließen lasse, dass die Rentnerin das nächste Opfer der Bande werden könnte, machte der telefonbetrüger der Frau weis. Da darüber hinaus die Bande auch mit Bankmitarbeitern zusammenarbeite, seien auch die Vermögenswerte der Frau bei den Banken nicht mehr sicher. Dadurch konnten die Betrüger die Dame letztlich dazu bewegen, bei ihrem Kreditinstitut einen größeren Bargeldbetrag, insgesamt 21 000 Euro, abzuheben.
Später riefen die Betrüger dann nochmals bei der 82-Jährigen an und verunsicherten sie erneut, indem sie ihr erzählten, dass sie beim Geldabheben „beobachtet“ worden sei. Für eine „vorübergehende Sicherung“ des Geldes durch die Polizei solle sie das Geld nun in einem Umschlag an einem zuvor festgelegten Ablageort deponieren.
Täterbeschreibung
Nach derzeitigem Erkenntnisstand wurde der Umschlag am Mittwochnachmittag gegen 14.20 Uhr von einem etwa 30 bis 35 Jahre alten Mann mit Mobiltelefon abgeholt. Er soll dunkelhäutig mit kurzen, schwarzem Haar und gepflegtem Vollbart gewesen sein. Als die Seniorin später bei der Polizei anrief, offenbarte sich das Ganze ebenfalls als perfider Schwindel.
Jetzt bittet die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung. Insbesondere verdächtige Beobachtungen zu den Zeiten der Geldübergabe in Wichmannshausen nahe der Kirche oder bei der „Geldabholung“ in Eschwege nahe eines Wohnblocks an der Gartenstraße/Ecke Döhlestraße sind hier jetzt für die Kripo von entscheidender Bedeutung.
Es sei nicht unwahrscheinlich, dass die beiden abholenden Personen nach einem zunächst fußläufigen Entfernen vom Übergabeort zeitnah ein Fahrzeug nutzten.
Hinweise an die Eschweger Kriminalpolizei unter Tel. 0 56 51/9250.
Das rät die Polizei bei möglichen Telefonbetrug
Lassen Sie sich von einem oder mehreren Anrufern nicht drängen und unter Druck setzen.
Lassen Sie sich von dem Anrufer die Telefonnummer der Behörde (Polizei, Staatsanwaltschaft o.ä.) geben und überprüfen Sie diese mit bereits bekannten Nummern.
Sie können und dürfen das Gespräch jederzeit beenden, um mit ihren Angehörigen oder angeblich betroffenen Personen Rücksprache zu halten, insbesondere bei „finanziellen Forderungen“. Nutzen Sie dafür die Ihnen bekannten Rufnummern.
Erfüllen Sie keine finanziellen Forderungen, bevor Sie den Sachverhalt nicht überprüft haben.
Werden Sie hellhörig, wenn Ihnen die Möglichkeit einer Überprüfung des Sachverhaltes „aus zeitlicher Dringlichkeit“ oder ähnlich fadenscheinigen Gründen nicht gestattet wird.
Seien Sie misstrauisch, wenn die Kommunikation fast gänzlich über Handy abgewickelt werden soll und sie „dauerhaft erreichbar“ sein sollen und Gespräche nicht unterbrechen dürfen.
In diesem Zusammenhang wird daraufhin gewiesen, dass weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft bei Unfällen die Eltern/Angehörigen anruft und hohe Summen für eine Kaution fordert. Dabei handelt es sich um eine Betrugsmasche.
Übergeben Sie in diesem Zusammenhang niemals Geld an unbekannte Personen und seien Sie grundsätzlich misstrauisch gegenüber jeglichen Geldforderungen egal, ob per Post, per E-Mail, Messenger-Diensten oder eben am Telefon.
Die Polizei wird sie niemals auffordern, Geld oder andere Vermögenswerte „zur Sicherung vor einem Einbruch“ vorübergehend an die Polizei auszuhändigen oder gar im Vorfeld von der Bank abzuheben.
Informieren Sie Ihre Angehörigen und Mitmenschen über die Betrugsmasche.
Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt: über die Amtsleitung oder die Notrufnummer 110 und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
(Stefanie Salzmann)