Zum Beispiel beim Catering-Unternehmen Biond, das im Landkreis etwa 15 Kunden beliefert. Pressesprecher Martin Schiffter: „Bei unseren Kunden entwickelt sich der Fleischkonsum unterschiedlich. Insgesamt gibt es aber den großen Trend, dass zunehmend weniger Fleisch gegessen wird.“ Zuwider mancher Erwartungen sei diese Entwicklung nicht nur im städtischen, sondern auch im ländlichen Raum bemerkbar, sagt Schiffter.
Folge des zurückgehenden Fleischkonsums sei unter anderem, dass das Catering-Unternehmen im Februar 2022 auf Bitte von Schulen sein vegetarisches Angebot ausgeweitet habe. Ein Ende ist nach Meinung des Unternehmenssprechers nicht in Sicht. „Der Trend hat vor fünf Jahren begonnen und nimmt an Tempo zu.“
Auch in den Kantinen der Kreiskliniken mache sich die Entwicklung bemerkbar, teilt Alia Shuhaiber, Sprecherin des Landkreises, mit. „Wir nehmen in unseren Kreiskliniken wahr, dass der Fleischkonsum unserer Patienten generell etwas zurückgegangen ist. In unseren Küchen wird weniger Fleisch zubereitet.“ Bemerkbar sei der Trend nicht nur bei Patienten, sondern auch beim Klinikpersonal, das sich zum Teil vegetarisch ernähre.
Ähnliches berichtet auch Jasmin Bertelmann, stellvertrende Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ in Hofgeismar. „Vor etwa drei bis vier Jahren haben wir mit unserem Caterer gesprochen, damit es bei uns nur noch höchstens zwei Mal in der Woche ein Fleischgericht gibt.“ Die stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte sagt: „In unserer Kita versuchen wir ganz allgemein, möglichst regionale und faire Produkte zu verwenden. Auf den Fleischkonsum zu achten, gehört da meiner Meinung nach dazu.“
„Unsere Kunden fragen uns mittlerweile häufiger, woher das Fleisch kommt, das wir verkaufen“, sagt Elisa Hördemann. Die 28-Jährige ist Junior-Chefin der Landfleischerei Büttner in Breuna. Die Nachfrage in der Breunaer Fleischerei sei nicht gesunken. Allerdings habe sie festgestellt, dass die Menschen Fleisch jetzt bewusster einkaufen als noch vor einigen Jahren. Erstmals aufgefallen sei ihr dies zu Beginn der Pandemie. Das sei auch etwa in der Zeit des Tönniesskandals gewesen.
„Der Trend geht immer weiter dahin, dass die Menschen ihr Fleisch gerne regional und möglichst nicht aus der Massentierhaltung einkaufen möchten“, stellt die 28-Jährige fest. „Bei uns kommt das Fleisch direkt hier aus Breuna. Regionaler geht es gar nicht.“
Unsere Kunden fragen uns mittlerweile häufiger, woher das Fleisch kommt, das wir verkaufen.
Ähnlich wie Elisa Hördemann stellt auch Dirk Nutschan, Obermeister der Fleischer-Innung Kassel Stadt und Land fest: „Die Leute kaufen bewusster ein. Es wird jetzt mehr hochwertiges Fleisch gekauft.“ Betrachte man den Fleischkonsum in Deutschland, falle zudem auf, dass dieser allgemein zurückgehe, sagt der 52-Jährige mit Metzgerei in Espenau. Zur gesunkenen Nachfrage nach Fleisch habe in den vergangenen Monaten auch die finanzielle Lage einiger Kunden beigetragen, sagt Nutschan. „Durch die Energiekrise haben die Leute einige Monate lang bewusster eingekauft.“
Dass sich verändert, wie viel und welches Fleisch gegessen wird, merkt auch Michael Ehlert, Rewe-Marktleiter in Grebenstein. „Seit vier bis fünf Jahren fragen uns die Kunden häufiger, woher das Fleisch kommt, das wir verkaufen.“ Weil auffällig gewesen sei, dass sich die Kunden umorientieren, habe auch der Rewe-Markt umgestellt, sagt der 58-Jährige: „Wir haben mit Bauern in der Umgebung Kooperationsverträge abgeschlossen, die bessere Haltungsbedingungen ermöglichen. Dabei geht es zum Beispiel darum, dass die Tiere älter werden oder Spielzeug zum Knabbern haben.“
Für besseres Tierwohl seien seine Kunden zunehmend auch bereit, mehr zu zahlen, sagt der Marktleiter. „Die Leute greifen schon noch zu dem Billig-Fleisch, aber nicht mehr so stark. Ich denke, dass die Kunden von der Massentierhaltung weg hin zu mehr Tierwohl wollen.“ Auch die Nachfrage nach vollkommen fleischlosem Essen steige. „Das Sortiment von veganen und vegetarischen Produkten wächst ständig. Ich denke, mittlerweile gibt es für fast alles Ersatzprodukte.“
Bewusster zu konsumieren, dieses Ziel hat sich unter anderem auch die Evangelische Kindertagesstätte in Hofgeismar gesetzt. Als Teil des Projektes „Faire Kita“ achtet die Einrichtung darauf, besonders regionale und faire Produkte zu verwenden. Das gelte auch für den Fleischkonsum, sagt die stellvertretende Leiterin Jasmin Bertelmann. „Unser Caterer sagt uns, dass das gelieferte Fleisch regional ist.“
Darüber hinaus habe die Kindertagesstätte entschlossen, die Menge des Fleischkonsums zu senken: „Seit etwa drei bis vier Jahren erhalten wir nur noch zwei Mal wöchentlich ein Fleischgericht“, sagt die stellvertretende Kita-Leiterin.
Passend zur sich verändernden Nachfrage nach Fleisch hat der Lebensmitteldiscounter Lidl angekündigt, in den kommenden Jahren sein Angebot umzustellen. „Unser Ziel ist es, dass wir als Alternative zu tierischen Proteinquellen den Anteil pflanzenbasierter Proteinquellen in unserem Sortiment bis 2025 deutlich erhöhen“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage dieser Zeitung mit.
Auch der Lebensmitteldiscounter Aldi reagiert auf die Entwicklungen im Fleischkonsum. Pressesprecher Joachim Wehner teilt auf Anfrage mit: „Im Rahmen unseres Projekts ‘Haltungswechsel’ haben wir uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 nur noch Frischfleisch und Trinkmilch aus den höheren Haltungsformen 3 und 4 zu handeln. An diesen Zielen halten wir unverändert fest.“ (Maike Lorenz)