Kirchenkreis Hofgeismar-Wolfhagen berät Ausdünnung des Pfarrhaus-Netzes

Gestiegene Baukosten, Sanierungsstau und fehlende Bewohner– die Pfarrhäuser werden für die evangelische Kirche in der Region zur finanziellen Belastung.
Wolfhagen – Die Zahl der Gläubigen schrumpft, die Zahl der Pfarrstellen ebenfalls und nun wohl auch bald die der Pfarrhäuser. Zu hohe Baukosten, zu wenig Einnahmen und ein veränderter Bedarf sind Gründe. Thema war diese Herausforderung auch auf der Synode des Kirchenkreises Hofgeismar-Wolfhagen, erklärt Sprecher Sven Wollert. Er verweist dazu auf einen Vortrag von Pfarrerin Anja Fülling, die aus einer Arbeitsgruppe des Kirchenkreisvorstandes berichtete.
Sie verglich zu Beginn die Entwicklung der Volksschulen und der evangelischen Kirche. Bei Schulen seien mit der Zeit Standorte zusammengelegt worden, Lehrer hätten sich spezialisiert, Wohnungen wurden aufgelöst und das verpflichtende Wohnen am Schulort aufgegeben. Auch bei den Pfarrstellen habe es Spezialisierungen gegeben – zum Beispiel für Kliniken, Altenheime oder Gefängnisse. „Allerdings ist das Pfarrstellennetz in der Fläche ähnlich erhalten geblieben.“
Früher habe man es sich aufgrund der Kirchensteuereinnahmen leisten können, so viele Pfarrhäuser vorzuhalten. „Doch nun sind die fetten Jahre vorbei. Wir müssen unseren Gebäudebestand den Finanzen anpassen“, sagte Fülling. 36 Pfarrhäuser in sehr unterschiedlichem Zustand gibt es aktuell im Kirchenkreis. Nicht alle werden überhaupt bewohnt.
„Die Baumittel sind knapp“, erklärte Fülling. Pro Jahr stehe dem Kirchenkreis gut eine Million Euro für alle Gebäude zur Verfügung. Dem gegenüber stehe ein Sanierungsstau, für dessen Abbau etwa neun Millionen Euro vonnöten seien. Die Hälfte des Jahresbudgets werde für kleinere Projekte wie Reparaturen verwendet. Da bei heutigen Preisen für eine umfangreiche Grundsanierung auch hohe sechsstellige Beträge aufgerufen würden, müsse priorisiert werden – entweder Kirchendach oder Pfarrhaus.
Der zweite Faktor sei das Personal. „Die Pfarrpersonen werden knapp. Die Babyboomer gehen in den Ruhestand, und es kommen längst nicht so viele junge Kollegen nach“, so Fülling. Die Attraktivität der Pfarrhäuser sei auch ein wichtiger Faktor, um neues Personal zu gewinnen und zu halten. Im Moment sei es so, dass Inhaber von ganzen Stellen die Pflicht haben, im Pfarrhaus zu wohnen. Ob das so bleiben wird, sei fraglich. Darüber müsse man nachdenken.
Das Wohnen im Pfarrhaus werde von Pfarrern auch ganz unterschiedlich bewertet. Manche täten das gerne, solange die Häuser schön seien, andere würden sich grundsätzlich lieber selbst ihren Wohnraum wählen. Nicht immer passe das Haus, etwa von der Größe, auch zur Lebens- und Familiensituation. Und man müsse bedenken, wohnen im Pfarrhaus sei keinesfalls umsonst, wie manche denken. Verkompliziert würden all diese Überlegungen auch von der angespannten Lage am Wohnungsmarkt, der es mitunter gar nicht so einfach mache, Wohnraum zu finden.
Aktuell würde beraten, welche Pfarrhäuser erhalten und welche verkauft werden, wo es sich lohne zu investieren und wo nicht. Kriterien, die diskutiert würden, seien vielfältig. So spiele etwa eine Rolle, wie hoch der Sanierungsbedarf ist.
Es sei aber auch wichtig, sich die umliegende Infrastruktur anzuschauen – etwa die Nähe zu Schule, Kita und Einkaufsmöglichkeiten. Gleichzeitig müsse beachtet werden, dass sich die verbleibenden Häuser nicht in einer Ecke des Kirchenkreises besonders ballen. Man hoffe, so Pfarrerin Fülling, im Herbst bei der Synode konkretere Ergebnisse der Arbeit vorstellen zu können.
Weitere Informationen: Ein Video zur Synode gibt es auf zu.hna.de/synode23