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Es fehlen immer mehr Schiedsrichter im Landkreis Kassel

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Von: Paul Bröker

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Kreisschiedsrichterobmann
Er ist dabeigeblieben: Schiedsrichter Fabrice Jordan aus Trendelburg. Auf dem Foto pfeift er am 24. Februar 2022 das Kreis-Freundschaftsspiel SV Espenau – SG Reinhardshagen in Immenhausen.  © Fabrice Jordan

Wenig Respekt vor ihrer Arbeit und große Personalsorgen: Fußballschiedsrichter stehen immer häufiger im Mittelpunkt - auch im Landkreis Kassel.

So sorgte im Profibereich ein Vorfall beim Drittliga-Spiel zwischen dem FSV Zwickau und Rot-Weiss Essen für Aufsehen. Ein Sponsor hatte Schiedsrichter Nicolas Winter in der Halbzeitpause mit Bier überschüttet. Dieser brach das Spiel daraufhin ab.

Für den Fußballkreis Hofgeismar-Wolfhagen beklagt der zuständige Kreisschiedsrichterobmann (KSO) Mike Britting massive Probleme bereits in der D-Jugend, bei den Zehn- bis Zwölfjährigen. Schiedsrichter seien von Trainern, aber auch Zuschauern angefeindet worden. „Was die Zuschauer teilweise schreien, das geht auf keine Kuhhaut“, sagt Britting.

Das Hauptproblem der eignen Zunft sei aber der Nachwuchsmangel. Ehemals hätten 120 Aktive in seinem Kreis gepfiffen. „Jetzt sind es knapp 80“, sagt Britting. Das Problem: „Die spielen zum Teil selbst noch Fußball, sind im Urlaub oder verletzen sich auch mal.“ Die Folge: „Es wird immer schwieriger, unsere Spiele zu besetzen.“ Manche Kollegen würden am Vormittag Juniorenspiele pfeifen, am Nachmittag dann die Seniorenspiele.

Doch Britting ist nicht hoffnungslos. „Es wird einen Aha-Moment geben“, sagt er. Denn seit dem 1. Juli vergangenen Jahres gilt das neue Pflichtsoll. Das heißt: Pro gemeldeter Mannschaft muss ein Verein auf eine bestimmte Anzahl an Einsätzen seiner Schiedsrichter kommen. Für ein Kreisliga-Team sind das nun 15 Spiele. „Je höher der Verein, desto mehr müssen seine Schiris pfeifen“, erklärt Britting. Sonst drohen Geldstrafen und Punktabzug, wie es etwa dem KSV Hessen Kassel in der Oberliga-Saison 2018/19 ergangen war.

Ömer Demiray, der als KSO für den Fußballkreis Kassel zuständig ist, bestätigt die Nachwuchssorgen. „Das ist deutschlandweit das größte Problem“, sagt er. In Stadt und Altkreis Kassel seien vor Corona 176 Schiris aktiv gewesen, übrig seien 155. Es sei schwierig, das Hobby gut darzustellen bei Berichten über Gewalt. „Der Umgangston auf dem Platz sollte wertschätzend und respektvoll sein.“

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