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Die Dörnberger Kirche bot Schutz vor Feuer und Raubrittern

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Von: Evelina Kern

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Die Gemeinde der evangelischen Kirche Dörnberg umfasst inzwischen etwa 1200 Glaubensmitglieder. Unser Foto zeigt das Gotteshaus im Jahr 2023.
Die Gemeinde der evangelischen Kirche Dörnberg umfasst inzwischen etwa 1200 Glaubensmitglieder. © Fotos: Evelina Kern

Die Kirchen sind der Mittelpunkt eines Ortes. Wir stellen einige Gotteshäuser im Landkreis Kassel und ihre Geschichten in einer Serie vor. Heute besuchen wir die Kirche in Dörnberg.

Dörnberg – Die Dörnberger Kirche hat sich im Laufe der Zeit schon einige Male verändert. Geschulten Augen oder Personen, die die Historie des alten Gebäudes kennen, werden sie vermutlich auch gleich ins Auge fallen: die Baunähte, die viele Stellen des Gebäudes zieren. Denn in den vergangenen Jahrhunderten wandelte sich das Bauwerk vom Wehrturm zum heutigen Gotteshaus.

Der älteste Teil der Kirche ist der Kirchturm. Laut Überlieferung soll sich die steinerne Baute bereits seit 1160 auf dem Dörnberger Boden erstreckt haben, sagt Peter Schnegelsberg, Mitglied des Kirchenvorstands. „Die alte Wehrkirche bot der Bevölkerung Schutz und diente zur Verteidigung“, erklärt Schnegelsberg.

Schließlich war die Dörnberger Bevölkerung dort vor Feuer und den Raubrittern im 11. und 12. Jahrhundert sicher. In Erdgeschoss des Turms befand sich damals eine kleine Kapelle. „Mithilfe einer Leiter war der Turm über den Eingang in fünf Meter Höhe zu erreichen. Näherten sich Feinde, zog man die Leiter schnell wieder ein.“ Im Laufe der Jahre wuchs der Turm jedoch auch weiter in die Höhe. Denn damals reichte seine Spitze nur bis zur heutigen Turmuhr.

Peter Schnegelsberg
: Kirchenvorstand Dörnberg
Peter Schnegelsberg: Kirchenvorstand Dörnberg © Kern, Evelina

Erst viele Jahre später, um 1925, ergänzten die Stützpfeiler am Turm das heutige Bild: „Damals schlug der Blitz in die Kirche ein. Sie drohte zu spalten“, so Schnegelsberg. An der anderen Seite des romanischen Turms erstreckt sich eine gotische Kapelle. Als sie erstmals errichtet wurde, war sie noch kleiner. Gegen Mitte des 15. Jahrhunderts vergrößerte sie sich aber gemeinsam mit der Bevölkerung Dörnbergs. „Da sie aber immer noch den Zweck einer Wehrkirche hatte, waren die Fenster ganz klein. Die heutigen Fenster sind nicht mehr aus der Zeit“, sagt Schnegelsberg.

Heutzutage gehören etwa 1200 Menschen zur Dörnberger Gemeinde. Gemeinsam mit allen wäre ein Gottesdienst aber nicht zu bewerkstelligen, denn: „Wenn sich die Personen nahe nebeneinandersetzen, passen in die Kirche etwa 150 Personen rein.“ Eine weitere Baunaht entstand, als das Gotteshaus 1509 um den Chorraum erweitert wurde. Hier liegen die Besonderheiten aber vor allem im Inneren. Die Wände des Chorraums sind geschmückt mit Bildern zahlreicher Bibelstellen: An der Ostseite ziert zum Beispiel der heilige Martin die Wand, wie er dem Bettler ein Stück seines Mantels abtrennt. „Früher waren die Predigten in der Kirche auf Latein. Das hat die Bevölkerung nicht verstanden. Auch nur sehr wenige von ihnen konnten lesen“, erklärt Schnegelsberg. Deswegen habe man versucht die Bibelgeschichten in Bildern an die Wand zu bringen.

Mit ehrfurchtsvollem Blick: Die Teufelsdarstellung an der Wand hinter dem Altar war lange Zeit zugehängt.
Mit ehrfurchtsvollem Blick: Die Teufelsdarstellung an der Wand hinter dem Altar war lange Zeit zugehängt. © Kern, Evelina

Besonders viele Frage wirft aber eine Abbildung auf. Zwischen all den Heiligen an den Wänden der Dörnberger Kirche wirkt er fast fremd: Denn auch der Teufel ist an der Ostwand der Kirche verewigt. Im Gepäck trägt er einen Spielmann, den er skeptisch mustert. Vor allem im späten Mittelalter tauchen Darstellungen des Teufels häufig auf, erklärt Schnegelsberg. „Bis in die 60er Jahre versteckte man den Teufel hier in der Kirche hinter einem Vorhang.“

Innenraum der Kirche vor 1934: Unter Landgraf Moritz mussten die Bilder weichen. Repro: Peter Schnegelsberg/nh
Innenraum der Kirche vor 1934: Unter Landgraf Moritz mussten die Bilder weichen. Repro: Peter Schnegelsberg/nh © Privat
Kirche Dörnberg heute: Der Innenraum mit all den Verzierungen.
Kirche Dörnberg heute: Der Innenraum mit all den Verzierungen. © Kern, Evelina

Mit Beginn des 17. Jahrhunderts mussten aber alle Gemälde an der Wand weichen. Als der Landgraf Moritz den calvinistischen Glauben für sich entdeckte, wurden die Bilder mit weißer Kalkfarbe übermalt oder teilweise abgeschlagen. Erst Anfang der 1930er Jahre wurden die Gemälde unter der Kalkfarbe teilweise wieder hervorgeholt.

Die letzten Veränderungen an der Kirche nahm man in den 90-er Jahren vor: Aufgrund der Witterung lösten sich die Tuffsteine aus den Mauerwerken und fielen hinunter, sagt Schnegelsberg. Darum entschied sich der damalige Kirchenvorstand dafür, zumindest den Turm zu verputzen. (evk)

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